China vornweg, Japan sucht Anschluss

Im 3-D-Druck könnten die Pläne der Ostasiaten unterschiedlicher kaum sein

China vornweg, Japan sucht Anschluss

ds Düsseldorf – Bislang dominieren US-amerikanische und europäische Unternehmen den Weltmarkt für 3-D-Drucker. Doch chinesische Maschinenbauer, die lange auf Masse, seit Neuestem aber verstärkt auf Klasse setzen, haben auch in der Spezialdisziplin additive Fertigung große Ambitionen. “China will in 25 Jahren den 3-D-Druck weltweit dominieren, auch bei der Herstellung von 3-D-Druckern. Und China wird das schaffen”, sagt Gordon Styles, President des chinesischen 3-D-Druckspezialisten Star Prototype China Ltd. aus Zhongshan. Große AmbitionenDer Manager, der seit 22 Jahren in der Branche tätig ist, davon zehn Jahre in China, berichtete auf der Branchenfachmesse Euromold geradezu enthusiastisch darüber, wie die neue Technik in der Volksrepublik vorangetrieben werde. In fast jeder Universität des Landes gebe es inzwischen einen 3-D-Drucker, und dass bald 400 000 Grundschulen in China mit den Geräten ausgestattet sein sollen, hält er für realistisch.Von China als Fertigungsstandort zeichnete Styles ein differenziertes Bild und widersprach dabei teilweise vehement gängigen Thesen: “Das ganze Gerede darüber, dass Arbeitskräfte in China immer teurer werden, ist nicht wahr. Das billige China gibt es noch immer”, sagt Styles. Die Arbeitskosten liegen aus seiner Sicht bei etwa einem Achtel bis einem Sechstel des Niveaus der westlichen Welt; Problem sei allerdings, dass die Menschen bis zu viermal so lange brauchten, um einen Job zu erledigen, und der Anspruch, gleich beim ersten Mal Qualität zu liefern, nicht sehr verbreitet sei.Dass das Geschäftsklima in China extrem rau ist, bestätigte auch Styles. Das Motto “Kill the competition” nehme man in China zuweilen gar wörtlich, sagte er. Und dass Chinesen zum Copyright ein anderes Verhältnis haben als Europäer, Japaner und Amerikaner bekräftigte er ebenfalls mit Nachdruck. Als er einen Wettbewerber darauf angesprochen habe, dass es nicht angehe, einfach seinen kompletten Internetauftritt abzukupfern, habe der nur verständnislos geantwortet: “Seien Sie doch stolz darauf, dass wir uns sogar die Mühe machen, Sie zu kopieren!”Als Hersteller von 3-D-Druckmaschinen ist China noch klein, aber keine zu vernachlässigende Größe. Gemessen an der Zahl der verkauften Maschinen hat China laut dem Wohlers Report einen Weltmarktanteil von 3,6 % und liegt damit zwar meilenweit von den USA (66 %) und Europa (14 %) entfernt, hat aber bereits Japan (3,1 %) überrundet.Dass Japan in der Zukunftstechnik 3-D-Druck ziemlich abgeschlagen ist, räumte Hidefumi Aoyama, Manager beim japanischen 3-D-Druckserviceanbieter Aspect Inc., unumwunden ein. “Japan ist bei additiver Fertigung zurückgefallen”, sagte er und erinnerte fast wehmütig an die Zeit, als Nippon noch an der Spitze stand: Bereits 1980 habe der Japaner Hideo Kodama ein Patent zum 3-D-Druck vorgelegt, also vier Jahre vor dem US-Amerikaner Chuck Hull, der gemeinhin als Erfinder des 3-D-Drucks gilt. Doch während die Amerikaner die Technik vorantrieben, habe Japan nicht nur den Vorsprung verloren, sondern sogar den Anschluss verpasst – auch deshalb, weil die extrem konservative Geschäftskultur in Japan nicht zugelassen habe, Unkonventionelles zu wagen, und man der Technik nicht zugetraut habe, für die industrielle Fertigung jemals relevant zu werden. Bescheidene ZieleDavon, dass Japan im 3-D-Druck wie die Chinesen an die Spitze will, war bei dem japanischen Manager nicht im Entferntesten die Rede. Mit dem Hype des 3-D-Drucks habe man aber auch in Japan erkannt, dass die Technik Potenzial habe. Anders als in China setzt man sich mit Regierungsprojekten aber eher bescheidene Ziele – etwa eine Maschine zu bauen, die weniger als 400 000 Dollar kostet und zehnmal produktiver als ein aktuelles Modell ist. Und die großen Hersteller von zweidimensionalen Druckern wie Canon, Fuji, Ricoh und Epson hätten das Thema 3-D inzwischen auch entdeckt.