China zieht den Stecker für ausländische Computer
nh Schanghai
Als neueste Facette der chinesischen Abschottungspolitik im Technologiesektor hat die Führung in Peking eine Verordnung erlassen, der zufolge Regierungsbehörden und mit Staatskapital unterfütterte Unternehmen in Zukunft auf die Nutzung von Arbeitscomputern und anderem IT-Zubehör ausländischer Hersteller verzichten müssen. Nach Informationen von Bloomberg sieht der Plan vor, dass binnen der nächsten zwei Jahre sämtliche ausländische PC-Hardware-Ausrüstungen und Betriebssoftware aus dem öffentlichen Dienst sowie den Staatsunternehmen verschwinden und durch heimische Produkte ersetzt werden müssen. Nach ersten vorsichtigen Schätzungen würde dies bedeuten, dass allein auf zentraler Regierungs- und Behördenebene mindestens 50 Millionen Geräte entsprechend auszutauschen sind.
Analysten halten die Gerüchte zur anstehenden Verbannung von ausländischer Hard- und Software aus dem öffentlichen Dienst für stichhaltig. Im Zuge der wachsenden geo- und industriepolitischen Konfliktsituation zwischen China und den USA und einem dezidierten Technologiestreit zwischen den beiden weltgrößten Volkswirtschaften hatte es in den letzten Jahren bereits mehrfache Anläufe von chinesischer Seite gegeben, heimische Alternativen für US-Betriebssysteme zu entwickeln und auf der Hardware-Seite das Beschaffungsmanagement im öffentlichen Dienst und den Staatsunternehmen zugunsten von Produkten heimischer Hersteller neu auszurichten.
Die Nachricht von der Kampagne gegen ausländische PC-Ausrüster hat am Freitag die Aktie des weltmarktführenden chinesischen Computerbauers Lenovo in einem stark baissierenden Hongkonger Markt um gut 2% avancieren lassen. Der Softwareentwickler Kingsoft kletterte um gut 3%. Auf dem Festland profitierten vor allem die Aktien des Server-Herstellers Inspur und der China National Software & Service Co., die um 7 beziehungsweise 10% ansprangen. Demgegenüber gaben die amerikanischen PC-Hersteller Dell und HP in New York um knapp 3% nach.
Wertberichtigt Seite 6