Chinas Autoindustrie drängt mit Macht nach Westen

PwC: Mehr Investitionen von Asien nach Europa und Nordamerika als in umgekehrter Richtung

Chinas Autoindustrie drängt mit Macht nach Westen

wb Frankfurt – Investoren aus China drücken in der Automobilindustrie auf die Tube. Im vergangenen Jahr gab es in der Branche weltweit 594 Fusionen, Beteiligungen oder Übernahmen mit einem veröffentlichten Gesamtwert von 45 Mrd. Dollar nach 520 Deals für 25 Mrd. Dollar zuvor. Investoren aus Asien trugen mit 14 Mrd. Dollar 31 % zum globalen M & A-Volumen bei, wie eine Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC zeigt.Demnach flossen mehr Investitionen von Asien nach Europa und Nordamerika als in umgekehrter Richtung. Asiatische Unternehmen beteiligten sich mit 3,8 Mrd. Dollar in Übersee, während aus Europa 3,3 Mrd. Dollar und aus Nordamerika lediglich 1,3 Mrd. Dollar in anderen Regionen investiert wurden.Unternehmen aus dem Osten gehe es vorrangig um Zugang zu Herstellern und zu Technologie. Martin Schwarzer, Partner und M & A-Experte für Chinas Automarkt bei PwC, erwartet noch deutlich mehr, da die chinesische Industrie Akquisitionen als Wachstumsbeschleuniger nutze.Bislang haben chinesische Staatsbetriebe und wenige Privatunternehmen im Ausland vor allem in den strategisch wichtigen Sektoren Energie und Rohstoffe investiert. In den vorigen zwei Jahren gingen laut PwC gerade 2 % aller Auslandsinvestitionen in die PS-Branche. Doch dürften sich die Gewichte verschieben, da China die Autoindustrie als Schlüsselbranche definiert und den heimischen Markt nicht mehr ausländischen Herstellern überlassen will.Um die chinesische Autoindustrie wettbewerbsfähig zu machen, setze der Staat auf Übernahmen in den etablierten Industriestaaten. Im Fokus stünden gut positionierte Marktführer und technologisch starke Zulieferer. “Dabei ziehen chinesische Investoren auch Übernahmen von insolventen oder in der Restrukturierung befindlichen Unternehmen in Erwägung”, sagt Schwarzer. Die deutsche Zulieferindustrie ist von kleinen bis mittelgroßen Betrieben (100 Mill. bis 500 Mill. Euro Umsatz) geprägt, die zum Akquisitionsfokus der Chinesen passten. Im vergangenen Jahr traten chinesische Investoren in der deutschen Autoindustrie erstmals in Erscheinung.Schwarzer will nicht ausschließen, dass die jüngsten Zukäufe den Beginn einer Konsolidierungswelle in der deutschen Zulieferindustrie markierten. Denn Investoren aus der Volksrepublik orientieren sich weniger an kurzfristiger Renditeoptimierung der neuen Töchter als an deren Technologie. Es gehe ihnen darum, die Technologie im Heimatmarkt einzusetzen. “Dies dürfte den Preiswettbewerb in der Branche verschärfen und so weitere Zulieferer zu Übernahmekandidaten werden lassen.”Gleichzeitig sei die Akzeptanz von Investoren aus dem Reich der Mitte bei den Mitarbeitern und Herstellern deutlich gestiegen. In den M & A-Prozessen gälten die Interessenten als “verlässliche Verhandlungspartner”, die attraktive Preise böten. Die Erfahrung zeige, dass die Übernahmefinanzierung aufgrund der Förderung durch die Regierung in der Regel unproblematisch sei.