Chinas Automarkt wächst auch im August

Moody's hebt Branchenausblick von negativ auf stabil - Globale Erholung viel langsamer als nach 2009

Chinas Automarkt wächst auch im August

dpa-afx/scd Peking/Frankfurt – Während der europäische Automarkt im August wieder etwas Schwäche gezeigt hat, hat der chinesische Automarkt an die bessere Entwicklung nach dem Corona-Lockdown angeknüpft. Im vergangenen Monat wurden mit 1,73 Millionen Autos knapp 9 % mehr Fahrzeuge an die Endkunden verkauft als vor einem Jahr, wie der Branchenverband PCA (China Passenger Car Association) am Dienstag in Peking mitteilte.Bereits im Juli hatten die Verkäufe ähnlich stark (knapp 8 %) über dem Vorjahresmonat gelegen. Vergangene Woche hatte der Verband auf Basis vorläufiger Zahlen allerdings noch von einem Plus von rund 10 % gesprochen. Der PCA zählt den Verkauf von Pkw, SUVs und kleineren Nutzfahrzeugen an die Endkunden. Der Herstellerverband CAAM (China Association of Automobile Manufacturers) bezieht dagegen auch schwere Nutzfahrzeuge in seine Statistik ein und misst den Absatz der Hersteller an die Händler. Hier hatte der CAAM in der vergangenen Woche anhand von Eckdaten ein Plus von 11,3 % für den August in Aussicht gestellt.China ist der mit Abstand wichtigste Einzelmarkt der deutschen Autokonzerne Volkswagen (inklusive Audi und Porsche), Daimler und BMW. Die Covid-19-Pandemie hatte in China früh im Jahr das Wirtschaftsleben lahmgelegt, allerdings fuhren die Autofabriken auch früher als in Europa und Nordamerika wieder hoch. E-Autos gefragterEinen deutlichen Schub erhielt die Nachfrage nach Elektroautos im Reich der Mitte. Diese hatte in den vergangenen Monaten kräftig nachgelassen, nachdem die Regierung in Peking zur Jahresmitte 2019 die Subventionen für den Erwerb von E-Autos reduziert hatte. Im August wuchs der E-Auto-Absatz um 45 % auf 82 500 Stück. Tesla, die zum Jahresanfang begonnen hatte, aus ihrer neuen Gigafactory in Schanghai zu liefern, setzte 11 800 Autos in China ab und lag damit bei den Anbietern alternativ angetriebener Pkw auf Rang 3 hinter SAIC und BYD. In den vergangenen Monaten hatte Tesla die Produktion und auch die Auslieferungszahlen stetig gesteigert.Die Analysten von Moody’s, die zuletzt einen negativen Ausblick für die weltweite Automobilbranche gegeben hatten, änderten ihren Ausblick auf stabil. Die Autonachfrage habe die Talsohle durchschritten und werde sich deutlich erholen, begründete die Ratingagentur. Im ersten Halbjahr habe der weltweite Absatzrückgang 27 % betragen. Nun dürfte die Erholungskurve recht steil beginnen. Allerdings erwarten die Analysten der Ratingagentur eine vollständige Erholung auf das Vorkrisenniveau von 95 Millionen Neuzulassungen im Jahr erst zur Mitte der Dekade. Die aktuelle Krise der Autokonjunktur sei tiefgreifender als 2009, erklärt Moody’s, und werde daher auch eine längere Erholungsphase nach sich ziehen. Das liege auch daran, dass die komplizierten Restrukturierungen und Modernisierungen, die die Autobauer vor sich haben, zusätzliche Risiken bergen.Für 2020 rechnet Moody’s nun mit einem 19-prozentigen Absatzrückgang auf 73 Millionen Pkw. Das ist eine etwas positivere Einschätzung als zuvor. Mitte Mai hatte die Ratingagentur ihren Ausblick für die Branche zum dritten Mal im laufenden Jahr gesenkt und ein Minus von 20 % in Aussicht gestellt. 2021 soll der Absatz dann etwa um ein knappes Zehntel auf 80 Millionen Autos anziehen. Zum Vergleich: 2007 bis 2009 war der Absatz in der Branche insgesamt um 11 % gefallen und 2010 wieder auf Rekordniveau. Regionale UnterschiedeMoody’s erwartet eine regional ungleiche Erholung, bei der China und Korea schnell wieder auf Vorkrisenniveau kommen, während Nordamerika und Europa länger brauchen dürften. Doch auch dieser mit Molltönen gespickte Ausblick könnte noch nach unten korrigiert werden müssen, wenn sich die Geschwindigkeit der Erholung über die nächsten ein bis eineinhalb Jahre nicht aufrechterhalten lasse.