nh Schanghai – Chinas eingetrübte Konjunktur hinterlässt nun auch auf dem weltgrößten Automarkt deutliche Spuren. Bei der am Montag angelaufenen internationalen Automesse in Schanghai purzeln zwar mit über 2 000 Ausstellern aus 18 Ländern und mehr als 100 Weltpremieren für Fahrzeuge die Rekorde, doch überwiegen die Molltöne bezüglich der Wachstumsaussichten in einem Markt, der zum wichtigsten Gewinnbringer für globale Autokonzerne avanciert ist.Die deutschen Autobauer stehen im von ihnen besonders stark besetzten Premiumsegment vor neuen Herausforderungen: Im ersten Quartal ist das Wachstum für Oberklassefahrzeuge in China auf 5 % zurückgekommen. Insgesamt kam der chinesische Pkw-Markt im ersten Quartal zwar überraschend gut in Fahrt, das liegt jedoch am Boom bei kompakteren Fahrzeugen und kostengünstigen Sports Utility Vehicles (SUV) sowie Multi Purpose Vehicles (MPV), bei denen vor allem chinesische Eigenmarken die Nase vorne haben.Experten rechnen mit einer Abkühlung des chinesischen Pkw-Marktes. Beim Verband der Automobilindustrie (VDA) wird das Wachstum für 2015 vorsichtig auf noch mindestens 6 % veranschlagt. Die deutschen Autobauer sehen dennoch Chancen, im sich rasch wandelnden Nachfrageumfeld mit mehr hochwertigen Kompaktmodellen und Geländewagen aus lokaler Produktion das Geschäft anzukurbeln und ihren in den ersten beiden Monaten des Jahres auf 23 % ausgedehnten Marktanteil zu behaupten. Bei BMW und Audi wird für 2015 mit mittlerem bis hohem einstelligen Wachstum gerechnet, Mercedes ist zuversichtlich, von einer niedrigeren Ausgangsbasis aus mit zweistelligem Wachstum weiter aufzuholen.Die Volkswagen-Gruppe tut sich mit der Kernmarke VW derzeit allerdings ungewohnt schwer. Der Marktführer in China ist in den derzeitigen Boom-Segmenten nicht mit lokal produzierten Modellen vertreten. Mit Enttäuschung wurde in Schanghai auch die Abwesenheit von VW-Konzernchef Martin Winterkorn registriert, der seinen Besuch wegen eines grippalen Infekts absagen ließ.Auch am Montag stand die VW-Aktie unter dem Eindruck des Wolfsburger Führungsgerangels sowie möglicherweise schwacher China-Perspektiven. Die Vorzüge büßten 1,8 % ein. Damit war VW der einzige Dax-Wert, der im roten Bereich schloss.—– Notiert in Schanghai Seite 8- Schwerpunkt Seite 13