Chinas Industriegewinne verlieren an Schwung

Schwacher Zuwachs im Dezember - Rohstoffpreise machen die Musik - Staatsfirmen hinken hinterher

Chinas Industriegewinne verlieren an Schwung

nh Schanghai – Die Gewinne chinesischer Industrieunternehmen haben sich im Dezember überraschend schwach entwickelt und konterkarieren damit den flotten Aufschwung im Herbst. Nach Angaben des chinesischen Statistikbüros stiegen die Industriegewinne im Dezember gegenüber Vorjahresmonat nur noch um 2,3 % auf 844 Mrd. Yuan (rund 116 Mrd. Euro). Zuvor hatte man im November einen besonders kräftigen Sprung um 14,5 % verzeichnet.Ein Sprecher des Statistikbüros führte die schwächere Entwicklung im Dezember in erster Linie auf volatile Ölpreise sowie Basiseffekte zurück. Insbesondere im Bereich der Konsumelektronik sah man eine negative Entwicklung mit einem Rückgang der Profite im Dezember um knapp 11 %. Für das Gesamtjahr 2016 steht nun ein Anstieg der chinesischen Industriegewinne von 8,5 % zu Buche – das bedeutet den kräftigsten Wert seit drei Jahren. Dabei hat allerdings insbesondere die Entwicklung von Rohstoffpreisen eine dominierende Rolle gespielt. Kohle und Stahl als RennerDer starke Anstieg der Weltmarktpreise für Rohöl, Kohle und Metalle hat in den zuvor stark beeinträchtigten chinesischen Sektorunternehmen einen gewaltigen Ertragsswing bewirkt. Über das Jahr hinweg sind die Gewinne bei chinesischen Stahlunternehmen um 232 % in die Höhe geschnellt, im Kohlebergbau sah man ein Plus von 224 %.Sieht man einmal von den Sonderentwicklungen im Rohstoffsektor ab, nimmt sich die Entwicklung der chinesischen Industriegewinne deutlich weniger positiv aus. Beim Statistikamt wird denn auch auf die starken Basiseffekte verwiesen, so dass bei Fortschreibung in die Zukunft nun wieder ein gedrosseltes Tempo anstehen dürfte. Gegenwärtig sehe man noch keine stabile Basis für nachhaltige Fortschritte im sekundären Sektor, so die Behörde. Dabei wird unter anderem auch auf weiter ansteigende Lohn- und andere Faktorkosten, eine ungleichgewichtige Nachfragestruktur und eine verschlechterte Zahlungsmoral als potenzielle Hindernisse verwiesen. Hohe VerschuldungNach wie vor gelten Chinas Staatsunternehmen als potenzielle weiche Flanke. Wie aus parallelen Angaben des Finanzministeriums hervorgeht, sind die Gewinne chinesischer Staatsfirmen im Jahr 2016 nur um 1,7 % auf 2,3 Bill. Yuan vorangekommen, während die Umsätze um 2,6 % auf 45,6 Bill. Yuan wuchsen. Als ein Sorgenfaktor gilt nach wie vor die hohe Verschuldungsrate der chinesischen Staatsunternehmen. Deren Verbindlichkeiten sind im vergangenen Jahr um weitere 10 % auf 87 Bill. Yuan geklettert, während sich der Anstieg bei den Industriefirmen insgesamt bei etwa 5,6 % hielt.Die kräftige Entwicklung der chinesischen Industriegewinne seit Jahresmitte gilt als wichtiger Indikator für die Stabilisierung der Wirtschaft. Konjunkturbeobachter gehen allerdings davon aus, dass die Dynamik im chinesischen Industriesektor im neuen Jahr wieder etwas abflacht.Zuletzt hatte sich auch im Dezember das Wachstum der chinesischen Industrieproduktion gegenüber Vorjahresmonat mit 6,0 % nach zuvor 6,2 % wieder etwas ermäßigt. Allerdings gibt es Anlass zur Hoffnung, dass sich die Anlageinvestitionen im Industriesektor nun auf einem höheren Niveau bewegen.