Chinas Wettbewerbshüter hat Qualcomm im Visier

US-Chiphersteller bekommt es mit der NDRC zu tun - Fragezeichen zum Lizenzgeschäft bei 4G-Diensten

Chinas Wettbewerbshüter hat Qualcomm im Visier

nh Schanghai – Dem amerikanischen Chiphersteller Qualcomm droht Ungemach im chinesischen Markt. Der weltweite Marktführer für Chipanwendungen in modernen Mobiltelefonen (Smartphones) wird im weltgrößten Mobilfunkmarkt mit einer wettbewerbsrechtlichen Untersuchung konfrontiert.Nach Angaben von Qualcomm ermittelt die chinesische Wirtschaftsplanungsbehörde National Development and Reform Commission (NDRC) wegen des Verdachts auf Verstöße gegen die chinesische Antimonopolgesetzgebung. Qualcomm betont, dass man sich keiner Vergehen bewusst ist, nennt aber wie auch die NDRC keine Details zu den Ermittlungen. “Ausländer” im FokusIn den vergangenen Monaten war die NDRC mehrfach mit Ermittlungen hinsichtlich verzerrter Marketingpraktiken, die zu einer ungebührlichen Verteuerung von Konsumartikeln führen, vorstellig geworden. Dabei wurden insbesondere ausländische Firmen ins Visier genommen, die unter dem Verdacht stehen, mit Mindestpreisabsprachen im Vertriebsnetz gegen herrschendes chinesisches Wettbewerbsrecht verstoßen zu haben. Strafwirksam ist allerdings bislang nur ein Verfahren gegen eine Reihe von Babymilchproduzenten geworden.In einem separaten Verfahren ist die NDRC gegen Pharmafirmen vorgegangen, allen voran die britische GlaxoSmithKline, denen weitreichende Bestechungspraktiken im Gesundheitswesen zur Absatzförderung im chinesischen Markt vorgeworfen werden. Hier gelten Verstöße von westlichen Pharmaherstellern als erwiesen, doch hat es Kritik gegeben, dass bislang nicht auch chinesische Pharmaadressen für vergleichbare Vergehen systematisch angegangen worden sind.Parallel dazu hatte das chinesische Staatsfernsehen in einer Reihe aufsehenerregender Beiträge ausländischen Firmen, darunter Adressen wie Apple, Samsung, Starbucks sowie Autohersteller, vorgeworfen, mit ihrer Preispolitik chinesischen Kunden systematische Aufschläge im Vergleich zu westlichen Absatzmärkten abzuverlangen und sie beim Kundendienst zu vernachlässigen. Analysten äußern sich vorsichtig hinsichtlich der Frage, ob das Verfahren gegen Qualcomm im Zusammenhang mit einer im Ausland bisweilen vermuteten, von chinesischer Seite aber bestrittenen “Kampagne” gegen erfolgreiche ausländische Anbieter stehen könnte. Gleichzeitig halten es die Experten für unwahrscheinlich, dass Qualcomm eine Monopolstellung in China vorgeworfen werden kann. Wende im MobilfunkmarktIn jedem Fall aber wird darauf verwiesen, dass Qualcomm vor besonderen Perspektiven im Reich der Mitte steht. Im chinesischen Mobilfunkmarkt zeichnet sich eine veränderte Wettbewerbsdynamik ab, da in Kürze die Erteilung von Lizenzen und der Marktstart von sogenannten 4G-Diensten nach dem LTE-Standard anstehen. Qualcomm hat im zurückliegenden Geschäftsjahr (zum September 2013) knapp die Hälfte seiner Umsätze über 24,9 Mrd. Dollar im chinesischen Markt erzielt. Die Gesellschaft verdient allerdings weniger im reinen Chipgeschäft als mit Lizenzgebühren für Technologiestandards, die in Mobilfunknetzen Verwendung finden.Die staatliche China Mobile, ihres Zeichens der weltgrößte Mobilfunkanbieter, musste bislang auf Basis eines eigenen und international unüblichen Netzwerkstandards keine Lizenzgebühren an Qualcomm abführen. Mit dem Wechsel auf die 4G-Technologie soll dies allerdings anders werden, betonte Qualcomm jüngst auf einer Analystentagung.Marktexperten stellen sich nun die Frage, ob die Aussichten für das Lizenzgeschäft von Qualcomm in China im Zuge der NDRC-Ermittlungen wackeliger werden. Qualcomms Kerngeschäft mit Mobilfunkchips, unter anderem für Smartphones von chinesischen Handyherstellern wie Huawei, Lenovo und ZTE, die Smartphones auch im unteren Preissegment anbieten, dürfte nach Ansicht der Experten von dem Ermittlungsverfahren kaum betroffen sein. Angesichts langer Entwicklungszeiten für neue Chipdesigns ist eine rasche Umstellung der Hersteller auf andere Chipanbieter kaum denkbar.