Chinesen fahren weiter auf deutsche Autos ab
scd Frankfurt – Für die marktbeherrschende Stellung der deutschen Autohersteller im chinesischen Luxussegment ist kein Ende in Sicht. Nachdem das Reich der Mitte die Coronakrise weitgehend hinter sich gelassen hat, kaufen die Chinesen mehr deutsche Premium-Fahrzeuge der Marken Audi, BMW und Daimler denn je. Die Daimler-Tochter Mercedes hat für das dritte Quartal einen Absatzanstieg um 23,4 % zur Vorjahresperiode berichtet. Im Gesamtjahr ist die Schwäche aus dem Auftaktquartal damit bereits mehr als kompensiert worden. Nach neun Monaten steht ein Verkaufsanstieg um mehr als 8 % auf den Zwischenbestwert von knapp 570 000 Autos zu Buche. Damit ist die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt für knapp 37 % des Mercedes-Absatzes im laufenden Turnus verantwortlich.Konkurrent BMW hat im dritten Quartal sogar noch stärkeres Wachstum aus China berichtet. Die Kernmarke steigerte ihren Quartalsabsatz im Reich der Mitte um 31,1 % auf rund 230 000 Autos. Das waren nur noch 45 000 Autos weniger als in Europa, wo der Münchener Autohersteller seinen Absatz immerhin um 7,1 % gegenüber dem dritten Quartal 2019 steigern konnte. Auch Mercedes meldete für Europa ein prozentual einstelliges Absatzplus. Schwäche im US-MarktAuch die VW-Tochter Audi verdankte ihr gut 6-prozentiges Absatzplus im dritten Quartal vor allem dem Geschäft in China. Die Auslieferungen der Ingolstädter zogen dort zwar weniger kräftig als bei den Wettbewerbern an. Mit einem Plus von 17,8 % war der Markt jedoch auch für Audi der mit Abstand stärkste weltweit. In Europa erklärte die Premiummarke des VW-Konzerns lediglich, dass man in etwa das Vorjahresniveau erreicht habe. Die Tendenz war aber zum Quartalsende hin wohl deutlich positiver. Im September steigerte Audi die Verkaufszahlen global um 18 %, wie am Mittwoch mitgeteilt wurde.Dagegen fällt das US-Geschäft bei den deutschen Premiumherstellern weiter durchgehend schwach aus. BMW und Audi berichteten beide einen Rückgang um jeweils knapp 16 %, bei Mercedes lag das Minus bei knapp einem Zehntel. Den deutschen Oberklasse-Autobauern dürfte in erster Linie die weiterhin schwierige epidemiologische Lage in den wirtschaftlich traditionell starken US-Bundesstaaten New York und Kalifornien zu schaffen machen. Lexus überraschend vorneDarüber hinaus gab es offenbar Lieferengpässe in Nordamerika, wie Bloomberg mit Verweis auf amerikanische Handelspartner von BMW berichtet. Dadurch habe die Toyota-Premiummarke Lexus im dritten Quartal mit rund 75000 Autos unerwartet mehr Fahrzeuge in den USA abgesetzt als Daimler und BMW, die jeweils auf knapp 70000 kamen. Es ist mehr als ein Jahrzehnt her, dass Lexus im Gesamtjahr die meistverkaufte Premiummarke in den Vereinigten Staaten war. Trotz des starken dritten Quartals sieht es auch 2020 nicht so aus, als ob sich die Japaner an die Spitze setzen könnten. Nach neun Monaten führt Daimler weiterhin mit ordentlich Abstand. Auch BMW hat offenbar die Kurve bekommen und nach schwächerem Absatz im Juli und August im September einen Rekordmonat im US-Geschäft verzeichnet. Nach neun Monaten liegt BMW 2000 Fahrzeuge hinter Lexus, die wiederum gut 15 000 Fahrzeuge hinter Daimler liegt. Premiumsegment erholt sichGlobal verfehlen die beiden deutschen Konzerne die Absatzzahlen des Vorjahres weiterhin deutlich. Daimler-CEO Ola Källenius hatte zuletzt gesagt, er erwarte, dass der Markt 2021 “auf ein normales Niveau auf Jahresbasis zurückkehrt”. Damit spricht er allerdings auch nur aus der Perspektive der Oberklasse-Marken. Die Analysten von S&P rechnen in ihrer jüngsten Einschätzung damit, dass der globale Automarkt selbst 2022 noch um 6 % unter dem Niveau von 2019 liegen wird.