Chinesen fallen auch Down Under durchs Netz
Von Sebastian Schmid, FrankfurtDer Widerstand gegen den Siegeszug von Chinas Telekomausrüstern in den westlichen Industrienationen wächst weiter. Nach den Vereinigten Staaten hat nun auch Australien die Netzwerkausrüster Huawei Technologies und ZTE vom Aufbau des Mobilfunknetzwerks der nächsten Generation (5G) ausgeschlossen. Die Regierung Down Under argumentiert, dass Firmen, die wahrscheinlich Anweisungen einer ausländischen Regierung empfangen, die nicht mit australischem Recht einhergehen, nicht die Sicherheit des Netzwerks garantieren können. Zwar wurde China hier nicht spezifisch erwähnt, doch die chinesischen Firmen Huawei und ZTE bestätigten dem “Wall Street Journal” zufolge, dass sie bei 5G-Projekten in Australien ausgeschlossen worden waren.Huawei zeigte sich in einer ersten Reaktion schwer enttäuscht. Das Unternehmen habe Australien seit fast 15 Jahren sicher und zuverlässig mit Mobilfunktechnologie ausgestattet, teilte Huawei über ihren Twitter-Kanal mit. Die australischen Geheimdienste fordern schon länger, Huawei aus dem Netz zu entfernen. Zuletzt war noch über einen möglichen Kompromiss spekuliert worden. Die australische Regierung stellte indes klar, warum ein Kompromiss hier nicht in Frage komme. Der Unterschied zu bisherigen Netzwerken sei gewesen, dass es eine Unterscheidung zwischen Geräten im Herz (Core) des Netzwerks und am Rand (Edge) gegeben habe, wobei nur im Herz wirklich sensible Funktionen angesiedelt waren. Mit 5G falle dieser Unterschied nach und nach weg, so dass auch im Edge-Bereich wichtige Kernfunktionen angesiedelt sein werden. Dies bedeute neue Herausforderungen an die Sicherheit im Netzwerk, erklärte die Regierung um Premierminister Malcolm Turnbull. Für ruhige Verhandlungen mit den chinesischen Netzwerkausrüstern dürfte der Premier aktuell ohnehin keinen Nerv haben. Die australische Regierung steckt in einer hausgemachten Krise. Turnbull sieht sich dem Widerstand der Rechten im eigenen Lager ausgesetzt, die eine härtere Linie gegen Flüchtlinge fordern. Zuletzt waren drei Minister zurückgetreten. Nur Vorstellungskraft limitiertMit Australien fällt für Huawei ein weiteres Land weg, in dem ihre gewaltigen Investitionen in 5G-Technologie Früchte tragen können. In der Branche wird erwartet, dass 5G auf Jahre hinaus im Zentrum der Investitionsvorhaben stehen wird. Neben höheren Übertragungsgeschwindigkeiten und geringerem Stromverbrauch soll der fünfte Mobilfunkstandard vor allem kürzere Latenzen (Reaktionszeiten) bringen und so geeignet sein, sichere mobile Verbindungen zwischen Geräten in der Industrie, im Straßenverkehr oder in der Gesundheitsvorsorge herzustellen. Hatten sich bisherige Mobilfunkstandards vor allem auf die bessere Verbindung von Mensch zu Mensch konzentriert und damit ein natürlich vorgegebenes Limit für die Zahl der möglichen Verbindungen, verspricht 5G Wachstumschancen, die allenfalls von der menschlichen Vorstellungskraft limitiert werden. Entsprechend hoch fallen die Investitionen der Netzwerkausrüster aus. Huawei will im laufenden Turnus 800 Mill. Dollar in Forschung & Entwicklung für 5G-Technologie investieren. Diese kommen zu der rund 1 Mrd. Dollar hinzu, die Huawei bereits investiert hat. Solange es bei zwei Ländern – den USA und Australien – bleibt, die Huawei und ZTE ausschließen, ist das für die Chinesen sicher verkraftbar. Auch so gibt es weltweit zwar noch genug Geschäft, um auf Jahre ausgelastet zu sein. Allerdings wächst mit der australischen Entscheidung die Sorge, dass sich weitere Länder die US-Sperre gegen Chinas Telekomausrüster zum Vorbild nehmen. So hat Großbritannien beispielsweise bei einer Untersuchung Defizite in den Prozessen bei Huawei festgestellt. Das Unternehmen versprach daraufhin, diese in Ordnung zu bringen. Doch auch in Großbritannien mehren sich Stimmen, die für einen Bann von Chinas Mobilfunkspezialisten sind.—–Nach den USA schließt nun auch Australien Huawei und ZTE vom 5G-Netzausbau aus.—–