Chinesen setzen auf Deutschland

Investitionen 2017 auf 13,7 Mrd. Dollar gestiegen - Großbritannien vorn - Weniger Transaktionen

Chinesen setzen auf Deutschland

hek Frankfurt – Chinesische Investoren haben im vergangenen Jahr für eine Rekordsumme Unternehmen in Deutschland gekauft. Vor allem Industriefirmen waren begehrt. Das geht aus einer Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY hervor. Im Jahr 2017 erreichten die chinesischen Investitionen in Deutschland 13,7 Mrd. Dollar. Das waren 9 % mehr als 2016. Der Betrag verteilt sich auf 54 Transaktionen – so viele gab es in keinem anderen europäischen Land. Im Vergleich zum Vorjahr ging die Zahl der Deutschland-Deals allerdings um ein Fünftel zurück. Gemessen am Volumen liegt jetzt Großbritannien vorn. Dort weiteten die Chinesen ihre Investitionen kräftig um 84 % auf 17,7 Mrd. Dollar aus.Europaweit sank die Zahl der Übernahmen um 20 % auf 247. Der Gesamtwert der Transaktionen ging ebenfalls zurück. Nachdem chinesische Unternehmen 2016 noch 85,8 Mrd. Dollar investiert hatten, waren es im Folgejahr 57,6 Mrd. Dollar.”Die Zahl der Transaktionen chinesischer Unternehmen in Deutschland und Europa ist im vergangenen Jahr zwar spürbar gesunken, erreichte aber immerhin den zweithöchsten je gemessenen Wert”, sagt Alexander Kron, Leiter Transaction Advisory Services für Deutschland, Österreich und die Schweiz bei EY. Den Rückgang führt er unter anderem darauf zurück, dass die chinesischen Aufsichtsbehörden strengere Kontrollen für Übernahmen im Ausland eingeführt haben. Hinter den meisten größeren 2017er Deals stehen allerdings Finanzinvestoren aus Hongkong, die nicht von den seit Ende November 2016 geltenden strengeren Kapitalkontrollen betroffen sind. Auch die europäische Seite hat nach Einschätzung Krons die regulatorischen Anforderungen erhöht. Daran seien einige Deals gescheitert. Hinzu komme, dass chinesische Unternehmen sich Übernahmekandidaten heute genauer anschauten.Nach Einschätzung der EY-Experten hat sich die Tendenz verstärkt, dass europäische Verkäufer schon bei der Vertragsunterzeichnung eine hohe Summe als Sicherheit verlangen, weil sie Probleme bei der Transferierung des Kaufpreises nach Europa befürchten. Dennoch sei das Interesse gerade an deutschen Industrie- und Hightech-Unternehmen ungebrochen.Für 2018 zeigt sich Kron optimistisch: “In den kommenden zwölf Monaten werden wir wieder mehr Deals im hohen dreistelligen Millionenbereich mit chinesischer Beteiligung in Deutschland und Europa sehen.” Trotz politischen Gegenwinds sei die industrielle Logik intakt, die hinter den Übernahmen steckt.Im vergangenen Jahr kauften Chinesen 79 Industriefirmen, davon 30 in Deutschland. Zudem gingen europaweit 32 Technologiefirmen sowie 29 Finanzunternehmen in chinesische Hände über. Größter Deal war der Kauf der Blackstone-Tochter und Logistikplattform Logicor durch den chinesischen Staatsfonds China Investment Corporation für 13,7 Mrd. Dollar. Es folgen der Einstieg von CEFC China Energy bei der russischen Rosneft für 9,3 Mrd. Dollar und die Übernahme des deutschen Energiedienstleisters Ista durch die Cheung Kong Property Holding für 6,7 Mrd. Dollar.Drei der zehn größten Investments von Chinesen entfielen auf deutsche Unternehmen. Neben der Ista-Transaktion waren das der etappenweise Einstieg des chinesischen Mischkonzerns HNA bei der Deutschen Bank und das Übernahmeangebot von Creat Group für Biotest.