Chinesische Fastenspeise
Fastenkuren sind in der traditionellen chinesischen Medizin verpönt, weil das Gleichgewicht zwischen Körper und Geist gestört würde. Die energetische Bilanz ist für manchen westlichen Konzern im Reich der Mitte derzeit indes alles andere als in Harmonie. Auch der weltgrößte Chemieanbieter BASF, einer der größten Investoren in China, muss den Gürtel enger schnallen, obwohl man nach der harten Aufbauarbeit den Tisch nun gerne reich gedeckt bekommen würde.Das Wachstum der Nachfrage in China hat sich abgeschwächt. Die konjunkturelle Unsicherheit in der Volksrepublik irritiert die Abnehmer, und BASF registrierte im zweiten Quartal, dass ihre Kunden Vorsicht walten lassen, ihre Läger räumen und Vorräte reduzieren. Die Diät kommt zur Unzeit, weil neue Kapazitäten in den Markt drücken. Spürbar wird das beim Faservorprodukt Caprolactam, wo die Anbieter 2011 noch Rekordrenditen erzielten. China hat traditionell große Mengen des Produkts importiert, das in Kunststoffen, Teppichböden und Autoteilen eingesetzt wird, und ist nun auf dem Weg zum Selbstversorger. Dies ist kein Einzelfall.”Die Zeiten ganz einfachen Wachstums in China sind vorbei”, resümiert BASF-Chef Kurt Bock. Es sei heute anspruchsvoller, in zukunftsträchtige und profitable Arbeitsgebiete in China zu investieren als vor einigen Jahren, mahnt der Manager, der sich gleichzeitig sehr optimistisch für die weitere Entwicklung dort zeigt und die Profitabilität des Geschäfts hervorhebt.Doch auch BASF lässt Vorsicht walten und hat den Personalaufbau in Asien zunächst deutlich abgebremst. An den Investitionsplänen werden keine Abstriche gemacht – vorerst, darf man vermuten. Erschwerend kommt hinzu, dass der Schiefergasboom in den USA die Kalkulationen weltweit auf den Kopf stellt – gesprochen wird inzwischen von mehr als einem Viertel niedrigerer Kapitalkosten am Golf von Mexiko (“Saudi America”) als im Nahen Osten. So könnte die Produktion für den Export nach China in den USA dauerhaft günstiger sein als im Land selbst.Der Kalorienmangel in China durchkreuzt die Möglichkeit, die Konjunkturflaute in Europa mit Geschäft in Schwellenländern zu kompensieren. Wenn auch nicht regional, so kann BASF derzeit Schwächen einzelner Produktgruppen immerhin durch den Portfoliomix im eigenen Haus kompensieren. Das Öl- und Gasgeschäft liefert den gewohnt hohen Beitrag und auch die Agrarchemie blüht. Damit sorgen die beiden kleinsten Sparten für eine insgesamt noch schmackhafte Mahlzeit.