Chinesische FAW will Luxusautos in Italien bauen

Investition von mehr als 1 Mrd. Euro geplant

Chinesische FAW will Luxusautos in Italien bauen

bl Mailand – Chinas größter Autohersteller FAW (First Automotive Works) investiert mehr als 1 Mrd. Euro in den Bau eines Automobilwerks und eines Design- und Forschungszentrums in Italien. Eine entsprechende Vereinbarung unterzeichnete das Unternehmen jetzt mit Vertretern der Zentralregierung in Rom und der Regionalregierung der Emilia-Romagna. FAW will das Vorhaben zusammen mit dem Start-up Silk Ev mit Sitz in den USA und in China, das auf Design- und Engineeringdienstleistungen spezialisiert ist, realisieren.Geplant ist die Entwicklung und Fertigung von sportlichen Elektrofahrzeugen des Premiumsegments. Der Produktionsstart könnte schon Ende 2021 erfolgen. Die Suche nach einem geeigneten Standort hat begonnen. Die norditalienische Emilia-Romagna hofft auf die Schaffung von vielen neuen Arbeitsplätzen in der Region. Derzeit wird dem Vernehmen nach über öffentliche Zuschüsse für das Projekt verhandelt. Die in Italien hergestellten Fahrzeuge sollen weltweit verkauft werden, womöglich unter einem neuen Markennamen, der noch nicht feststeht. Details darüber, welche Fahrzeuge produziert werden sollen, sind noch nicht bekannt. Geplant sind jedoch mehrere Modelle, die ausschließlich in Italien hergestellt werden sollen.FAW begründet die Standortwahl mit dem Know-how der Region beim Bau von Luxus-Sportwagen, die weltweit bekannt sind, und plant eine vergleichbare Investition in Changchun/China mit der FAW-Premiummarke Hongqi (Rote Fahne) im Umfang von 1,3 Mrd. Euro. Die dortige Fabrik soll eine Produktionskapazität von 200 000 Einheiten haben. In dem neuen Werk in Changchun könnte der 2019 bei der IAA in Frankfurt als Studie gezeigte S9, ein Hybrid-Bolide mit 1 400 PS und einer Höchstgeschwindigkeit von 400 km/h, gefertigt werden. Ebenfalls bei der IAA zu sehen war der Prototyp des Luxus-Elektro-SUV E115. Ob das Fahrzeug jemals gebaut wird, ist noch unklar.FAW wurde 1953 gegründet und ist mit einer Jahresproduktion von 3,46 Millionen Einheiten (2019) sowie einem Umsatz von 90 Mrd. Dollar Chinas größter Autohersteller, produziert aber in Werken in China, Russland und in der Ukraine auch Busse, Lkw und Dieselmotoren. FAW hat seit 1991 ein Joint Venture mit der Volkswagen-Gruppe und arbeitet auch mit Toyota und Mazda zusammen. Hongqi hatte bis Ende 2018 nur zwei Modelle im Angebot, soll aber zu einer Art chinesischem Tesla werden. Die Verkaufszahlen sollen dieses Jahr auf 200 000 Einheiten verdoppelt werden und bis 2030 rund 1 Million Stück erreichen. In den nächsten fünf Jahren sind 21 neue Modelle geplant, darunter 18 Elektrofahrzeuge.In der Emilia-Romagna werden um die Städte Bologna, Modena und Reggio Emilia im sogenannten “Motor-Valley” hochwertige Premiumfahrzeuge produziert. Neben der VW-Tochter Lamborghini fertigen hier auch Ferrari und die Fiat-Chrysler-Tochter Maserati. Außerdem ist die Region Heimat vieler hoch spezialisierter Zulieferer, etwa in den Sektoren Telematik und Motorsport. Mit 16 500 Beschäftigten ist die Emilia-Romagna nach Piemont und der Lombardei der drittwichtigste Produktionsstandort der italienischen Fahrzeugindustrie, die 240 000 Beschäftigte zählt und mehr als 6 % zum Bruttoinlandsprodukt des Landes beiträgt.”Die Emilia-Romagna ist eine der europäischen Regionen mit den engsten institutionellen, wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen mit China”, sagte Vincenzo Colla, zuständig für Wirtschaft in der Region. “Die Tatsache, dass FAW und Silk hier ihren neuen elektrischen “Hypercar” bauen, unterstreicht erneut, dass die Emilia-Romagna eine Referenz für den Autosektor weltweit ist.” Er unterstrich, dass die Region auf grüne Technologien und eine nachhaltige Entwicklung dieses Wirtschaftszweiges setzen will.