Chinesische Unternehmen sind in Kauflaune

Übernahmeaktivität auf Rekordniveau - Akquisition von Pirelli ist 2015 der bisher größte Deal im Ausland

Chinesische Unternehmen sind in Kauflaune

sp Frankfurt – Der chinesische Technologiekonzern Tsinghua Unigroup steht nach Angaben von US-Medien kurz davor, für den Chiphersteller Micron eine Offerte über 23 Mrd. Dollar abzugeben (siehe Artikel auf dieser Seite). Doch unabhängig davon, ob das staatlich kontrollierte Unternehmen ein Angebot für den US-Konzern unterbreitet und so die mit Abstand größte Akquisition eines chinesischen Unternehmens im Ausland anzettelt, liegen die Übernahmeaktivitäten von chinesischen Unternehmen nach Angaben von Thomson Reuters im laufenden Turnus schon jetzt auf Rekordniveau.Im zweiten Quartal belief sich das Volumen von Mergers & Acquisitions (M & A) unter Beteiligung chinesischer Firmen auf knapp 177 Mrd. Dollar. Im Vergleich zum Auftaktquartal entspricht das einem Zuwachs von knapp zwei Fünfteln, im Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum liegt die Steigerung bei rund 45 %. Im ersten Halbjahr legte das M & A-Volumen demnach um mehr als drei Fünftel auf gut 305 Mrd. Dollar zu. Es ist nach Angaben von Reuters das höchste Volumen, das mit Deals unter chinesischer Beteiligung in einem Halbjahr zusammengekommen ist. Auch die chinesischen M & A-Deals mit Zielen im Ausland steuern auf Rekorde zu: Nach Angaben von Reuters summierten sich die Akquisitionen außerhalb Chinas auf einen Transaktionswert von 44,7 Mrd. Dollar oder zwei Drittel mehr als im Vorjahr. Die Investitionen in Industrieunternehmen erreichten 13,5 Mrd. Dollar und wurden damit mehr als verfünffacht. Daneben standen vor allem Unternehmen aus der Finanzindustrie und Immobilienkonzerne auf dem Einkaufszettel. Allein in Europa investierten chinesische Unternehmen in solche Deals 18,7 Mrd. Dollar nach 8,3 Mrd. Dollar im Vergleichszeitraum des Vorjahres.Der größte Zukauf eines chinesischen Unternehmens im Ausland ist in diesem Jahr bislang der italienische Reifenhersteller Pirelli, der nach Angaben des Informationsdiensts Dealogic für 8,8 Mrd. Dollar von der China National Chemical Corp. übernommen wird. In der Rangliste der größten Akquisitionen von Unternehmen aus dem Reich der Mitte außerhalb Chinas steht der Deal derzeit auf Rang 4 (siehe Tabelle) hinter der vor sechs Jahren von China Petrochemical übernommenen Addax Petroleum aus der Schweiz und dem 2008 abgeschlossenen Kauf von 12 % der Anteile an Rio Tinto durch Aluminium Corp. of China. An der Spitze steht in dem Ranking die Übernahme des kanadischen Öl- und Gasproduzenten Nexen, der vor drei Jahren von der ebenfalls staatlichen CNOOC übernommen wurde. Die kolportierte Offerte für den US-Halbleiterkonzern Micron würde diese Akquisition aber nicht nur volumenmäßig, sondern auch wegen der strategischen Bedeutung der Chipindustrie für China in den Schatten stellen. Bislang wenig Chips im SpielDealogic zählte im laufenden Turnus in dem Sektor bisher 38 Deals unter chinesischer Beteiligung mit einem Volumen von 3,2 Mrd. Dollar. Davon wurden für sechs Ziele im Ausland 321 Mill. Dollar ausgegeben. Im vergangenen Jahr waren es zum gleichen Zeitpunkt 37 Übernahmen mit Unternehmenswerten von zusammen 1,1 Mrd. Dollar, davon 259 Mill. Dollar für vier Branchenunternehmen aus dem Ausland. Bis zum Jahresultimo summierten sich die M & A-Transaktionen chinesischer Käufer in der Halbleiterindustrie 2014 auf mehr als 6 Mrd. Dollar in 85 Deals, 13 Deals mit dem Ausland machten davon 3,6 Mrd. Dollar aus.