nh Schanghai – Die Aktie des chinesischen Smartphonebauers Xiaomi sorgt in diesem Jahr für Furore an der Hongkonger Börse und hat seit März eine praktisch ununterbrochene Rally mit gut 160 % Performancesteigerung hingelegt. Nun bedankt sich Xiaomi mit ansprechenden Ergebnissen, die den Kurshöhenflug von fundamentaler Seite ein wenig abstützen helfen. Im dritten Quartal konnte Xiaomi den Gewinn nach Steuern mit einem Anstieg um 93 % auf 4,7 Mrd. Yuan (gut 600 Mill. Euro) fast verdoppeln. Auch der Wachstumstrend des nach heimischen Marktanteilen viertgrößten chinesischen Handybauers gibt Anlass zur Zufriedenheit. So kletterten die Erlöse in der zurückliegenden Dreimonatsperiode um knapp 35 % von 53,7 auf 72,5 Mrd. Yuan.Während der chinesische Smartphoneabsatz noch immer vom Branchenführer Huawei mit einem Marktanteil von gut einem Drittel klar dominiert wird (siehe Grafik), gelingt es den heimischen Konkurrenten, Huawei im Auslandsgeschäft Marktanteile abzutrotzen. Dies liegt in erster Linie daran, dass Huawei durch Restriktionen der US-Regierung daran gehindert wird, für ihre neuen Handyserien die beliebte Google-Software aufzuspielen sowie die neuste upgedatete Version des Betriebssystems Android zu verwenden.Im chinesischen Handymarkt spielt dieses Manko eine eher untergeordnete Rolle, da Google-Dienste dort sowieso gesperrt und nur über eine im Prinzip illegale VPN-Verbindung zu erreichen sind. Gerade für die europäische Klientel jedoch ist der Verzicht auf den Google-App-Store und andere Dienste ein Killerargument, das gegen den Kauf von Huawei-Smartphones spricht. Vorteil durch CoronaXiaomi indes hat insbesondere im indischen Markt und auch in einer Reihe von europäischen Ländern mit ihren relativ hochwertigen Handys zu günstigem Preis-Leistungs-Verhältnis neue Kundenkreise erschließen können. Analysten betonen, dass eine von der Corona-Pandemie verstärkte Preissensibilität beziehungsweise Einschränkungen beim verfügbaren Einkommen der Konsumenten den Anbietern von Budgethandys mit relativ hohem technologischem Anspruch entgegenkommen. Im dritten Quartal steuerte Xiaomis Auslandsgeschäft mit Smartphones 52 % der Umsätze bei und kam damit erstmals für mehr als die Hälfte der Erlöse des Konzerns auf.Während Huawei im europäischen Markt einen Absatzrückgang um 25 % im dritten Quartal erlitt, schossen die europäischen Smartphone-Auslieferungen bei Xiaomi um 88 % in die Höhe. Auch die als Internet of Things (IoT) bezeichnete Konsumgerätesparte von Xiaomi, zu der zahlreiche Gadgets vom Smart-TV über multifunktionale Reiskocher bis zu Staubsauger-Robotern gehören, verzeichnet kräftige Erlöszuwächse um 56 %. Ehrgeizige ZieleXiaomi-Gründer und Chief Executive Lei Jun hat mittlerweile die Losung ausgegeben, bis Dekadenmitte noch vor Apple und Samsung zum führenden Smartphoneverkäufer in europäischen Gefilden zu avancieren. Dazu bedarf es allerdings noch erheblicher Anstrengungen beim Ausbau der Vertriebsinfrastruktur. Dank der Avancen in Europa und in Indien, wo Xiaomi Marktführer ist, konnte der Handybauer im Septemberquartal bei den globalen Absatzzahlen erstmals Apple hinter sich lassen. Damit rückte Xiaomi auf den dritten Platz hinter Samsung und Huawei vor, zeigen die einschlägigen Ranking-Aufstellungen der Researchhäuser Gartner und IDC.Im heimischen Markt wiederum dürfte Xiaomi zusammen mit den Konkurrenten Oppo und Vivo in den kommenden Monaten weiter gegenüber Huawei aufholen. Dabei könnte die jüngst bekannt gegebene Entscheidung von Huawei, ihr Honor genanntes Budgethandygeschäft zu separieren und an ein Konsortium aus chinesischen Vertriebspartnern und staatlichen Vehikeln zu verkaufen, das Zünglein an der Waage sein. Analysten zeigen sich zumindest skeptisch, dass die zuletzt äußerst wachstumsträchtige Marke Honor auch nach einer Loslösung aus dem Huawei-Verbund noch ihre hohe Zugkraft bei einem jüngeren chinesischen Smartphone-Publikum ungeschmälert aufrechterhalten kann. Das wiederum dürfte insbesondere Xiaomi in die Hände spielen.