Chinesischer Autobauer Geely im Rückwärtsgang
nh Schanghai
Schleppende Autoverkäufe im von der Corona-Pandemie geprägten Jahr 2020 haben beim führenden privaten Autokonzern im Reich der Mitte, Geely Automobile Holdings, deutliche Ertragsspuren hinterlassen. Im zurückliegenden Geschäftsjahr schrumpfte der Gewinn nach Steuern um 32% von 8,2 auf 5,5 Mrd. Yuan (715 Mill. Euro) heißt es in einer Mitteilung vom Dienstag. Die Konzernerlöse glitten um 5% auf 92,1 Mrd. Yuan ab, nachdem sich die Autoverkäufe leicht von 1,36 auf 1,32 Millionen Fahrzeuge reduzierten. Geely rechnet allerdings im Rahmen eines nun wieder anziehenden Pkw-Marktes mit einer kräftigen Absatzsteigerung um rund 16% auf dann 1,53 Millionen Vehikel.
Zuletzt hat sich die Muttergesellschaft Zhejiang Geely Holding Group, zu der auch der schwedische Autohersteller Volvo Cars gehört, mit einer Reihe von Initiativen hervorgetan, um mit Technologiekonzernen wie Baidu und Tencent bei der Entwicklung von neuen E-Mobilitätskonzepten und autonomem Fahren zu kooperieren. Zudem plant Geely, sich gemeinsam mit der taiwanesischen Foxconn künftig auch als Auftragsfertiger für E-Autos anzubieten.
Im Bemühen, ihren noch eher schwachen Marktauftritt bei Batteriefahrzeugen zu stärken, plant Geely einen separaten Markenauftritt für die Entwicklung von Premium-Elektrofahrzeugen unter einer neuen Marke namens Zeekr – beziehungsweise Ji Ke im chinesischen Raum (vgl. BZ vom 23. März). Das neue Unterfangen soll mit einem Investitionsaufwand von rund 2 Mrd. Yuan begleitet werden, hieß es am Mittwoch. Dabei wird ein neues Partnerunternehmen zusammen mit der Dachgesellschaft aufgezogen, an dem die an der Hongkonger Börse gelistete Geely Automobile eine knappe Mehrheit halten wird.
Ursprünglich hätte es in diesem Frühjahr zu einer Fusion der Geely Automobile mit ihrer Schwestergesellschaft Volvo Cars kommen sollen, allerdings wurden die Pläne im Februar wieder aufgegeben. Stattdessen werden die beiden Pkw-Hersteller ein neues Gemeinschaftsunternehmen für die Entwicklung von Antriebssträngen gründen und haben eine verstärkte Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Elektromobilität vereinbart.
Wie am Mittwoch aus Marktkreisen verlautete, könnten die Pläne von Geely Automobile, sich mit einem Zweitlisting am Star Market – dem Technologiesegment der Schanghaier Börse – frisches Kapital zu besorgen ins Wackeln geraten. Dem Vernehmen nach äußern die Börsenregulatoren Bedenken, ob Geely das erforderliche Unternehmensprofil aufweist, um die für aufstrebende Hightech-Firmen gedachte Plattform für ein Zweitlisting zu nutzen. Chinas Wertpapieraufsicht jedenfalls hat sich auffallend viel Zeit gelassen, um das zu Jahresanfang beantragte Listing-Unterfangen zu genehmigen.
An der Hongkonger Börse führten die Gerüchte zu enttäuschten Reaktionen. So tauchte die Geely-Aktie um 6,6% auf 22,55 HK-Dollar ab. Seit einem Hoch Ende Januar haben die Titel wieder gut ein Drittel ihres Werts eingebüßt.