Chipflaute macht Apple trotz Rekorden vorsichtig
Apple hat den Umsatz im ersten Quartal des Kalenderjahres um mehr als die Hälfte auf nahezu 90 Mrd. Dollar gesteigert und ist damit so stark wie nie zuvor in ein Kalenderjahr gestartet. Analysten hatten im Schnitt gut 12 Mrd. Dollar weniger Umsatz prognostiziert. Damit knüpft der Konzern nicht nur nahtlos an den Rekordkurs des Weihnachtsquartals an, als die Erlöse um 21% anzogen (vgl. BZ vom 29. Januar), sondern setzt sogar noch eine Schippe drauf. Am Dienstag nach Börsenschluss hatten die US-Technologieriesen Microsoft und Alphabet ebenfalls kräftige Erlössteigerungen ausgewiesen. Microsoft setzte im ersten Quartal des Kalenderjahres knapp ein Fünftel mehr um, Alphabet 34% mehr. Alle großen US-Technologiefirmen profitieren derzeit stark von der Digitalisierungsbeschleunigung aufgrund der Coronavirus-Pandemie.
Trotz des enorm starken Wachstums warnte Apple zugleich, dass der grassierende Halbleitermangel nicht nur bei Automobilherstellern, sondern auch beim iPhone-Anbieter die Produktion ausbremse. Die Chipflaute betreffe vor allem den Tablet-Rechner iPad sowie die Mac-Computer, erklärte CEO Tim Cook. Apple erwarte einen negativen Umsatzeinfluss in Höhe von 3 Mrd. bis 4 Mrd. Dollar im Quartal. Einen konkreten Ausblick gibt der iPhone-Anbieter aufgrund des unsicheren Umfelds zwar weiterhin nicht. Allerdings erklärte Cook, es sei ein stärkerer sequenzieller Erlösrückgang als in den vergangenen Jahren zu erwarten. Im Geschäftsjahr 2019/20 war der Umsatz von Apple im dritten Quartal per Ende Juni sogar leicht höher ausgefallen als im vorangegangenen zweiten Quartal.
Aktuell ist von der Halbleiterflaute bei Apple allerdings noch nicht viel zu spüren. Der Umsatz kletterte in den Monaten Januar bis März unerwartet kräftig um 54% auf 89,6 Mrd. Dollar. Dabei steigerten die drei Kernproduktsparten iPhone, iPad und Mac ihren Umsatz jeweils um knapp zwei Drittel oder sogar mehr. Die Sparte Wearables, zu der die Apple Watch und die Kopfhörer-Reihe Airpods des Konzerns zählen, sowie der Bereich Services legten jeweils um rund ein Viertel zu.
Der hohe Anteil der Dienstleistungserlöse treibt die Marge des an der Börse mit gut 2,2 Bill. Dollar bewerteten Konzerns auf Rekordhöhen. Die Bruttomarge legte im Vergleich zum vierten Quartal um 250 Basispunkte auf 42,5% zu. Dabei trugen allein positive Wechselkurseffekte 90 Basispunkte bei. Zudem stieg die Bruttomarge der Services um rund 500 Basispunkte auf 70%. die Marge der Hardwareverkäufe lag bei 36,1%. Laut CFO Luca Maestri stieg die Zahl der bezahlten Service-Abonnements binnen zwölf Monaten um 145 Millionen auf 660 Millionen. Im laufenden Vierteljahr rechnet Apple trotz des antizipierten Erlösrückgangs nur mit einer geringfügig schwächeren Bruttomarge zwischen 41,5 und 42,5%.
Das Nettoergebnis hat Apple auf gut 23,6 Mrd. Dollar mehr als verdoppelt. Das Ergebnis von 1,40 Dollar je Aktie lag um knapp 50 Cent über der Durchschnittserwartung der Analysten. Der operative Cash-flow kletterte fast ebenso deutlich auf 24 (i.V. 13) Mrd. Dollar. Die Aktionäre sollen an der Cash-Maschine über zusätzliche Aktienrückkäufe im Volumen von 90 Mrd. Dollar beteiligt werden, kündigte Maestri an. In den vorangegangenen drei Monaten hatte Apple knapp 23 Mrd. Dollar über Aktienrückkäufe und die quartalsweise ausgezahlte Dividende an die Anleger ausgekehrt. Die Dividende hebt Apple aufgrund des kräftigen Ergebnisanstiegs leicht um 7% auf 22 Cent je Aktie und Quartal an. Die Anleger zeigten sich am Donnerstag trotz sehr hoher Erwartungen mit dem Zahlenwerk von Apple zunächst zufrieden. Die Aktie startete mit einem deutlichen Kursanstieg von knapp 3%, gab die Gewinne aber schnell wieder ab und notierte am frühen Nachmittag an der US-Technologiebörse Nasdaq nur noch 0,3% über dem Vortagesschluss bei 133,94 Dollar.
