Chip-Riese TSMC rechnet mit neuem Absatzschwung
Chip-Auftragsfertiger TSMC erwartet neuen Schwung
Ende der Flaute beim Halbleiterabsatz für Konsumgeräte – Neue Behinderung durch US-Restriktionen gegenüber China
nh Schanghai
Beim weltgrößten Chipauftragsfertiger Taiwan Semiconductor Manufacturing Corp. (TSMC) rechnet man mit einem baldigen Ende der Abschwungphase im Markt für PC-Geräte und Smartphones, was zu einer Auftragsbelebung für entsprechende Halbleiterprodukte führen dürfte. TSMC nimmt dies zum Anlass, eine flottere Umsatzprognose für das laufende Schlussquartal 2023 mit Erlösen in einer Bandbreite zwischen 18,8 und 19,6 Mrd. Dollar abzustecken.
Deutlicher Gewinnrückgang
Im zurückliegenden dritten Quartal verzeichnete TSMC einen empfindlichen Rückgang der Erlöse im Vergleich zum Vorjahr um 14,6% auf 17,3 Mrd. Dollar, was im Rahmen der von TSMC zuvor avisierten Prognosespanne lag. Der Gewinn nach Steuern reduzierte sich um glatt 25% auf 6,5 Mrd. Dollar; trotz des Ergebniseinbruchs übertraf das Unternehmen damit die Konsensschätzung der Analysten komfortabel. An der Taiwan Stock Exchange zog die Aktie am Donnerstag um 1,1% an; sie liegt damit für das laufende Kalenderjahr mit gut 20% im Plus.
Wie Konzernchef C.C. Wei bei der Vorlage der Ergebnisse für das Septemberquartal erklärte, sieht man erste Anzeichen für eine Stabilisierung in der PC-und Smartphone-Branche, die Hoffnung machen. Es sei allerdings noch zu früh, um einen kräftigen Aufschwung in diesen Segmenten zu prognostizieren. Im Geschäftsfeld der Chips für die Automobilindustrie sehe man indes eine Nachfrageabschwächung, rechne allerdings mit einem neuerlichen Turnaround im kommenden Jahr.
KI-Boom bringt neuen Elan
Insbesondere die Flaute im globalen Smartphone-Markt mit einem Rückgang der jährlichen Auslieferungen von 1,4 auf 1,1 Milliarden Geräte hat bei TSMC einige Spuren hinterlassen. Auch im PC-Segment, das für gut 40% der Konzernerlöse steht, sah man nachfragebedingte Einschnitte, konnte dies allerdings teilweise durch den neu entfachten Boom bei besonders hochleistungsfähigen Chips für Anwendungen im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) kompensieren. Hier rechnet Wei angesichts der rasend schnellen Verbreitung von KI-gestützten Chatbot-Systemen wie ChatGPT mit einem anhaltend starken Absatztrend, der bis ins Jahr 2025 reichen sollte. Das werde zu einem „gesunden Wachstum“ auf Konzernebene im nächsten Jahr beitragen.
Als Wermutstropfen könnte sich die im Wochenverlauf von der US-Regierung angekündigte weitere Verschärfung von Exportkontrollen für US-Halbleiterprodukte in Richtung China erweisen. Von den Maßnahmen sind insbesondere die Branchenriesen Nvidia und Advanced Micro Devices (AMD) direkt betroffen. Beide Adressen sind wichtige Kunden von TSMC.
Die US-Firmen sollen im Rahmen des Technologiestreits zwischen Peking und Washington daran gehindert werden, besonders hochwertige KI-Chipsets, darunter Grafikprozessoren für Chatbot-Funktionen, nach China zu liefern. Wei hält die Auswirkungen auf das TSMC-Geschäft in der kurzen Frist für überschaubar. Man sei aber noch dabei, die möglichen Konsequenzen in einem längeren Zeitraum zu evaluieren.
Seitens der USA wurde TSMC zu einer Ansiedlung der Produktion von Hochleistungschips auch auf amerikanischem Boden animiert. Allerdings sind die Pläne bislang nur schleppend vorangekommen. Mittlerweile geht man davon aus, dass sich der Produktionsbeginn für ein geplantes neues Werk im Bundesstaat Arizona unter anderem wegen eines Mangels an qualifizierten Fachkräften bis ins Jahr 2025 hinausschieben dürfte.