Cinven plant Börsengang für Allegro
Die Lockdowns haben E-Commerce zur Boom-Branche gemacht, die Investoren anzieht. Jetzt plant Cinven den Börsengang des polnischen Ebay-Konkurrenten Allegro. Der Finanzinvestor hatte das Online-Auktionshaus 2016 für 3 Mrd. Euro gekauft. Jetzt soll es rund 10 Mrd. Euro wert sein.cru Frankfurt – Europas Markt für Börsengänge kommt langsam wieder in Fahrt. Die Private-Equity-Eigentümer von Allegro planen ein IPO der polnischen Online-Auktions-Website. Mit einem angestrebten Emissionserlös von 2 Mrd. Euro könnte die Transaktion Europas zweitgrößte Erstnotiz im Jahr 2020 hinter dem Kaffeekonzern JDE Peet’s aus dem Imperium der Reimann-Familie werden. Das wird aus Finanzkreisen bestätigt.Die Finanzinvestoren Cinven, Permira und Mid Europa Partners haben der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge Goldman Sachs und Morgan Stanley als globale Koordinatoren für den Deal ausgewählt. Lazard berät bei den Vorbereitungen für eine mögliche Börsennotierung, die das Unternehmen mit etwa 10 Mrd. Euro bewerten könnte und nach der Sommerpause über die Bühne gehen soll. Das IPO von Allegro wäre ein willkommener Auftrieb für den europäischen Markt, auf dem die Emissionserlöse im Jahr 2020 bis dato um 42 % geschrumpft sind auf das niedrigste Niveau seit 2012.Parallel zum geplanten Allegro-Börsengang ist der Konkurrent Ebay gerade dabei, seine Kleinanzeigensparte für ebenfalls etwa 10 Mrd. Euro zu verkaufen. Zu den Bietern zählte der südafrikanische E-Comerce-Konzern Naspers, der Allegro 2016 für 3 Mrd. Euro an das Cinven-Konsortium verkauft hatte.Cinven ist auch in Deutschland stark engagiert mit insgesamt 50 Unternehmenskäufen und derzeit rund 31 000 Beschäftigten. Zu den aktuellen Investitionen hierzulande gehören Thyssenkrupp-Aufzüge, der Generikahersteller Stada sowie der zum Verkauf stehende Diagnostikdienstleister Synlab und der Lebensversicherungsverwalter Viridium.Allegro profitiert in Polen von der wachsenden Verbrauchernachfrage aufgrund der Lockdowns, weil die Menschen während der Coronavirus-Sperren online gehen, um im Internet alles von Kleidung bis zu Haushaltswaren zu kaufen. Die relativ verlässlich im Voraus berechenbaren Erträge und das große Volumen der Emission dürften internationale Investoren anlocken. Gelingt der Börsengang wie geplant, wäre es das größte polnische IPO seit der Erstnotiz des polnischen staatlichen Versicherers PZU im Jahr 2010.Die Zahl der Firmen, die Waren auf der Allegro-Website anbieten, hat sich seit Mitte 2019 mehr als verdoppelt, wobei in den vergangenen Wochen 15 000 neue Verkäufer hinzukamen, wie der Chief Commercial Officer Damian Zaplata erklärte. Der Aufschwung, den E-Commerce durch den Lockdown erhalten hat, erhöht somit die Wahrscheinlichkeit, dass der Börsengang stattfindet. Allegro wurde 1999 gegründet und hat mehr als 21 Millionen registrierte Nutzer, was das Unternehmen nach eigenen Angaben zu einer der größten E-Commerce-Plattformen für Osteuropa macht.Allegro würde mit einem Börsenwert von 10 Mrd. Euro in die gleiche Größenordnung kommen wie der Spin-off Siemens Energy, dessen Wert von Analysten ebenfalls auf 10 Mrd. Euro geschätzt wird. Mit der Abspaltung der Sparte, die im September vollzogen werden soll, sind gleich sieben Banken auf einmal betraut worden. Bank of America, BNP Paribas, Commerzbank, Credit Suisse, Deutsche Bank, Goldman Sachs und J.P. Morgan sind die führenden Finanzberater, mit Berenberg, HSBC und Jefferies als Co-Berater.Siemens gliedert sein Energiegeschäft allerdings – ebenso wie Continental das Antriebsgeschäft Vitesco – als reine Börsennotierung aus, wobei die Siemens-Aktionäre für je zwei an der Muttergesellschaft gehaltene Aktien einen Energy-Anteilschein erhalten.Bei Siemens Healthineers im März 2018 hatte die Muttergesellschaft beim Börsengang Aktien abgegeben und Mittel beschafft. Siemens verkaufte damals 15 % der Siemens Healthineers durch einen Börsengang mit einem Emissionserlös von 4,2 Mrd. Euro. Die Entscheidung für die reine Börsennotierung als Spin-off-Struktur für Siemens Energy spiegelt zum Teil die gegenwärtigen Marktbedingungen wider, in denen Siemens nicht die beste Bewertung erhalten würde und einen erheblichen Abschlag bieten müsste, der den neuen Investoren zugutekäme, wenn der Kurs danach nach oben ginge.