Cisco stolpert über Schlapphüte

Netzwerkausrüster macht Vorbehalte gegen US-Spionage für Schwächen verantwortlich - Aktie bricht ein

Cisco stolpert über Schlapphüte

Der Netzwerkausrüster Cisco macht Vorbehalte gegen die Schnüffelaktivitäten von US-Geheimdiensten für sein schwaches Abschneiden in den Schwellenländern verantwortlich. Im zweiten Quartal erwartet der Konzern deshalb rückläufige Umsätze. Die Aktie fällt in New York um mehr als 10%.sp Frankfurt – Der Netzwerkausrüster Cisco hat für das bis Ende Januar laufende zweite Quartal den ersten Umsatzrückgang seit vier Jahren angekündigt und damit am Mittwoch nach Börsenschluss viele Marktbeobachter überrascht. Die Aktie des mehr als 100 Mrd. Dollar schweren US-Technologiekonzerns stürzte im nachbörslichen Handel um mehr als ein Zehntel ab und lag gestern kurz nach dem Handelsauftakt an der Nasdaq mehr als 12 % im Minus.Die Umsatzprognose für November bis Januar verfehlte mit 10,9 Mrd. bis 11,1 Mrd. Dollar die von Analysten durchschnittlich erwarteten 12,6 Mrd. Dollar. Weil die Aufträge aus Schwellenländern wie China schwächeln, die ein Fünftel des Produktgeschäfts ausmachen, rechnet der Konzern im Quartal mit einem Umsatzrückgang um bis zu einem Zehntel. Die Gewinnaussichten für den Abschnitt liegen mit 45 bis 47 Cent je Aktie ebenfalls hinter den 52 Cent, die Marktbeobachter im Mittel auf dem Zettel stehen hatten.Für die Schwäche in den Schwellenländern macht Cisco auch die Enthüllungen rund um Spionageaktivitäten von US-Geheimdiensten verantwortlich. Seit der Ex-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden in regelmäßigen Abständen Dokumente zur Schnüffelpraxis der US-Behörden lanciert, spüre der Konzern das Misstrauen von Unternehmenskunden.Am stärksten sei Cisco von der Zurückhaltung der Kunden in China betroffen, bei denen sich die Sorgen vor Spionageangriffen über die von einem US-Konzern eingerichtete Telekominfrastruktur mit Konjunkturskepsis mischten, sagte Finanzchef Frank Calderoni.Vor Mitte des kommenden Jahres sei nicht mit einer Wende zu rechnen, sagte Calderoni. Bereits im ersten Quartal des Geschäftsjahres blieb Cisco unter den Erwartungen, schaffte sowohl im Produkt-, als auch im Servicegeschäft aber ein leichtes Plus. Die Bruttomarge lag über dem Durchschnitt der Analystenschätzungen, das Ergebnis unter dem Strich war auch wegen der erhöhten Aufwendungen für Forschung und Entwicklung (F & E) leicht rückläufig.Am langfristigen Ausblick und an den strategischen Weichenstellungen hält der Konzern fest. Das Unternehmen, das unter dem 1995 berufenen CEO John Chambers allein in den vergangenen zwei Jahren mehr als 12 000 Arbeitsplätze gestrichen hat, strebt auf lange Sicht ein Wachstum zwischen 5 und 7 % an. Schlapp auch ohne HutNach Einschätzung der UBS machen Cisco dabei nicht die Schlapphüte der National Security Agency (NSA), sondern bewusst herbeigeführte Verschiebungen im Produktportfolio und Marktanteilsverluste im unteren Preissegment zu schaffen. Die Entwicklung in den Schwellenländern führen die Analysten auf makroökonomische Einflüsse zurück. Dafür spricht auch, dass Cisco selbst einräumt, dass die Top 10 ihrer Schwellenländermärkte allesamt erst in den letzten Wochen des Quartals abfielen. Das Auftragsvolumen aus den Top 5 Brasilien, China, Indien, Mexiko und Russland blieb dabei zwischen 18 und 30 % unter den Vorjahreswerten, nachdem im Abschnitt zuvor teils noch zweistellige Zuwachsraten verzeichnet wurden.Die Folgen der NSA-Affäre könnte Cisco gemeinsam mit anderen US-Konzernen erst noch zu spüren bekommen: So ist die Volksrepublik China erkennbar bemüht, heimische Unternehmen wie die mit Cisco Kopf an Kopf liegende Huawei – die in den USA ihrerseits wegen ihrer Nähe zum chinesischen Militär aus Gründen der nationalen Sicherheit von Ausschreibungen staatlicher Projekte ausgeschlossen ist – voranzubringen. Neben Cisco wolle die Regierung in Peking deshalb auch andere US-Konzerne wie die SAP-Konkurrenten IBM und Oracle wegen Sicherheitsbedenken unter die Lupe nehmen, schreibt die Nachrichtenagentur Reuters.