Clariant verkauft Farbgranulate in die USA
Der Schweizer Spezialchemiehersteller Clariant verkauft die Sparte Masterbatches für 1,6 Mrd. Dollar an den US-Konzern Polyone. Die Anteilseigner sollen eine Barausschüttung von 1 Mrd. Dollar erhalten. Clariant hatte die Veräußerung wachstums- oder margenstarker Sparten bis Ende 2020 in Aussicht gestellt.wb Frankfurt – Der Schweizer Spezialchemiekonzern Clariant hat zum Jahresschluss eine Lösung für sein Geschäft mit Farb- und Additivkonzentraten sowie Speziallösungen für Kunststoffe gefunden: Die Sparte Masterbatches geht an Polyone, einen US-Hersteller von Spezialwerkstoffen. Die Bewertung liegt auf schulden- und cashfreier Basis bei 1,56 Mrd. Dollar. Knapp zwei Drittel des Erlöses sollen in Form einer Sonderdividende von 3 sfr je Aktie ausgeschüttet werden. Nun bleibt noch der Verkauf der Sparte Pigments, die etwa 1 Mrd. sfr auf die Waage bringt.Die Masterbatches-Bewertung entspricht in etwa dem 12,2-fachen operativen Ergebnis (Ebitda), das für die zwölf Monate bis September 2019 berichtet wurde. Der Käufer rechnet sich eine Bewertung von 1,45 Mrd. Dollar aus, was einem Ebitda-Multiple auf bereinigter Basis von 11,1 und von 7,6 inklusive erwarteter Synergien entspreche. Dieser Betrag ist zum Abschluss der Transaktion zu zahlen, der im dritten Quartal nächsten Jahres stattfinden soll.Die Sparte produziert Farbstoffe und optische Aufheller für Polymere, also Farb- und Additivkonzentrate sowie Speziallösungen für Kunststoffe. Diese gehen in Kunststoffprodukte, Verpackungen oder Fasern. 2018 sorgte das Masterbatches-Geschäft für 1,2 Mrd. sfr Umsatz. Der Konzernumsatz lag damals bei 6,6 Mrd. sfr.Polyone stellt spezialisierte Polymermaterialien, Spezialformulierungen, Farb- und Additivsysteme sowie Spezialvinylharze her. Das 2000 aus der Fusion von The Geon Company und M.A. Hanna Company entstandene Konzern sitzt in Ohio. Für Polyone ist es ein enorm großer Deal, denn die Amerikaner sind an der New Yorker Börse 2,5 Mrd. Dollar schwer. Größte Aktionäre sind BlackRock, Franklin Mutual und Vanguard. Clariant bringt in Zürich 7,1 Mrd. sfr auf die Waage. Die Aktie des Schweizer Konzerns stieg gestern um 2,2 %.Die Finanzierung stellen dem Erwerber Citi, Morgan Stanley und Wells Fargo. Clariant kommt ohne Investmentbank aus, hier managt der vor 2015 von UBS nach Basel gegangene Alexander Gehrt den Prozess.Für die Schweizer ist der Deal ein Meilenstein auf “dem Weg der Fokussierung auf Geschäfte mit überdurchschnittlichem Wachstum, höherer Profitabilität und stärkerer Cash-Generierung”. Erst im Oktober war Healthcare Packaging für 308 Mill. sfr an Arsenal Capital verkauft worden. Clariant, wo die saudische Sabic – die mittlerweile zu Saudi Aramco gehört – Ankeraktionär ist, will sich auf die Kerngeschäfte Care Chemicals, Catalysis und Natural Resources konzentrieren. Executive Chairman Hariolf Kottmann ist zuversichtlich, dass die Veräußerung des Pigmentgeschäfts 2020 über die Bühne geht, “um bis 2021 die neue, fokussiertere und stärkere Clariant aufzubauen”. Konzernchef Ernesto Occhiello hatte im Juli das Handtuch geworfen. 2017 wurde die Fusion mit Huntsman aus den USA von Aktivisten torpediert. Saudis profitierenClariant will den Erlös aus den Divestments in erster Linie ausschütten. So steht eine Sonderdividende von 3 sfr je Aktie auf der Agenda. Damit sollen 1 Mrd. sfr an die Anteilseigner ausgekehrt werden. Dabei geht es an vorderster Front um Sabic, die 25,7 % hält, und mit knapp 14 % die früheren Gesellschafter der Süd-Chemie, die Clariant 2011 für 2,5 Mrd. sfr erworben hatte. Die übrigen Mittel sollen für Investitionen in Innovationen und technologische Anwendungen im Kerngeschäft und zur Bilanzstärkung genutzt werden.Die Vereinbarung mit Polyone beinhaltet zwei separate Transaktionen. Das globale Masterbatches-Geschäft wird für 1,5 Mrd. Dollar abgestoßen, was in etwa dem 12,1-Fachen des Ebitda entspreche. Separat davon hat der Verwaltungsrat von Clariant Chemicals (India) den Verkauf des Masterbatches-Geschäfts auf dem Subkontinent durchgewunken. Die Bewertung liege hier bei 60 Mill. Dollar, was dem 1,3-fachen Ebitda entspreche. Die Tochter ist in Mumbai gelistet, Clariant hält 51 %.Im Sommer hatte der Konzern ein Joint Venture mit Sabic auf Eis gelegt, da sich beide Seiten nicht auf die Konditionen für das Gemeinschaftsunternehmen für Hochleistungskunststoffe einigen konnten (vgl. BZ vom 26. Juli). Damit war das gesamte Masterbatches-Geschäft ins Schaufenster gestellt worden, also nicht nur die Standardprodukte, sondern auch das hochwertige Sortiment. Im ersten Halbjahr war Clariant mit 101 Mill. sfr in die Verlustzone gerutscht. Belastet hatten Aufwand für die Ausgliederung von Aktivitäten sowie Rückstellungen für eine wettbewerbsrechtliche Untersuchung der EU-Kommission in Bezug auf den Ethylen-Beschaffungsmarkt.