Clash der großen Egos

Dieter Hahn und Bernhard Burgener kämpfen um Constantin Medien - Sportrechte liefern konstant hohen Gewinn

Clash der großen Egos

Bei Constantin Medien knallen zwei Manager und Großaktionäre mit gewaltigem Ego aufeinander. Bernhard Burgener will das Unternehmen weitgehend unverändert fortführen. Dieter Hahn möchte das Filmgeschäft verkaufen und so den forcierten Ausbau in den Sportrechtehandel finanzieren.Von Michael Flämig, MünchenConstantin Medien? Der Kapitalmarkt hat sich für das mittelständische Film- und Sportunternehmen in den vergangenen Jahren kaum interessiert. Doch nun wird die Hauptversammlung am 9. November, die am 10. November fortgesetzt werden kann, von den Beteiligten zum wichtigsten Aktionärstreffen des Jahres nach dem Showdown bei Stada stilisiert. Was passiert da an der Isar?Klar ist: Zwei Manager und Großaktionäre mit gewaltigem Ego knallen aufeinander. Der Clash ließ bereits eine Hauptversammlung im Juli platzen. Auf der einen Seite steht Bernhard Burgener, der als ehemaliger Constantin-Chef und Cineast das Unternehmen weitgehend unverändert fortführen will. Sein Reich ist aktuell die Highlight Communications AG, an der Constantin Medien 60,5 % hält. Burgener führt dort den Verwaltungsrat. PR-Maschinen laufen heißAuf der anderen Seite agiert der Constantin-Aufsichtsratschef Dieter Hahn. Der Topmanager im früheren Kirch-Konzern möchte das Filmgeschäft verkaufen und so den forcierten Ausbau in den Sportrechtehandel finanzieren.Seit Wochen schon laufen die PR-Maschinen auf Hochtouren. Beide Akteure dürften jeweils knapp 30 % der Stimmrechte für ihre Sache gebündelt haben. Ein Patt. Ihr Ziel muss daher lauten, dass diese Aktien wirklich stimmberechtigt sind am 9. November – keine Selbstverständlichkeit angesichts allerlei juristischer Scharmützel.Mit der öffentlichen Debatte zielen die Kontrahenten aber vor allem darauf, andere Constantin-Miteigentümer für die eigene Sache zu gewinnen. Noch besser aus ihrer Sicht wäre es, die jeweilige Gegenseite so weichzukochen, dass sie entnervt aufgibt. Dementsprechend fliegen Vorwürfe in dichter Folge hin und her. Die Tonlage ist schrill, von Bereicherung und unglaublichen Eingriffen ist die Rede. Ämterhäufung in der SchweizMoral allerdings, damit wird man dem Duo wohl kaum zu nahe treten, ist nur eine abgeleitete Argumentation. Letztlich geht es um den Mammon, der in derlei Größenordnung eben nicht mehr schnöde ist. Klar, Hahn würde wieder mit Burgener ins Geschäft kommen wollen, indem er dessen Aktienpaket an Constantin Medien erwirbt, wenn der Schweizer nur einen hinreichend niedrigen Preis verlangen würde. Erwürbe Burgener umgekehrt das Filmgeschäft, wenn es nur nicht zu teuer wäre und er die Co-Investoren mit der notwendigen Kapitalausstattung fände. Zeitweise eine coole Option ebenfalls: Einen Käufer vielleicht sogar aus China werben, der viel Geld für das Gesamtunternehmen Constantin auf den Tisch legt. Nun befriedigt es einen gewissen Voyeurismus, den es auch am Kapitalmarkt gibt, wenn Großkopferte sich die Köpfe einschlagen. Für die Finanzmarktkultur allerdings dürfte relevanter sein, dass die Akteure am 9. November ihre Winkelzüge an Recht und Gesetz orientieren. Der Kampf um den “richtigen” Versammlungsleiter verdeutlicht, dass dies keine Selbstverständlichkeit sein wird. Miniatur des Kirch-KonzernsAus Sicht der Constantin-Mitaktionäre ist relevant, wer die besseren Argumente für die Unternehmensstrategie mitbringt. Konsens herrscht weitgehend, dass die Doppelstrukturen bereinigt werden müssen. Das Firmengeflecht erscheint als Miniatur-Ausgabe des einstigen Kirch-Konzerns. Diese Intransparenz kostet Geld auch deswegen, weil allerorten Manager die Hand für ihre Dienste aufzuhalten scheinen – vorwiegend aus dem Kreis der Burgener-Getreuen, wie die Hahn-Seite behauptet. Tatsächlich ist beeindruckend nachzulesen im Highlight-Geschäftsbericht, dass Burgener Ende 2015 in 23 verschiedenen Organen aktiv war, meist als Präsident des Verwaltungsbeirats.Wichtiger ist die Frage: Steuert Highlight tatsächlich den Gewinn der Gruppe bei, wie es Burgener gerne sieht? Die Antwort lautet: Ja. Im Jahr 2015 lieferte Highlight 17,6 Mill. Euro von 20 Mill. Euro Nettogewinn der Constantin Medien. Im Vorjahr waren es 18,1 Mill. Euro, während Constantin ansonsten Verluste schrieb und damit auf nur 3,9 Mill. Euro kam.Ist damit die Behauptung Burgeners, das Geschäft mit Sportrechten sei viel zu riskant und damit wenig attraktiv, richtig? Nein. Zwar stehen der TV-Sender Sport 1 und die Produktionsfirma Plazamedia – beides Constantin-Beteiligungen – tatsächlich vor großen Problemen, wenn Ausstrahlungsrechte für die Bundesliga beziehungsweise Kunden wegfallen. Aber: Dafür liefert die Schweizer Sportrechteagentur Team, die organisatorisch an der Highlight hängt, den Großteil des Gewinns der Burgener-Gesellschaft. Team arbeitet seit mehr als 20 Jahren mit der europäischen Fußballorganisation Uefa zusammen und hat jüngst einen weiteren Vertrag für die Vermarktung der Fußball-Klubwettbewerbe Champions League und Europa League bis zur Spielzeit 2020/21 abgeschlossen. Mattes FilmgeschäftDer Blick in die Highlight-Zahlen zeigt, dass dieses geschmähte Sportgeschäft – und nicht die Filmproduktion – den Gewinn produziert. Zwischen 20 bis 40 Mill. Euro blieben operativ in diesem Jahrzehnt pro anno hängen (siehe Grafik). Die Konstanz ist beeindruckend, Volatilität sieht anders aus. Das glamouröse Filmgeschäft dagegen steht in der ersten Jahreshälfte 2016 lediglich bei einer schwarzen Null. Die 20-Mill.-Marke hat das Filmgeschäft seit dem Jahr 2010 nie überschritten, obwohl die Sparte das Drei- bis Siebenfache des Umsatzes des Sportrechtehandels erzielt hat.