Cloud treibt Amazon-Gewinn
Der lange Zeit chronisch defizitär operierende Onlinehändler Amazon ist offenbar nachhaltig profitabel geworden. Im ersten Quartal verdiente Amazon dank dem kräftigsten Erlösplus binnen vier Jahren unter dem Strich erstmals mehr als eine halbe Milliarde Dollar. Die Aktie legte am Freitag um gut ein Zehntel zu.scd New York – Der Onlinehändler Amazon ist furios ins neue Jahr gestartet. Der Umsatz in den Monaten Januar bis März zog um 28 % auf 29,1 Mrd. Dollar an – das kräftigste Plus seit dem zweiten Quartal 2012. Zu verdanken hat der Konzern aus Seattle (Washington) dies in erster Linie dem kräftigen Ausbau seiner Onlinedienstleistungen. Das in der Sparte Amazon Web Services zusammengefasste Cloud-Geschäft erlöste mit 2,57 Mrd. Dollar knapp 64 % mehr als in der Vorjahresperiode. Insgesamt stiegen die Erlöse im stetig wachsenden Servicegeschäft etwa um die Hälfte auf 8,55 Mrd. Dollar. Allerdings legte auch das klassische Onlinehandelsgeschäft in Nordamerika und international um jeweils mehr als ein Fünftel zu. Erwartungen klar übertroffenUnter dem Strich entwickelte sich Amazon derweil noch besser. Nach einem Verlust in der Vorjahresperiode (siehe Tabelle) wies die US-Gesellschaft dieses Jahr einen Rekordgewinn aus. Mit 513 Mill. Dollar wurde der bisherige Bestwert aus dem Weihnachtsquartal 2015 noch einmal um mehr als 30 Mill. Dollar übertroffen. Der Gewinn von 1,07 Dollar je Aktie übertraf die Durchschnittsprognose der von Bloomberg befragten Analysten um üppige 50 Cent.Für Amazon war es bereits das vierte gewinnbringende Quartal in Serie. Treibende Kraft hinter der besseren Ergebnisentwicklung war einmal mehr das Cloud-Geschäft. In der abgelaufenen Periode betrug der operative Gewinnbeitrag der Sparte 604 Mill. Dollar. Damit übertraf das Geschäft sogar den nordamerikanischen Onlinehandel, der bislang meist den höchsten Ergebnisbeitrag geliefert hatte. Verglichen mit der Vorjahresperiode hat sich der Gewinnbeitrag von Amazon Web Services mehr als verdreifacht. Die operative Marge kletterte von 12,5 % auf 23,5 %. Konzernweit trieb die Sparte Amazons operative Marge auf 3,7 % – den höchsten Wert binnen mehr als fünf Jahren.Die Amazon-Aktie legte vor dem Wochenende in New York am Vormittag in negativem Marktumfeld um knapp ein Zehntel auf 656,84 Dollar zu. Damit holte die Aktie die Kursverluste seit dem Jahreswechsel binnen weniger Stunden auf. Schwankende Marge erwartetBCG-Analyst Colin Gillis zeigte sich begeistert von der Margenausweitung in der Cloud-Sparte. Amazons Finanzvorstand Brian Olsavsky warnte allerdings davor, die jüngste Entwicklung einfach linear in die Zukunft fortzuschreiben. Es sei noch zu früh, um Schlüsse über die langfristige Marge des Geschäfts zu ziehen. Sie werde in den kommenden Quartalen weiter schwanken, erwartet Olsavsky.