Coca-Cola baut auf Bollywood
Mit zwei Zukäufen will sich Coca-Cola im noch kleinen, aber wachstumsstarken indischen Softdrink-Markt besser in Position bringen. Der weltgrößte Getränkekonzern steht wie Hauptwettbewerber Pepsico in Indien vor dem Problem, dass zuckerhaltige Softgetränke einem höheren Mehrwertsteuersatz unterliegen.scd Frankfurt – In westlichen Ländern nimmt der Softdrink-Konsum seit Jahren ab. Umso umkämpfter sind Märkte wie Indien, denen Marktforscher auf Jahre prozentual zweistelliges Wachstum bei Absatz und Umsatz prognostizieren. Im laufenden Turnus wird etwa ein knapp 12-prozentiges Erlösplus auf umgerechnet 3,27 Mrd. Dollar erwartet. Bis 2021 soll der Umsatz dann sogar auf 4,35 Mrd. Dollar steigen. Vor diesem Hintergrund bemüht sich der weltgrößte Getränkehersteller Coca-Cola, seine Position im dortigen Softdrink-Markt auszubauen. Derzeit ist der US-Konzern an zwei Deals dran. So soll er beim Verkauf der indischen Getränkesparte von Kraft Heinz derzeit favorisiert sein. Zu deren Markensammlung zählt unter anderem die einst von GlaxoSmithKline an Kraft veräußerte Kindermilchgetränkmarke Complan – eine der führenden in Indien.Zugleich soll Coca-Cola auch an Horlicks, dem klaren Marktführer im indischen Milchgetränkegeschäft, dran sein. Laut “Sunday Telegraph” bietet Coca-Cola nahezu 4 Mrd. Dollar und damit mehr als die konkurrierenden Bieter. Im Schaufenster steht Horlicks schon seit dem Frühjahr. GlaxoSmithKline hatte im März eine strategische Überprüfung der Einheit angekündigt. Ein Verkauf könnte dabei helfen, den 13 Mrd. Dollar schweren Buy-out des Healthcare-Joint-Ventures mit Novartis zu finanzieren (vgl. BZ vom 28. März). Viel Potenzial, hohe HürdenDie Herausforderung, in dem mit einem Softdrink-Konsum von lediglich 4 Liter pro Kopf im Jahr noch sehr beschaulichen indischen Markt zu wachsen, ist für Coca-Cola größer, als man zunächst annehmen würde. In den vergangenen Jahren haben die kohlensäurehaltigen Limonadengetränke des Konzerns zunehmend Marktanteile eingebüßt. Das liegt einerseits zwar auch daran, dass der in westlichen Industrienationen um sich greifende Trend zu kalorienärmeren, weniger Zucker und künstliche Aromen enthaltenden Getränken auch in Indien angekommen ist. Noch wesentlicher ist indes die Anhebung der Mehrwertsteuer für zucker- und kohlensäurehaltige Getränke, auf die statt der üblichen 12 % nun wie bei Tabakwaren 28 % aufgeschlagen werden.Das hatte Coca-Cola hart getroffen, mehr aber noch den Rivalen Pepsico, der deswegen erst Ende August den Chef seiner indischen Getränkesparte hat ablösen lassen. Während Pepsico damit beschäftigt ist, die eigenen Fehlschläge in Indien aufzuarbeiten, kommt Coca-Cola mit ihren Geboten offenbar voran. Der indischen “Economic Times” zufolge ist neben Coca-Cola noch der indische Pharmakonzern Zydus Cadila Group sowie ein Konsortium um Apax und Arpwood Partners an einer Übernahme der Aktivitäten von Kraft Heinz interessiert. Lokale indische Bieter, die wohl durchaus auch Interesse gezeigt haben sollen, seien davon abgeschreckt worden, dass Kraft unerwartet die europäischen Dachgesellschaften der indischen Marken mit verkaufen wollte.Die Gebote bei Kraft Heinz werden derzeit auf 550 Mill. bis 600 Mill. Euro geschätzt. Bei der GlaxoSmithKline-Offerte ist es mit 3,9 Mrd. Dollar deutlich mehr.