Coca-Cola versucht es mit Marihuana statt Kokain
sp New York – Nach den Bierbrauern von Constellation Brands, Molson Coors Brewing und Heineken sowie den Whiskey-Brennern von Diageo hat jetzt auch der größte US-Getränkehersteller Coca-Cola sein Interesse an Marihuana entdeckt. “Wir beobachten das Wachstum von nicht psychoaktivem Cannabidiol (CBD) als Zutat in funktionalen Wellness-Getränken auf der ganzen Welt sehr genau”, sagte ein Sprecher von Coca-Cola, deren gleichnamige Brause noch lange Zeit nach dem Debüt vor mehr als 130 Jahren mit Kokain versetzt wurde, der Nachrichtenagentur Bloomberg. Der Konzern führe Gespräche mit dem Marihuana-Hersteller Aurora Cannabis über die gemeinsame Entwicklung von Getränken, hieß es weiter.Bloomberg zufolge gibt keine Garantie dafür, dass die Verhandlungen erfolgreich sein werden. “Der Markt entwickelt sich sehr schnell. Noch ist keine Entscheidung gefallen”, sagte der Sprecher von Coca-Cola, ohne sich konkret zu Aurora zu äußern. Die Aktie des drittgrößten kanadischen Cannabis-Unternehmens legte in Toronto dennoch um bis zu 22 % zu und zog andere Branchentitel wie Canopy Growth, Cronos Group oder den Börsenneuling Tilray mit nach oben. Coca-Cola, die erst vor wenigen Wochen mit der 5 Mrd. Dollar schweren Übernahme von Costa Coffee aufhorchen ließ, traten auf der Stelle.Der Wert des BI Canada Cannabis Competitive Peers Index hat sich in den vergangenen zwölf Monaten in Erwartung der Mitte Oktober anstehenden Legalisierung von Marihuana in Kanada fast verdoppelt. Im laufenden Jahr ist er allerdings um ein Viertel zurückgefallen, weil der Höhenrausch vielen Investoren Kopfweh bereitet und sich die ersten Shortseller positionieren.Coca-Colas möglicher Vorstoß in den Marihuana-Sektor erfolgt relativ spät. Andere Getränkehersteller versuchen bereits, Cannabis als trendigen Inhaltsstoff hinzuzufügen. Im August gab der Corona-Bierbrauer Constellation Brands bekannt, dass er 3,8 Mrd. Dollar in weitere Anteile des kanadischen Marktführers Canopy Growth Corp. investieren wird. Molson Coors Brewing hat ein Joint Venture mit Hydropothecary zur Entwicklung von Cannabisgetränken in Kanada gestartet. Diageo, der britische Konzern hinter Johnny Walker, Baileys und Guinness, führt Gespräche mit mindestens drei kanadischen Cannabisproduzenten über einen möglichen Deal, wie Bloomberg berichtete. Die Craft-Bier-Marke Lagunitas von Heineken hat derweil eine neue Produktlinie eingeführt, die sich auf alkoholfreie Getränke spezialisiert hat, die mit Tetrahydrocannabinol (THC), dem aktiven Wirkstoff von Marihuana, versetzt werden. In den Gesprächen zwischen Coca-Cola und Aurora geht es um Getränke, die bei Schmerzen, Entzündungen und Krämpfen lindernd wirken sollen. Dazu soll der Wirkstoff CBD hinzugefügt werden, der anders als THC als nicht suchtfördernd oder berauschend gilt. Pepsico braucht mehr PepDer Cannabis-Markt nimmt Fahrt auf, seit Kanada wie zuvor schon einige US-Bundesstaaten Marihuana für nichtmedizinische Zwecke legalisiert hat. Weil der Handel der Droge auf US-Bundesebene weiterhin verboten ist, bleiben viele Konzerne und Investoren aber vorsichtig. Nach einem möglichen Einstieg von Coca-Cola dürfte allerdings auch der Rivale Pepsico keine Zeit verlieren, die eigenen Getränke angesichts zuletzt sinkender Absätze von Limonaden in den USA mit Cannabis aufzupeppen.