Comcast sticht Disney aus
Disney-Chairman Bob Iger und der Medienmogul Rupert Murdoch haben in der Übernahmeschlacht um die europäische Bezahlfernsehgruppe Sky den Kürzeren gezogen. Der US-Kabelnetzbetreiber Comcast, der auch am Film- und Fernsehgeschäft von Murdochs 21st Century Fox Interesse hatte, setzte sich durch.hip London – Der US-Kabelnetzbetreiber Comcast hat die Übernahmeschlacht um die europäische Bezahlfernsehgruppe Sky für sich entschieden. Die Mutter von Universal Pictures, Illumination Entertainment und Dreamworks Animation bot 29,7 Mrd. Pfund und setzte sich damit gegen Rupert Murdochs 21st Century Fox durch, wie die britische Übernahmekommission (Takeover Panel) bekannt gab. Sie hatte eine Auktion angesetzt, um die aus dem langen Übernahmekampf resultierende Unsicherheit für Sky zu beenden. Die Auktion begann am Freitagabend und ging über drei Runden. Der Aktienkurs von Comcast geriet gestern im New Yorker Handel unter Druck, nachdem Analysten die Befürchtung geäußert hatten, das Unternehmen bezahle zu viel für Sky.Comcast hatte 17,28 Pfund je Aktie geboten, Fox mit Unterstützung von Walt Disney 15,67 Pfund. Die unabhängigen Boardmitglieder von Sky stellten sich einstimmig hinter das höhere Angebot. Comcast will Sky als Plattform für die Expansion in Europa nutzen. Das Unternehmen hatte 2001 für 45 Mrd. Dollar die Kabelsparte von AT&T übernommen und war dadurch zum größten Kabelnetzbetreiber der Vereinigten Staaten aufgestiegen. Zehn Jahre später holte sich das Unternehmen für 6,5 Mrd. Dollar die Mehrheit an NBC Universal von General Electric. Die Gesellschaft will ihre Fernsehstudios mit der TV- und Kinosparte von Fox verschmelzen, aus der Filmhits wie “Avatar” und “Titanic” sowie die TV-Serie “Die Simpsons” stammen. Gemeinsam würden NBC und Fox Broadcasting unter anderem über die Rechte zur Übertragung der Olympischen Spiele und der britischen Fußballliga in den Vereinigten Staaten verfügen.Ende Juli hatte sich Disney mit einem 71 Mrd. Dollar schweren Angebot gegen Comcast durchgesetzt, als es um das Film- und Fernsehgeschäft von 21st Century Fox ging. Dazu gehören das Studio 20th Century Fox, FX Networks und National Geographic Partners. Der Deal soll im ersten Halbjahr 2019 abgeschlossen sein. Ursprünglich hatten sich Disney und Fox im Dezember vergangenen Jahres auf 52 Mrd. Dollar geeinigt. Ein Gegenangebot von Comcast in Höhe von 65 Mrd. Dollar in bar trieb den Preis für Disney in die Höhe. Disney wird Sky-GroßaktionärDen Kampf um Sky hat Disney, die sich hinter Murdoch gestellt hatte, nun zwar verloren, aber dem Unterhaltungskonzern gehören demnächst die 39 % an Sky, die bei 21st Century Fox liegen. Bevor der Zeitungszar versuchte, die Kontrolle der Bezahlfernsehgruppe zu übernehmen, wurde die Beteiligung mit gut 5 Mrd. Pfund bewertet. Inzwischen ist ihr Wert auf 11,6 Mrd. Pfund gestiegen.Bis zum 11. Oktober haben die Aktionäre Zeit, sich für die Annahme des Angebots zu entscheiden. Verkauft Disney den Anteil, ist ein Teil des höheren Kaufpreises, den das Unternehmen für 21st Century Fox bezahlen musste, schon wieder wettgemacht. Aber Chairman Bob Iger könnte sich auch dafür entscheiden, Großaktionär zu bleiben – für den Rivalen Comcast wohl die unangenehmere Variante.In Medienberichten wird spekuliert, Disney könnte auf einen Asset Swap drängen: die Sky-Beteiligung gegen die Kontrolle über den Streamingdienst Hulu. Comcast, Disney und Fox gehören derzeit jeweils 30 %. AT&T kam durch die Übernahme von Time Warner an 10 %. Durch den Erwerb von Fox kommt Disney demnächst schon auf 60 %, mit dem Comcast-Anteil wären es 90 %.Wie der “Daily Telegraph” berichtet, bemühte sich Comcast gestern, so viele Sky-Aktien einzusammeln wie möglich. Die Aktie verteuerte sich um 8,6 % auf 1 721,5 Pence.Die Analysten der UBS halten es für möglich, dass sich Sky künftig stärker in Richtung Telekommunikation orientieren könne. In Großbritannien ist das Unternehmen mit rund sechs Millionen Kunden der zweitgrößte Breitbandanbieter und hat Sky Mobile an den Start gebracht. Wäre Disney erfolgreich gewesen, hätte sich Sky wohl mehr auf Content fokussiert, heißt es in einer gestern vorgelegten Einschätzung der Bank.