Condor rückt Edelweiß auf die Pelle

Einstieg in Reisegeschäft ab Zürich - Konkurrenz für Lufthansa-Tochter

Condor rückt Edelweiß auf die Pelle

Von Lisa Schmelzer, FrankfurtMitten in der schwersten Krise der Luftfahrtbranche plant die Fluggesellschaft Condor den Einstieg in einen neuen Markt. Condor werde im Sommer 2021 ab Zürich mehrfach wöchentlich neun Urlaubsziele rund ums Mittelmeer anbieten, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Angeflogen werden unter anderem Mallorca und die Kanaren sowie Ziele in Griechenland, Italien, Kroatien und Zypern. Dafür sollen zwei Airbus A320 in Zürich stationiert werden. KampfansagenDamit reagiere Condor auf die große Nachfrage Schweizer Reiseveranstalter nach Flügen für ihre Urlaubskunden. Die Veranstalter nutzen die deutsche Fluggesellschaft derzeit bereits für Langstreckenverbindungen ab Frankfurt bzw. haben sie vor der Coronavirus-Pandemie genutzt. Beispielhaft listet Condor in ihrer Mitteilung die Reiseveranstalter Hotelplan Suisse, Kuoni, DER Touristik Suisse und Tui Suisse auf.Mit ihrem Schritt auf den Schweizer Markt sorgt die Condor, die zum 1. Dezember das Schutzschirmverfahren verlassen wird (vgl. BZ vom 23. Oktober), für die Zeit nach der Coronakrise vor. Denn es wird damit gerechnet, dass sich zuerst der private Reiseverkehr erholt, während das Geschäftsreisesegment noch länger schwächeln dürfte. Damit rechnet auch Condor-Konkurrent Lufthansa und will sein touristisches Geschäft, vor allem auf der Langstrecke von Frankfurt aus, erweitern. Diese Ankündigung kann durchaus als Kampfansage an die ehemalige Tochter Condor verstanden werden, dem Frankfurter Platzhirsch in diesem Segment. Darauf reagiert jetzt die Condor-Geschäftsführung um Ralf Teckentrup und steigt ihrerseits in das Schweiz-Geschäft ein. Denn dort ist die Lufthansa-Tochter Swiss mit ihrem touristischen Ableger Edelweiß stark vertreten.Reiseveranstalter in Deutschland hatten nach der Pleite von Thomas Cook darauf gedrungen, die jahrelang profitable Condor mit Staatsgeldern zu retten, da sie ansonsten eine Übermacht der Lufthansa auch im touristischen Segment befürchtet hatten. Der Auftritt der Condor in Zürich dürfte nun den Wettbewerb in der Schweiz ankurbeln.Wie in Deutschland wird Condor in der Schweiz Pauschalreisende an Bord nehmen, Flüge aber auch über den Einzelplatzverkauf anbieten. Vor der Pleite der Mutter Thomas Cook hatte der Reisekonzern etwa 20 % der Condor-Sitze gefüllt, der Rest verteilte sich jeweils zur Hälfte auf andere Veranstalter und Individualreisende. Nach dem Aus von Thomas Cook hatten die anderen Veranstalter die entstandene Lücke schnell geschlossen, allerdings nur, bis die Coronavirus-Pandemie die Nachfrage nach Reisen abwürgte.