Conti erwartet Umsatzrückgang um 16 Prozent

Sondereffekte führen 2020 voraussichtlich zu zweitem Jahresverlust in Folge - Rubber-Geschäftsfelder sind Ergebnisstütze

Conti erwartet Umsatzrückgang um 16 Prozent

Continental hat eine neue Prognose für das Geschäftsjahr 2020 abgegeben, die keine positiven Überraschungen bot. Die Aktie des Zulieferers gab um 0,8 % auf 106,20 Euro nach. Operativ sieht sich der Dax-Konzern nach dem Coronatief im zweiten Quartal im Aufwind. 2020 wird aber wieder ein Nettoverlust anfallen.ste Hamburg – Nach dem schwarzen zweiten Quartal, in dem der Umsatz infolge der Covid-19-Pandemie um 41 % auf 6,62 Mrd. Euro einbrach, sieht sich Continental im Aufwind. Der Autozulieferer und Reifenhersteller verbuchte im dritten Quartal noch einen Erlösrückgang um 7,3 % verglichen mit dem Vorjahr auf 10,29 Mrd. Euro, während das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) auf 832 (i.V. 612) zulegte – nach – 634 Mill. Euro im Frühjahrsquartal. Anlässlich der Vorlage des Zahlenwerks zum 30. September stellte Finanzvorstand Wolfgang Schäfer für das vierte Quartal einen moderateren Aufschwung in Aussicht. “Was die Abweichung des Umsatzes im Vorjahresvergleich angeht, wird das vierte in etwa auf dem Niveau des dritten Quartals liegen”, sagte der CFO im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Die bereinigte operative Rendite werde auch im vierten Quartal positiv sein. Im dritten Quartal waren es 8,1 (5,6) %.Mit Blick auf die zweite Pandemiewelle erklärte Schäfer, die Nachfrage sei nicht so stark gesunken wie nach Beginn der Krise im zweiten Quartal. Das Abrufvolumen von Kunden liege zwar unter Vorjahr, aber “auf einem vernünftigen Niveau”. Um bei Virusinfektionen Mitarbeiter zu schützen, würden vereinzelt in Werken ganze Schichten in Quarantäne geschickt. Es stehe aber kein Werk still.Das Dax-Unternehmen aus Hannover, das am 21. Oktober veröffentlichte vorläufige Zahlen für das dritte Quartal bestätigte, habe die Talsohle in der Coronakrise durchschritten, meinte der Finanzchef. Nach dem Anfang April zurückgezogenen Ausblick für das laufende Geschäftsjahr gab Conti eine neue Prognose ab. Demnach wird im Gesamtjahr nun mit einem Umsatzrückgang um rund 16 % auf 37,5 (i.V. 44,5) Mrd. Euro sowie mit einer bereinigten operativen Rendite (Ebit-Marge) von rund 3 (7,4) % gerechnet. Ursprünglich waren ein Erlöskorridor von 42,5 bis 44,5 Mrd. Euro sowie eine bereinigte Ebit-Marge von 5,5 bis 6,5 % in Aussicht gestellt worden.Für den Konzern, der 2020 auch mit einem positiven, aber deutlich geringeren freien Cash-flow vor Akquisitionen und Carve-out-Effekten rechnet (2019: 1,3 Mrd. Euro), erweisen sich die Rubber-Geschäftsfelder Reifen und Contitech einmal mehr als Ergebnisstützen. Bei beiden wird 2020 ein Umsatz von insgesamt rund 15,5 (18) Mrd. Euro und eine bereinigte Ebit-Marge von rund 10,5 (12,4) % erwartet. Die Automotive-Geschäftsfelder, zu denen auch die Powertrain-Sparte zählt, dürften hingegen bei einem auf insgesamt etwa 22 (26,5) Mrd. Euro schrumpfenden Umsatz 2020 operativ in der Verlustzone landen. Der Konzern stellt eine bereinigte Ebit-Marge von – 1,5 (4,4) % in Aussicht.Schäfer sagte, dass die Rubber Group die Umsatz- und Ergebnisentwicklung des Konzerns stabilisiere, basiere auf dem hohen Anteil des Ersatzreifen- sowie Industriegeschäfts. Beide seien weniger konjunkturanfällig als das Erstausrüstungsgeschäft mit den Autoherstellern. Die grundsätzliche Portfolioaufstellung des Konzerns stehe “nicht in Frage”.Conti, so der CFO weiter, verfüge nach wie vor über 10 Mrd. Euro Liquidität, die Bilanz sei robust. Zu der per 30. September unter die Zielmarke von 35 % gesunkenen Eigenkapitalquote von 31,6 % sagte Schäfer, eine Quote über 30 % sei immer noch ein vernünftiger Wert. “Die Nettoergebnisse der kommenden Jahren werden dafür sorgen, dass wir beim Eigenkapital wieder zulegen.”Aufgrund negativer Sondereffekte, die in den ersten neun Monaten bei 1,56 (2,62) Mrd. Euro lagen und auch Goodwill-Wertkorrekturen von 649 Mill. (2,3 Mrd.) Euro umfassten, erwartet das Unternehmen 2020 wie im vorigen Jahr einen Nettoverlust. “Was am Jahresende unter dem Strich steht, hängt davon ab, welche Restrukturierungskosten im Zusammenhang mit dem Transformationsprogramm in diesem Jahr gebucht werden können”, erklärte Schäfer. Für 2020 und 2021 plant Conti insgesamt mit Aufwendungen von 1,2 Mrd. Euro, die Teil der Gesamtkosten von 1,8 Mrd. Euro sind, die im Rahmen des bis 2029 aufgelegten Programms aktuell veranschlagt werden (vgl. BZ vom 1. Oktober). Davon wurden in diesem Jahr rund 800 Mill. Euro gebucht – nach 665 Mill. Euro im vergangenen Jahr.Ende September hatte der Aufsichtsrat eine Verschärfung des im vorigen Jahr initiierten Sparkurses beschlossen, durch die eine Verdopplung der von 2023 an geplanten jährlichen Bruttoeinsparungen auf über 1 Mrd. Euro angestrebt wird. Mit der Schließung von Werken im In- und Ausland, die unter anderem noch auf Fahrzeuge mit Verbrennerantrieben ausgerichtet sind, wackeln mittlerweile weltweit 30 000 der aktuell 233 700 Arbeitsplätze im Konzern – davon 13 000 in Deutschland. Mit den gerade bei Arbeitnehmervertretern in Deutschland stark umstrittenen Maßnahmen reagiert Conti neben den Folgen der Coronakrise auf den Technologiewandel sowie den starken Rückgang der Fahrzeugproduktion seit 2018. Für das laufende Jahr rechnet der Konzern mit einem Minus von 18 bis 19 % bei Pkw und leichten Nutzfahrzeugen. – Wertberichtigt Seite 6