Autozulieferer

Conti kappt Tausende Stellen in kriselnder Autosparte

Continental streicht Tausende Stellen in der kriselnden Autosparte. Vor dem Kapitalmarkttag im Dezember kursieren Spekulationen über einen Ausstieg aus dem Geschäft und eine Konzentration auf das Reifengeschäft.

Conti kappt Tausende Stellen in kriselnder Autosparte

Conti kappt Tausende Stellen in kriselnder Autosparte

Kostenentlastung von 400 Mill. Euro erwartet – Spekulationen über Aufspaltung

ste Hamburg
Bericht Seite 9

Der Technologiekonzern Continental will in seiner kriselnden Autozuliefersparte Tausende Stellen streichen. Es seien Maßnahmen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des Bereichs Automotive beschlossen worden, gab das Dax-Unternehmen am Montag bekannt. Dazu gehört ein Wegfall von Arbeitsplätzen voraussichtlich im mittleren vierstelligen Bereich. Durch weltweit verschlankte Geschäfts- und Verwaltungsstrukturen erwartet Continental eine Kostenentlastung um jährlich 400 Mill. Euro.

Der Betriebsrat der Sparte forderte das Management auf, auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten. Die von Philipp von Hirschheydt, im Continental-Vorstand seit Mai 2023 für den Automotive-Bereich verantwortlich, offen eingeräumten Managementfehler der Vergangenheit dürften nicht zulasten der Beschäftigten gehen. Der Bereich, auf den mit mehr als 102.000 Mitarbeitern knapp die Hälfte aller Konzernbeschäftigten entfällt, hat mehrere Jahre mit negativen operativen Margen hinter sich. Im Automotive-Segment, das in diesem Jahr durch inflationsbedingte Zusatzkosten von voraussichtlich 1 Mrd. Euro belastet wird, strebt Conti 2023 eine bereinigte Ebit-Marge von 2 bis 3 (i.V. −0,2)% an. Im Gesamtunternehmen sollen es 5,5 bis 6,5 (5,0)% werden.

Die Conti-Aktie legte zum Wochenbeginn um 1% auf 64,02 Euro zu. Damit liegt der Titel im laufenden Jahr um gut 8% im Plus, aber um rund 75% unter seinem am 9. Januar 2018 bei 257,40 Euro erreichten Allzeithoch. Seit Monaten begleiten Gerüchte den Konzern. Wolfgang Reitzle, seit 2009 Aufsichtsratsvorsitzender, bereite die Spaltung von Continental vor, so die Darstellung im "Manager Magazin" im August. Die Zukunft sehe er im klassischen Reifengeschäft, das in den ersten neun Monaten dieses Jahres auf eine bereinigte operative Marge von 13,5% kam, und im nichtautomobilen Teil von Contitech. Auf beide Bereiche entfielen 2022 Umsatzerlöse von 14 Mrd. bzw. 6,6 Mrd. Euro.

Kurz vor dem am 4. Dezember geplanten Kapitalmarkttag von Conti wurden die Spekulationen über einen spätestens mittelfristig anstehenden Ausstieg aus dem Automotive-Geschäft, das im vergangenen Jahr auf einen Umsatz von 18,3 Mrd. Euro kam, erneuert. Nicht zuletzt das Angebot zur Übernahme der früheren Conti-Antriebssparte Vitesco durch Schaeffler wirft in Hannover Fragen auf, welche Pläne die mit 46% an Continental beteiligte Schaeffler-Familie mit dem Konzern und einzelnen Teilen verfolgt. Im Raum steht auch eine Verlängerung der Mandatszeit des 74-jährigen Reitzle an der Aufsichtsratsspitze über das Ende der Conti-Hauptversammlung im April 2024 hinaus.

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