Conti kassiert erneut Prognose - 5 Mrd. Euro Börsenwert verpuffen
wb/ck Frankfurt – Zum zweiten Mal hat der Autozulieferer Continental Investoren dieses Jahr auf dem falschen Fuß erwischt. Die neuerliche Gewinnwarnung hatte zur Folge, dass der Aktienkurs am Mittwoch um 13 % einknickte und sich nahezu 5 Mrd. Euro an Marktkapitalisierung in Luft auflösten. Damit hat das Papier seit Anfang Januar knapp 30 % verloren. Nur Commerzbank und Deutsche Bank gaben im Dax bisher prozentual noch mehr ab. In der Branche haben zuvor die Hersteller Daimler und Fiat Chrysler und der Zulieferer Valeo vor sinkenden Gewinnen gewarnt. Für das Geschäft mit dem Antriebsstrang, das nächstes Jahr separat an die Börse geführt werden soll, räumt Conti in einem Aufwasch ein, dass die Ergebnisprognose für 2019 nicht zu halten ist. “Wir waren im Power-train-Geschäft etwas zu optimistisch”, sagte CFO Wolfgang Schäfer in einer Analystenkonferenz. An den IPO-Plänen wird aber bisher nicht gerüttelt. Dies ist Teil des größten Umbaus der Unternehmensgeschichte, in dem der Konzern aus Hannover steckt.Begründet wird die neuerliche Gewinnwarnung mit höheren Kosten, geringeren Umsatzerwartungen und Gewährleistungsfällen. Beobachter lesen daraus auch Signale für einen Dämpfer der Autokonjunktur. Die Branche muss sich neu erfinden und Milliarden in E-Mobilität, autonomes Fahren und neue Mobilitätsdienste investieren. Hinzu kommen die Probleme wegen des Handelsstreits zwischen den USA und China und der hausgemachte Dieselskandal. Unter anderem wird VW als einer der größten Conti-Kunden von der Umstellung auf den neuen Abgasmesszyklus belastet. Mitte April hatte Conti die erste Warnung dieses Jahres wegen negativer Währungseffekte veröffentlicht. Noch Anfang August ging Schäfer davon aus, dass sich diese revidierte Ansage realisieren lässt. CEO Elmar Degenhart und Finanzchef Schäfer erwarten nun, dass 2018 statt einer bereinigten operativen Marge (auf Ebit-Basis) von mehr als 10 % nur mehr gut 9 % drin sind. Vom Umsatzziel von zuvor 46 Mrd. wird 1 Mrd. Euro abgezogen. Denn das Erstausrüstungsgeschäft in Europa und China liege im Autogeschäft und bei der Sparte Contitech unter den Erwartungen. Dazu komme eine sinkende Nachfrage nach Reifen. Auch höhere Kosten beim Antriebsstrang aufgrund der Umstellung für Hybrid- und Elektroautos belasteten. Zudem machen Anlaufkosten infolge des Auftragseingangs, der Ende Juni den Rekord von über 20 Mrd. Euro erreicht hat, zu schaffen. Nun würden Kosten gesenkt und Investitionen zurückgefahren.In zwei Branchenstudien hat sich das Bankhaus Berenberg zu den Aktien von Autoherstellern und -zulieferern skeptisch geäußert. Fünf Herstelleraktien werden zum Verkauf empfohlen, drei zum Halten, keine zum Kauf. Laut der Bank verliert die Branche die zyklischen Rückenwinde, die sie bis 2017 getragen haben. Es wird befürchtet, dass Investoren dies unterschätzen und sich der Rückgang in der Bewertung beschleunigt.—– Nebenstehender Kommentar- Bericht zu Conti Seite 7- Branchenstudie Seite 13