Continental kassiert Gewinnziel
Der Autozulieferer Continental kappt wegen der Flaute am Automarkt seine Ergebnisprognose für 2019. Überraschend kommt die Meldung aus Hannover nach den Gewinnwarnungen mehrerer Branchenunternehmen in den vergangenen Wochen nicht. Die Conti-Aktie war gestern sogar größter Tagesgewinner im Dax. ste Hamburg – Die Hoffnung auf eine Aufhellung des Marktumfelds im zweiten Halbjahr hat auch Continental aufgegeben: Der Autozulieferer und Reifenhersteller senkte am Montagabend in Erwartung einer 2019 verglichen mit dem Vorjahr um rund 5 % geringeren weltweiten Autoproduktion, wegen sich andeutender unerwarteter Veränderungen im Abrufverhalten seiner Kunden in den kommenden Monaten sowie aufgrund möglicher Rückstellungen für Gewährleistungsfälle im Konzernbereich Automotive Group seine Umsatz- und Gewinnziele für das laufende Geschäftsjahr. Aktienkurs steigtDie Prognosekorrektur kam jedoch nicht unerwartet und stieß Anlegern nach mehreren Gewinnwarnungen aus der Branche in den vergangenen Wochen nicht sauer auf. Die Continental-Aktie, die am 12. Juli bei 112,46 Euro noch ihren niedrigsten Stand seit fast sechs Jahren erreicht hatte, legte gestern im Gegenteil in der Spitze um 7,3 % auf 130,94 Euro zu und war größtrer Tagesgewinner im Dax. Arndt Ellinghorst vom Investmentberater Evercore Isi erklärte, bei Conti sage der Markt, “dass kurzfristig das Schlimmste eingepreist ist”. Das Unternehmen aus Hannover war bislang nach deutlichen Rückgängen der Autoproduktion in den ersten zwei Quartalen von einer leichten Belebung im zweiten Halbjahr ausgegangen (vgl. BZ vom 10. Mai). Für das Gesamtjahr hatte Continental mit einer weltweiten Autoproduktion auf Höhe des Vorjahresniveaus von 94 Millionen Fahrzeugen (2018: -1 %) gerechnet.Die weiterhin rückläufige Autoproduktion sei “der wesentliche Grund” für die Anpassung des Jahresausblicks, erklärte nun der Zulieferer, der nach dem ersten Quartal in Aussicht gestellt hatte, bei einer Belebung in der zweiten Jahreshälfte im laufenden Geschäftsjahr um 2 bis 4 Prozentpunkte schneller wachsen zu können als die weltweite Autoproduktion. Die Höhe der möglichen Gewährleistungskosten sei gegenwärtig noch nicht zu beziffern, fügte das Unternehmen hinzu, das im vergangenen Jahr Rückstellungen für Gewährleistungsfälle von 150 Mill. Euro in der Automotive Group gebildet hatte.Im Gesamtjahr 2019 rechnet Continental inzwischen noch mit einem Umsatz von rund 44 Mrd. bis 45 (i. V. 44,4) Mrd. Euro – bei einer im Vergleich zum ersten Halbjahr stabilen Entwicklung der Wechselkurse. Zuvor hatte der Konzern, der nach zwei Gewinnwarnungen im vergangenen Jahr für seine wesentlichen operativen Finanzziele seit Anfang 2019 Prognosen in Bandbreiten angibt, Erlöse von rund 45 Mrd. bis 47 Mrd. Euro angekündigt. Die bereinigte operative Rendite (Ebit-Marge) soll im laufenden Turnus im Konzern bei 7 bis 7,5 (9,2) % anstatt 8 bis 9 % landen. Dabei unterstellt Continental bei einem auf 26 Mrd. bis 27 Mrd. Euro von 27 Mrd. bis 28 Mrd. Euro reduzierten Umsatzziel in der Automotive Group eine bereinigte Ebit-Marge von 4,2 bis 4,8 % anstatt 6 bis 7 %. Die Rubber Group mit den Divisionen Reifen und Contitech soll bei einem nun erwarteten Umsatz von 18 Mrd. bis 18,5 Mrd. Euro (bislang: 18 Mrd. bis 19 Mrd. Euro) auf eine bereinigte Ebit-Marge von 12 bis 12,5 % anstatt 12 bis 13 % kommen.Der Konzern änderte auch seine Planungen für Investitionen in Sachanlagen und Software, die vor Finanzinvestitionen und inklusive der Effekte aus der seit Jahresbeginn anzuwendenden Leasing-Bilanzierung gemäß IFRS 16 nun mit voraussichtlich weniger als 8 % anstatt rund 8 % des Umsatzes veranschlagt werden. Zudem wird in diesem Jahr der Free Cash-flow vor Akquisitionen rund 200 Mill. Euro niedriger als bislang in einer Spanne von 1,2 Mrd. bis 1,4 Mrd. Euro erwartet. Zweites Quartal “solide”Vor der am 7. August vorgesehenen Veröffentlichung des Zwischenberichts zum 30. Juni legte Continental auch Eckdaten zum zweiten Quartal vor. Der Konzernumsatz lag demnach mit 11,2 (11,4) Mrd. Euro leicht unter dem Vorjahresniveau – nach nahezu unverändert 11 Mrd. Euro in den ersten drei Monaten. Dabei entfielen auf die Automotive Group 6,7 (7,0) Mrd. Euro, auf die Rubber Group 4,5 (4,4) Mrd. Euro Die bereinigte Ebit-Marge erreichte von April bis Juni im Konzern 7,8 (10,2) %, wobei die Automotive Group auf 5,5 (8,0) % kam und die Rubber Group auf 12,3 (14,3) %. Finanzvorstand Wolfgang Schäfer sprach von einem zweiten Quartal, das “solide verlaufen” sei. Zum veränderten Ausblick auf das zweite Halbjahr und zu wirtschaftlicher Unsicherheit trügen neben dem fortlaufenden Abwärtstrend der Autoproduktion in Europa, Nordamerika und insbesondere in China die weiterhin ungelösten Handelskonflikte bei.