AUTOINDUSTRIE - IM INTERVIEW: WOLFGANG SCHÄFER

Continental will Veyance-Kauf bald abschließen

Finanzchef: Closing im ersten Quartal - Verschuldung sinkt durch verzögerte Übernahme deutlich

Continental will Veyance-Kauf bald abschließen

Im Autogeschäft erwartet Continental-Finanzchef Wolfgang Schäfer 2015 mehr Umsatzimpulse als von der Reifensparte. Die verzögerte Übernahme des Kautschukspezialisten Veyance soll bald unter Dach und Fach sein.- Herr Schäfer, wie ist das Geschäftsjahr 2014 für Continental zu bewerten?Wir haben die Umsatz- und Ergebnisprognosen erfüllt und sind insgesamt zufrieden.- Wie stark hat die Umsatzentwicklung profitiert von der Euro-Abwertung im vierten Quartal?Wir hatten im vierten Quartal tatsächlich etwas Rückenwind, die Euro-Abwertung und ein höherer Basiseffekt haben sich mit 150 Mill. Euro positiv ausgewirkt. Im Gesamtjahr gab es aber durch Wechselkurseinflüsse eine Belastung von insgesamt 500 Mill. Euro – nach 800 Mill. Euro im Jahr 2013.- Nur die Euro-Abwertung hat dazu geführt, dass die im Jahresverlauf 2014 um 500 Mill. auf 34,5 Mrd. Euro reduzierte Umsatzprognose erfüllt wurde?Ohne den Rückenwind im vierten Quartal hätten wir 150 Mill. Euro weniger Umsatz verbucht, das ist richtig.- Mit welchen Wechselkurseinflüssen ist 2015 zu rechnen?Wir gehen zunächst von einer Stabilisierung auf dem derzeit erreichten Niveau im Euro-Dollar-Verhältnis aus. Währungsrelationen sind aber immer schwer vorauszusagen. Insofern sind Effekte für die Umsatzentwicklung in diesem Jahr auch nicht zu prognostizieren. 2015 erwarten wir einen Umsatzanstieg auf über 36 Mrd. Euro.- Wie teilt sich diese Entwicklung auf die beiden Konzernsparten Automotive und Rubber Group (Reifen/Contitech) auf?Dazu äußern wir uns am 5. März. Unsere Erwartung ist, dass in der Rubber Group der Preisdruck mit Blick auf die 2014 gefallenen Rohstoffpreise zunächst andauern wird. Insofern dürfte das Umsatzwachstum in diesem Jahr stärker getrieben sein von der Automotive Group als von der Rubber Group.- Wie stark wirkt sich die Schwäche im europäischen Ersatzreifenmarkt aus?Der sehr späte Wintereinbruch hat dazu geführt, dass der Ersatzreifenmarkt in Europa im vierten Quartal aufgrund des schwachen Winterreifengeschäfts um 8 % gesunken ist. Die Erwartungen haben sich also nicht erfüllt. Wir hoffen auf ein besseres Jahr 2015.- Welche Fortschritte macht Continental auf dem Weg, wie geplant unabhängiger vom Autogeschäft zu werden?Durch die Übernahme des US-Kautschukunternehmens Veyance kommen wir dem Ziel einer Reduzierung des Anteils auf 60 % ein Stück näher.- Der Vollzug der Transaktion verzögert sich.Ja. Uns fehlt noch die Freigabe aus Brasilien. Aber das Closing sollte noch im ersten Quartal folgen.- Wie weit sind Sie denn mit dem Verkauf des Veyance-Luftfedergeschäfts in Mexiko, von dem sich Continental auf Geheiß der Kartellwächter trennen muss?Der Verkaufsprozess hat begonnen, es gibt Interessenten. Ich gehe grundsätzlich von einem zügigen Verkauf aus.- Das bereinigte operative Konzernergebnis (Ebit) ist 2014 auf mehr als 3,8 (i.V. 3,7) Mrd. Euro gestiegen. Günstig haben sich sinkende Preise bei Rohmaterialien wie Kautschuk ausgewirkt. Wie hoch war die Entlastung, und was ist 2015 zu erwarten?Der Rückenwind für 2014 ist mit etwa 190 Mill. Euro zu beziffern, allerdings gab es in diesem Kontext auch Preisdruck aus dem Markt. Für 2015 ist bezogen auf die Rohstoffkostenentwicklung und unsere Rubber Group mit einem neutralen operativen Effekt zu rechnen.- In der zur Automotive Group zählenden Sparte Antriebstechnik (Powertrain) sind im Herbst Sonderaufwendungen wegen des langsamer als erwartet laufenden Geschäfts mit Hybrid- und Elektroantrieben und wegen Altlasten aus der Siemens-VDO-Übernahme 2007 angefallen. Wie stark fallen diese Sonderlasten im Ergebnis 2014 ins Gewicht?Wir haben diese Sondereffekte von rund 330 Mill. Euro im berichteten operativen Ergebnis verarbeitet. Unser bereinigtes operatives Ergebnis ist von diesen Sonderaufwendungen mit 86 Mill. Euro betroffen.- Die Sparte Powertrain gilt als größte Baustelle im Konzern. Mit welcher Entwicklung ist 2015 zu rechnen?Unser Ziel lautet, dass wir die Umsatzrendite von 6,5 % im vergangenen Jahr auf 8 % erhöhen. Allerdings berücksichtigen wir dabei das Geschäft mit Komponenten für Hybrid- und Elektrofahrzeuge nicht.- Mit welchen Sondereffekten ist 2015 zu rechnen?Nach etwa 330 Mill. Euro erwarten wir derzeit Sonderbelastungen von rund 100 Mill. Euro. Das ist ein Erfahrungswert.- Die bereinigte Ebit-Marge hat 2014 mit 11,2 % auf Vorjahresniveau gelegen. Für 2015 sagen Sie nun mindestens 10,5 % voraus. Wie passt diese konservative Prognose zur Erwartung eines Umsatzanstiegs von 5 %?Wir halten es für angemessen, am Jahresanfang vorsichtig zu sein – und die Aussage “mehr als 10,5 %” lässt ja auch Raum nach oben.- Positiv fällt im Gesamtjahr 2014 erneut die Entwicklung des freien Cash-flows auf. Mit 2 Mrd. Euro wurden Markterwartungen übertroffen.Im Working Capital Management hatten wir im vierten Quartal eine gute Entwicklung. Und bei den Kundenzahlungen gab es zum Jahresende keine größeren Einflüsse in die eine oder andere Richtung – was sich immer schwer voraussagen lässt. Damit lag der Wert zum Jahresende über unserer Prognose von 1,8 Mrd. Euro. Hinzu kommt, dass anders als ursprünglich erwartet der Kaufpreis für Veyance noch nicht fällig wurde.- Inwieweit nutzen Sie die Entwicklung wie in Vorjahren zum Schuldenabbau?Unsere Nettoschulden sind von 4,3 Mrd. auf unter 3 Mrd. Euro, die Gearing Ratio ist von 46 % im Jahr 2013 auf etwa 26 % gesunken. Aber es gilt erneut zu berücksichtigen, dass die Zahlung von rund 1,5 Mrd. Euro für den Veyance-Kauf noch aussteht.- Wie stark fällt die Zinsbelastung ins Gewicht?Die dürfte sich auf etwa 300 Mill. Euro ebenfalls deutlich reduziert haben, verglichen mit dem Vorjahr. Wir gehen von unter 300 Mill. Euro in diesem Jahr aus, aber auch hier kann sich der Veyance-Kauf noch auswirken.- Wie steht es um die Liquidität im Konzern nach 2014?Endgültige Zahlen für 2014 liegen noch nicht vor. Die Liquidität sollte aber zwischen 5 Mrd. und 6 Mrd. Euro liegen. Auch diese Kennzahl wird sich mit der Zahlung des Veyance-Kaufpreises ändern.- Die Dividende für 2013 wurde um 25 Cent auf 2,50 Euro je Aktie erhöht. Wie fällt die Dividende aus für 2014?Darüber muss noch entschieden werden. Angesichts der Cash-flow-Entwicklung dürfte sie eher im oberen Bereich unserer Ausschüttungsquote von 15 bis 30 % gemessen am Nettoergebnis liegen.- Wie konkret sind nach der Veyance-Übernahme Pläne für einen weiteren größeren Zukauf?Eine Ankündigung in den nächsten Monaten ist eher unwahrscheinlich.—-Das Interview führte Carsten Steevens.