Coronakrise trifft Hamburgs Hafen
Schwierige Zeiten für den Hamburger Hafen: Wegen des hohen Anteils der China-Verkehre ist der Containerumschlag infolge der Coronakrise im ersten Halbjahr um mehr als 12 % eingebrochen. Deutschlands größter Seehafen verliert weiter Marktanteile im Wettbewerb mit Rotterdam und Antwerpen. ste Hamburg – Der Hamburger Hafen verliert infolge der Coronavirus-Pandemie im Containerverkehr weitere Marktanteile in Wettbewerb mit den “Nordrange”-Konkurrenten Rotterdam und Antwerpen. Vor allem weil der Containerumschlag mit China, dem mit Abstand wichtigsten Handelspartner Hamburgs, um 16,4 % einbrach, verbuchte Deutschlands größter Seehafen im ersten Halbjahr 2020 nach Angaben von Hafen Hamburg Marketing einen Rückgang des Umschlags an den Kaikanten um 12,4 % auf 4,1 Mill. Standardcontainer (TEU). Unter den Nordsee-Häfen hat Hamburg den höchsten Anteil an China-Ladung. Zum Vergleich: In Rotterdam verringerte sich der Containerumschlag von Januar bis Juni verglichen mit dem Vorjahr um 7 % auf 7 Mill. TEU, in Antwerpen legte er sogar leicht um 0,4 % auf 5,9 Mill. TEU zu.Nach einem Rückgang um 6,6 % auf 2,2 Mill. TEU in den ersten drei Monaten fiel der Containerumschlag in Hamburg im zweiten Quartal um 18,2 % auf 1,9 Mill. TEU. “Das Runterfahren der chinesischen Wirtschaft und die als Folge ausgesetzten Abfahrten der Liniendienste – Blank Sailings in der Schifffahrt – führten zu geringeren Umschlagmengen”, erklärte Axel Mattern, Vorstand der Marketingorganisation des Hamburger Hafens. In allen Schiffsgrößen bis auf die Klasse zwischen 6 000 und 8 000 TEU hätten weniger Schiffe den Hamburger Hafen angelaufen. Neben China sank auch der Containerumschlag mit weiteren Ländern wie Russland (-14,9 %), Schweden (-13,3 %) und Südkorea (-14,4 %) mit zweistelligen Prozentwerten – ein Rückgang, der von positiven Entwicklungen anderer Länder nicht zu kompensieren war.Zwar hielt Hamburg den 17. Platz unter den weltgrößten Seehäfen, wie Mattern mitteilte. Insgesamt schrumpfte der Seegüterumschlag im Hamburger Hafen im ersten Halbjahr einschließlich des Stückgutumschlags (-12,2 % auf 42,5 Mill. Tonnen) aber um 12 % auf 61,2 Mill. Tonnen. Rotterdam verlor 9,1 % auf 219 Mill. Tonnen, Antwerpen verbuchte ein Minus von 4,9 % auf 114 Mill. Tonnen. Talsohle durchschritten?Hafen-Hamburg-Vorstand Ingo Egloff meinte, es sei zu hoffen, dass bei den Rückgängen im Seegüterumschlag die “Talsohle durchschritten” sei. Erste Anzeichen dafür sehe man in den Verkehren nach Fernost, Amerika und auch innerhalb Europas, die anzögen. Reedereien setzten wieder mehr Schiffe ein, was sich im Umschlag bemerkbar mache. Die Zahl der ausgesetzten Schiffe sei rückläufig – von zwölf im Juli, neun im August und zwei im September.Die Marktanteilsverluste im Wettbewerb der “Nordrange” sowie die im Zuge der jüngsten Konsolidierungswelle gestiegene Marktmacht der Containerreedereien hat zu Gesprächen über eine Kooperation im Containergeschäft zwischen den Terminalbetreibern HHLA und Eurogate geführt (vgl. BZ vom 29. Mai). Die Sondierungen befänden sich noch im Anfangsstadium, wie HHLA-Chefin Angela Titzrath am Donnerstag mitteilte. Gleichwohl signalisiert die Politik, gerade auch die mit gut 68 % an der HHLA beteiligte Stadt Hamburg, Unterstützung für das Projekt einer Hafenkooperation in der deutschen Bucht.Bei der Hafen Hamburg Marketing hieß es, man sei “grundsätzlich an allen Aktivitäten interessiert, die am Ende zu einer Stärkung der Leistungsvielfalt am Hafen- und Logistikstandort Hamburg beitragen”. Kooperationen seien in der Schifffahrt sehr ausgeprägt und auch im Speditions- und Logistikbereich verbreitet. Insofern sei es “verständlich, dass auch Terminalbetreiber über Kooperationen sprechen”. Zur Frage der lange umstrittenen Anpassung der Elbfahrrinne für Großschiffe erklärte die Marketingorganisation, es bleibe dabei, dass die Anpassung bis Jahresende vollzogen wird. Infrastrukturmaßnahmen blieben für den Hamburger Hafen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit unabhängig vom Ergebnis der Sondierungen über eine Hafenkooperation wichtig.