Coronakrise trifft Lukoil auch im vierten Quartal hart
est Moskau
Knapp bevor Russlands zweitgrößter und privater Ölkonzern Lukoil dieses Jahr sein 30-jähriges Bestehen feiert, muss er für 2020 einen gewaltigen Gewinnrückgang vermelden. Unter dem Strich brach der Überschuss um über 97% auf 15,2 Mrd. Rubel (170 Mill. Euro) ein. Der historische Verfall des Ölpreises zu Beginn der Corona-Pandemie und das geringere Produktionsvolumen haben auch den Umsatz massiv verringert, und zwar von 7,84 Bill. Rubel im Jahr 2019 auf 5,64 Bill.
Negativ überrascht hat Lukoil mit dem schwachen Ergebnis im vierten Quartal. In ihm fiel der Gewinn gegenüber dem dritten Quartal um 42% auf 29,4 Mrd. Rubel. Dies vor dem Hintergrund, dass sowohl Produktion und Preis in diesem Zeitraum gestiegen waren und der Rubel abgewertet hatte. Allerdings seien diese positiven Effekte durch ein schwächeres Raffineriegeschäft und geringere Handelsmargen konterkariert worden, so das Unternehmen. Der Umsatz stieg zwischen Oktober und Dezember immerhin um 5,1% auf 1,5 Bill. Rubel.
Hohe Rendite
Trotz aller Rückschläge können Aktionäre mit einer soliden Dividende rechnen. Der Konzern hatte schon zuvor zugesichert, zumindest 100% des bereinigten freien Cash-flows für das Gesamtjahr auszuschütten. Analysten rechnen mit einer Dividendenrendite von etwa 4,2%, was deutlich mehr ist als die – von der Gazprom-Bank geschätzten – gegenwärtig etwa 3% im russischen Öl- und Gassektor. Lukoil hat im vierten Quartal einen freien Cash-flow von 85,5 Mrd. Rubel generiert, womit der freie Cash-flow für das Gesamtjahr auf 281,1 Mrd. Rubel stieg. Damit lag er freilich noch immer um 59,9% unter dem Wert von 2019.
Förderkürzungen
Wie andere Ölkonzerne ist auch Lukoil an die im Rahmen der Opec+ im Frühjahr 2020 vereinbarten Förderkürzungen gebunden. Neben den heimischen Förderstätten betrifft dies auch die größte ausländische Lagerstätte West Qurna 2 im Irak. Inzwischen befürchtet das Unternehmen, dass der globale Ölmarkt in den kommenden fünf Jahren auf einen Mangel beim Angebot zusteuert, weil die Investitionen zu gering seien.
Der schon lange bestehende Mangel an Investitionen sei einerseits durch die neuen Folgen der Pandemie und andererseits dadurch vergrößert worden, dass der Zugang zu Finanzierungen durch die starke Unterstützung der Energiewende beschränkt sei, sagte Konzernchef und -gründer Wagit Alekperow gestern. Dies könnte zu einer höheren Volatilität beim Ölpreis führen und sich negativ auf das Wachstum der globalen Wirtschaft auswirken.