Coronavirus bremst deutsche Autobauer aus

Länger andauernde Quarantäne könnte teuer werden und Anlauf der Elektroauto-Produktion verlängern

Coronavirus bremst deutsche Autobauer aus

Von Sebastian Schmid, FrankfurtFür die deutsche Autoindustrie, die aufgrund der Anlaufkosten für die E-Mobilität und der nachlassenden Autokonjunktur mit schrumpfenden Margen kämpft, bringt das sich verbreitende Coronavirus in China den nächsten Rückschlag. China ist der mit Abstand wichtigste Absatzmarkt für Audi, BMW, Mercedes und Volkswagen. Zudem werden dort bereits mehrere Millionen Autos im Jahr produziert. Diese Produktion steht aufgrund des Coronavirus derzeit still. Sowohl BMW als auch Volkswagen haben ihre Werksferien im Reich der Mitte wegen des Coronavirus um eine Woche bis zum 9. Februar verlängert.Doch das ist nur eine Dimension der wirtschaftlichen Auswirkungen. Zum einen, weil in den unter Quarantäne gestellten Regionen auch der Absatz zum Erliegen kommt. Zum anderen, weil sich bei Zulieferern Lieferengpässe manifestieren könnten. So stammt viel Technologie, die in E-Autos der deutschen Marken zum Einsatz kommt, aus chinesischer Produktion. Sollte es hier zu Unterbrechungen der Lieferkette kommen, könnte der Rückstand in der Produktion der ersten E-Auto-Chargen weiter anwachsen.Zudem droht auch der chinesische Automarkt insgesamt, der bereits zwei Jahre in Folge geschrumpft ist, noch weiter einzuknicken. Der Autozulieferer Aptiv rechnet aktuell mit einem Rückgang der Fahrzeugproduktion von 15 % im ersten Quartal. Im Gesamtjahr soll das Minus dann auf 3 % beschränkt werden, falls die Epidemie in einigen Monaten überstanden ist.2019 produzierten die deutschen Autobauer rund 4,8 Millionen Autos in China. Bei gut 250 Arbeitstagen im Jahr laufen dort im Schnitt 19 200 Autos pro Tag von den Bändern. Schon nach wenigen Tagen wäre die Produktion damit um eine sechsstellige Zahl unter Vorjahr. Der Absatz lag mit etwas über 5 Millionen Fahrzeugen zwar nur leicht über der produzierten Menge. Allerdings sind längst nicht alle in China verkauften Autos von dort. Zudem ist ein ordentlicher Anteil der Produktion aus China für den Export gedacht.Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des CAR-Center Automotive Research an der Universität Duisburg-Essen, überschlägt, dass ein Monat Quarantäne in 20 % des Landes für die deutsche Autoindustrie 2,5 Mrd. Euro Umsatzausfall und rund 300 Mill. Euro Verlust bedeuten würden. Neben der menschlichen sollte ihm zufolge auch die wirtschaftliche Dimension die Bundesregierung bewegen, China bei der Bekämpfung des Coronavirus zu unterstützen.