Cosco vor Einstieg bei HHLA-Containerterminal
ste Hamburg
Der chinesische Terminalbetreiber Cosco Shipping Ports Limited (CSPL), der zum staatlichen Reedereikonzern Cosco Shipping gehört, steht kurz vor der Übernahme einer Minderheitsbeteiligung am Hamburger Containerterminal Tollerort, der dem Hamburger Hafenlogistikkonzern HHLA gehört. Die Verhandlungen seien „weit fortgeschritten“, von einem Abschluss sei „demnächst“ auszugehen, teilte Angela Titzrath, Vorstandsvorsitzende des SDax-Unternehmens HHLA, am Dienstagabend im Club Hamburger Wirtschaftsjournalisten (CHW) mit. Notwendig seien behördliche Genehmigungen in China und Deutschland.
Die HHLA-Chefin betonte, sie sei Hamburgs Erstem Bürgermeister Peter Tschentscher dankbar, der eine CSPL-Beteiligung an dem kleinsten der drei HHLA-Terminals im Hamburger Hafen unterstütze. Der SPD-Politiker der mit 69% an dem Logistikunternehmen beteiligten Hansestadt hatte nach Kritik an den Plänen erklärt, was unternehmerisch sinnvoll sei, müsse auch praktisch möglich sein. Hamburg müsse bei der Wettbewerbsfähigkeit der nordeuropäischen Seehäfen auf der Höhe der Zeit bleiben. Für den größten Seehafen Deutschlands, der im Wettbewerb mit den größeren „Nordrange“-Konkurrenten Rotterdam und Antwerpen Boden verliert, ist China als größter Handelspartner Hamburgs von großer Bedeutung.
Mit Cosco als einem der ältesten Kunden sei man seit mehr als 36 Jahren eng verbunden, unterstrich Titzrath. Eine Minderheitsbeteiligung der CSPL an dem Tollerort-Terminal sorge für „Stabilität im Sinne von Menge“ und trage zur Sicherung der Beschäftigung am Standort bei. Am Hamburger HHLA-Terminal Altenwerder ist die größte deutsche Containerreederei Hapag-Loyd beteiligt, die italienische Grimaldi-Reederei am Mehrzweckterminal Unikai.
Auch seien politische Entscheidungsträger im Bund über die Pläne einer Beteiligung des chinesischen Terminalbetreibers informiert worden, die Resonanz sei „überwiegend positiv“ ausgefallen, erklärte die HHLA-Chefin weiter. Sie trat der Warnung der Gewerkschaft Verdi entgegen, eine solche Beteiligung führe zur Abschaffung des sogenannten Landlord-Prinzips im Hafen und stärke den Einfluss der Reeder auf die lokalen Logistikbedingungen. Es würden keine Teile des Hamburger Hafens an Chinesen verkauft, weder der Infrastruktur, der Schiene noch der Kaimauern. Das sei „schlichtweg Blödsinn“, so Titzrath. Es gehe um eine „klassische Kundenbindung“ und nicht um eine „Kapital-Infusion“ oder darum, das Landlord-Prinzip zu hinterfragen oder aufzulösen. Es sei „angesichts der sensiblen deutsch-chinesischen Beziehungen falsch, solche Ängste zu schüren“. Der Terminal werde auch weiterhin allen Kunden offenstehen.
Zu den nach wie vor ergebnislosen Gesprächen mit den Eigentümern des Terminalbetreibers Eurogate, Eurokai und BLG Logistics, wollte sich die HHLA-Chefin nicht näher äußern. Es gebe keinen neuen Stand.
Seit 2018 loten beide Seiten eine Kooperation der Containergeschäfte in der Deutschen Bucht aus, Ende Mai 2020 wurden die Verhandlungen über eine Kräftebündelung der norddeutschen Seehäfen offiziell bekannt gemacht. Der Handlungsdruck wächst, denn die HHLA mit ihren drei Hamburger Terminals sowie die Eurogate mit Terminals in Bremerhaven und Wilhelmshaven verlieren seit längerem Marktanteile an Rotterdam und Antwerpen. Während die beiden größten „Nordrange“-Häfen, die Reedereien aufgrund geringerer Kosten Umschlagsleistungen günstiger anbieten, allein im ersten Halbjahr den Containerumschlag um 8,7% bzw. um 5,1% steigerten, gingen an den HHLA-Terminals in Hamburg nur 0,5% mehr Stahlboxen über die Kaikanten als vor Jahresfrist. Bei der HHLA will man bis Ende dieses Jahres Klarheit haben. Berichten zufolge wird derzeit auf Ergebnisse von Bewertungsgutachten gewartet.
Mit Blick auf die Auslastung der eigenen Terminals in Hamburg kündigte HHLA-Chefin Titzrath den Anlauf zweier neuer Reedereikunden aus China und Dubai noch im dritten Quartal an.