Immobilienkrise

Country Garden warnt vor Zahlungsausfall

Der chinesische Bauträger Country Garden warnt vor einem möglichen Zahlungsausfall und heuert Berater an. Dies sind die bisher stärksten Anzeichen, dass das Unternehmen auf eine Umschuldung zusteuert.

Country Garden warnt vor Zahlungsausfall

Country Garden warnt vor Zahlungsausfall

Chinesischer Immobilienentwickler steht an der Schwelle zum Default - Berater angeheuert - Konjunkturrisiken durch Ansteckungseffekte

Reuters/Bloomberg/hek Frankfurt

Der strauchelnde chinesische Bauträger Country Garden warnt Investoren vor einem möglichen Ausfall von Zahlungen für Auslandsverbindlichkeiten. "Eine solche Nichtzahlung kann dazu führen, dass Gläubiger die vorzeitige Rückzahlung von Schulden verlangen oder Vollstreckungsmaßnahmen ergreifen", teilt der größte private Immobilienentwickler der Volksrepublik mit. Es gebe erhebliche Unsicherheiten in Bezug auf den Verkauf von Vermögenswerten. Die Liquiditätslage werde mittel- bis langfristig wohl angespannt bleiben. Die Aktien brachen daraufhin in Hongkong um knapp 10% ein.

Das Volumen der Auslandsanleihen von Country Garden beläuft sich auf 10,96 Mrd. Dollar. Hinzu kommen Fremdwährungskredite über 42,4 Mrd. Dollar. Der Konzern hat inzwischen Berater für die Beurteilung der Kapital- und Liquiditätslage ernannt – ein Schritt, den notleidende Unternehmen häufig unternehmen, wenn sie sich auf eine umfassendere Umschuldung vorbereiten.

"Die nächsten zwei Wochen werden entscheidend"

"Dies ist ein Hinweis darauf, dass eine mögliche Insolvenz des Konzerns von einer Umschuldung der Auslandsverbindlichkeiten abhängt", sagt Analyst Jeff Zhang vom Researchhaus Morningstar. "Die nächsten zwei Wochen werden entscheidend." Beobachter sehen die bisher stärksten Anzeichen, dass Country Garden auf eine finanzielle Restrukturierung zusteuert, die zu den größten in China gehören würde. Die Kursindikationen für Country-Garden-Dollaranleihen bewegen sich zwischen 5 und 7% des Nennwerts, was darauf hindeutet, wie wenig Bondholder bei einer Umschuldung zu erwarten hätten.

Umschuldung erwartet

Am Montag waren Zinsen für zwei Anleihen im Volumen von insgesamt 66,8 Mill. Dollar fällig. Country Garden macht keine Angaben, ob dieses Geld überwiesen wurde. Die Firma teilte lediglich mit, dass einige Tilgungszahlungen für bestimmte Schulden in Höhe von umgerechnet 60 Mill. Dollar nicht geleistet worden seien. Die Mitteilung an die Börse Hongkong "könnte die Offshore-Anleihegläubiger unter Druck setzen, einem bevorstehenden Restrukturierungsvorschlag zuzustimmen", sagt Ting Meng, ein leitender Kreditstratege der Australia & New Zealand Banking Group. "Das Unternehmen befindet sich eindeutig immer noch in einer Liquiditätskrise mit vielen unvollendeten Projekten und begrenztem Zugang zu neuen Finanzierungen."

Ein Viertel der Wirtschaftsleistung

Im vergangenen Monat hatte der Immobilienentwickler bereits Zahlungen über 15 Mill. beziehungsweise 40 Mill. Dollar verpasst. Sollte der Konzern die erste Summe nicht bis zum Ablauf der Nachfrist am 17. Oktober überweisen, könnten sämtliche Auslandsverbindlichkeiten als Zahlungsausfall gewertet werden. Allerdings einigte sich Country Garden am Dienstag mit inländischen Gläubigern über eine Laufzeitverlängerung für mehrere Anleihen im Volumen von umgerechnet rund 2 Mrd. Dollar.

Kunden verlieren Vertrauen

Wegen einer schwächelnden Konjunktur und steigender Zinsen steckt der chinesische Immobiliensektor, der für ein Viertel der Wirtschaftsleistung der Volksrepublik steht, in der Krise. Inzwischen haben Unternehmen, die für 40% sämtlicher Eigenheimverkäufe stehen, Verbindlichkeiten nicht bedient. Prominentestes Beispiel ist China Evergrande, der mit gut 300 Mrd. Dollar weltweit am höchsten verschuldete Immobilienkonzern. Dessen geplante Umschuldung ist ins Stocken geraten, weshalb einige Gläubiger mit einer Liquidation des Konzerns rechnen.

Derweil untergraben die Schuldenprobleme das Vertrauen potenzieller Hauskäufer, wie die Mitteilung von Country Garden zeigt. Demnach sind die Verkäufe im September gegenüber dem Vorjahr um 81% eingebrochen. Die Einbrüche haben sich in den vergangenen Monaten verstärkt. Dem Rückgang von 72% im August waren Einbußen von über 50% im Juni und Juli vorausgegangen.

Analysten erwarten Rettungspaket

Weil durch die Finanzprobleme von Evergrande, Country Garden & Co. Millionen Eigentumswohnungen nicht fertiggestellt wurden, drohen Experten zufolge soziale Unruhen. Außerdem könnte ein Zusammenbruch von Immobilienunternehmen die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft insgesamt und damit auch das Wachstum in anderen Regionen beeinträchtigen. Daher rechnen Analysten mit einem staatlichen Rettungspaket für strauchelnde Firmen. Die bisherigen Maßnahmen zur Ankurbelung der Immobilienkonjunktur zeigen aber kaum Wirkung.