Covestro-Börsengang nimmt Gestalt an

Erstnotiz im Schlussquartal - Kapitalerhöhung - Bayer gibt zunächst keine Aktien ab - Rating im Investment Grade angepeilt

Covestro-Börsengang nimmt Gestalt an

Bayer blendet das volatile Kapitalmarktumfeld aus und strebt für die Tochter Covestro im vierten Quartal den Börsengang an. Das Angebot soll aus einer Kapitalerhöhung stammen.ab Düsseldorf – Die Börsenpläne für die Kunststoffsparte von Bayer nehmen Gestalt an. Im vierten Quartal dieses Jahres soll der bisherige Teilkonzern Material Science, der seit Anfang des Monats als rechtlich selbstständiges Unternehmen unter dem Namen Covestro firmiert, an die Börse gebracht werden, teilt Bayer mit.Anders als vermutet, wird das Emissionsmaterial aber nicht von Bayer stammen, sondern aus einer Kapitalerhöhung der Covestro. Bayer lässt den eigenen Anteil verwässern und verspricht, für einen Zeitraum von sechs Monaten keine Aktien abzugeben. Langfristig plant Bayer jedoch den vollständigen Rückzug. “Langfristig heißt: nicht nach 2020”, sagte Bayer-Finanzchef Johannes Dietsch in einer Telefonkonferenz – eine Aussage, auf die sich Dietsch im Anschluss allerdings nicht mehr festlegen wollte.Doch auch wenn Bayer im ersten Schritt nicht Kasse macht, erhält der Mutterkonzern dennoch Zugriff auf den Emissionserlös. Denn Covestro will die aus der Kapitalerhöhung zufließenden Mittel zur Rückführung der Konzerndarlehen, die Bayer der Tochter mit auf den Weg gibt, nutzen. Weder zur Höhe des angepeilten Emissionsvolumens noch zur Höhe der Schulden, die Covestro im Zuge der der Abspaltung aufgebrummt bekam, wollten sich Bayer und Covestro äußern. Nach Angaben von Investmentbanken wird, wie berichtet, ein Emissionsvolumen von etwa 2,5 Mrd. Euro ins Auge gefasst. Nach dem Börsengang wird Bayer zunächst die Mehrheit an Covestro halten und sie weiterhin konsolidieren.Demnach wird der Börsengang von Covestro im ersten Schritt auch keine Auswirkung auf die Kapitalstruktur von Bayer haben. Zur Jahresmitte wies der Konzern eine Nettoverschuldung von 21,1 Mrd. Euro aus zuzüglich Pensionsverbindlichkeiten von 11,1 Mrd. Euro. Dabei hat sich Bayer zum Ziel gesetzt, die Nettofinanzschulden bis Jahresende unter die Marke von 20 Mrd. Euro zu drücken.Mit der Kapitalerhöhung werde sichergestellt, dass Covestro ein Rating guter Bonität erhält. Inklusive der Pensionsverbindlichkeiten sollen die Nettofinanzschulden nach dem IPO zwischen dem 2,5- bis 3-Fachen des bereinigten Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) ausmachen. Eine konkrete Ebitda-Prognose für 2015 gibt es zwar nicht, doch erläuterte Covestro-Finanzchef Frank Lutz, dass das Unternehmen etwa 60 % des operativen Ergebnisses in der ersten Jahreshälfte erwirtschafte und 40 % in der zweiten Jahreshälfte. Hochgerechnet auf das Gesamtjahr ergibt sich damit eine Größenordnung für das bereinigte Ebitda von 1,5 Mrd. Euro, nachdem in den ersten sechs Monaten 914 Mill. Euro verdient wurden. 2014 hatte Covestro ein Ebitda vor Sonderfaktoren von 1,16 Mrd. Euro erwirtschaftet. Mithin dürften die Nettoschulden samt Pensionsverbindlichkeiten nach dem IPO bei 4,5 Mrd. Euro liegen. 30 bis 50 Prozent Dividende”Wir haben den besten Weg für die Verselbstständigung des Material-Science-Geschäfts gesucht und sind zu der Überzeugung gelangt, dass ein IPO klare Vorteile sowohl für Bayer und Covestro als auch für ihre jeweiligen Shareholder bietet, wird Bayer-Chef Marijn Dekkers zitiert.Covestro, die sich für 2015 zum Ziel gesetzt hat, ihre Kapitalkosten nach einer mehrjährigen Durststrecke wieder zu verdienen, geht mit hohen Wachstumsambitionen in die Selbstständigkeit. Daran sollen auch die Aktionäre beteiligt werden. Von 2016 an sollen 30 bis 50 % des Konzernergebnisses an die Aktionäre ausgeschüttet werden, heißt es. “Wir werden viel Wert auf Dividendenkontinuität legen”, sagte Lutz. Für den laufenden Turnus wird eine Ausschüttungssumme von 100 Mill. bis 150 Mill. Euro in Aussicht gestellt.Die sich abzeichnende Konjunkturabschwächung in China hält Lutz nicht für problematisch. Vom Konzernumsatz von knapp 12 Mrd. Euro (2014) stammten etwa 15 % aus China, zudem bediene Covestro dort die verschiedensten Industrien. Mit gut 16 000 Beschäftigten hat sich Covestro auf die Produktion von Kunststoffen spezialisiert, die beispielsweise als Isolationsmaterial im Bau oder bei Kühlschränken verwendet werden, als Vorprodukte (Polycarbonate) im Fahrzeugbau Eingang finden. Daneben gibt es kleines, aber wachsendes Spezialitätengeschäft.Um die Attraktivität des Unternehmens herauszustreichen, kündigte Covestro an, die Kostenstrukturen an das Niveau vergleichbarer Unternehmen heranzuführen. “Zusammen mit der angestrebten Anlagenoptimierung werden so bis 2019 Bruttoeinsparungen von insgesamt 420 Mill. Euro erwartet”, hieß es. Höhere KapazitätsauslastungLutz betonte, dass es sich dabei nicht um ein Restrukturierungsprogramm handele. Vielmehr werde Covestro wachsen. Das Gros des errechneten Einsparvolumens soll durch eine höhere Kapazitätsauslastung eingefahren werden. Basis dafür seien erwartete Nachfragesteigerungen, die den vorhandenen Angebotsüberhang nach und nach absorbieren. Daneben rechnet Covestro mit Kosteneinsparungen, wenn Service-Vereinbarungen mit Bayer auslaufen.