Covestro hält den Ball flach

Coronavirus belastet erstes Quartal - Margendruck hält 2020 an - Stabile Dividende trotz Gewinneinbruch

Covestro hält den Ball flach

Hohe Überkapazitäten in den wichtigsten Produktgruppen und der damit einhergehende Preisverfall haben den operativen Gewinn des Kunststoffherstellers Covestro 2019 halbiert. Für 2020 sieht es nicht besser aus. Gleichwohl rechnen sich die Leverkusener langfristig gute Wachstumschancen aus. ab Düsseldorf – Die Aussichten für die globale Chemieindustrie und damit auch für den Kunststoffkonzern Covestro bleiben dürftig. Denn an den herausfordernden Rahmenbedingungen wie der Schwäche in der Automobilindustrie und massiven Überkapazitäten in den für Covestro wichtigen Produktgruppen Polyurethan und Polycarbonat wird sich auch im laufenden Turnus nichts ändern, wie Covestro-Chef Markus Steilemann bei der Bilanzvorlage deutlich machte. On top kommen die Unwägbarkeiten im Zusammenhang mit dem Coronavirus. Schon im ersten Quartal führte das bei Covestro zu Produktionsbeeinträchtigungen in China.Entsprechend gedämpft fällt die Prognose für 2020 aus. Bei einem Mengenwachstum im Kerngeschäft im niedrigen einstelligen Prozentbereich wird erneut mit einem Rückgang im operativen Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) auf 1 bis 1,5 Mrd. Euro gerechnet. Dabei hatte sich die Kennziffer schon 2019 auf 1,6 Mrd. Euro halbiert. Zudem soll sich der freie Cash-flow, der schon im abgelaufenen Turnus auf 0,5 (i.V. 1,7) Mrd. Euro zusammenschrumpfte, nur noch zwischen null und 400 Mill. Euro bewegen. Nach Einschätzung von Finanzchef Thomas Toepfer steht zudem in Frage, ob Covestro im neuen Geschäftsjahr die Kapitalkosten – sie belaufen sich auf 7 % – verdienen kann. Die Rendite auf das eingesetzte Kapital wird nämlich nur in einer Range von 2 bis 7 % erwartet. Einschnitte bei InvestitionenDass sich die Prognose in einem solch breiten Korridor bewegt, begründet Toepfer mit den großen Unsicherheiten. So sind Ergebnisbelastungen aus der Coronavirus-Krise nur in der Ebitda-Prognose für das erste Quartal berücksichtigt. Konkret gehen die Leverkusener von einem negativen Effekt von 60 Mill. Euro aus, so dass das operative Ergebnis vor Abschreibungen im Zeitraum Januar bis März in einer Größenordnung von 200 bis 280 (i.V. 442) Mill. Euro liegen soll. Ob es zu weiteren finanziellen Auswirkungen komme, lasse sich noch nicht abschätzen.Zu spüren bekam Covestro die Auswirkungen bislang vor allem in der Logistik, da Dienstleister wie Speditionen und Handwerker seit dem chinesischen Neujahrsfest nur mit abgespeckter Mannschaft arbeiteten. Dennoch macht Klaus Schäfer, Chief Technology Officer, “Licht am Ende des Tunnels” aus.Den düsteren Rahmenbedingungen – Toepfer wähnt die Industrie 2020 im zyklischen Tief – will Covestro mit weiteren Kosteneinschnitten begegnen. So soll das vor zwei Jahren aufgelegte Effizienzprogramm im laufenden Turnus abermals Einsparungen von 100 Mill. Euro zeitigen nach 150 Mill. Euro im Vorjahr. Zusätzlich werden kurzfristige Maßnahmen eingeleitet, die 2020 zu Einsparungen von weiteren 200 Mill. Euro führen sollen.Dabei macht Covestro auch Einschnitte im Investitionsbudget, das für die Jahre 2020 und 2021 um 500 Mill. Euro gekappt wird. Nach aktueller Planung sind für diese beiden Jahre nun jeweils Investitionen von 900 Mill. Euro jährlich budgetiert. Mit 910 Mill. Euro steckte Covestro 2019 so viel wie nie zuvor in den Anlagenpark. Anders als die Einsparungen aus dem Effizienzprogramm wird ein Teil der kurzfristigen Maßnahmen jedoch nur vorübergehend zu niedrigeren Kosten führen.Trotz der angespannten Lage ist Covestro jedoch weit davon entfernt, Trübsal zu blasen. Die langfristigen Trends, die das Wachstum befördern, seien intakt, ist Steilemann überzeugt. Das lasse sich auch daran ablesen, dass die Absatzmengen im abgelaufenen Turnus weiter gewachsen seien.Gleichwohl dürfte der Margendruck, der sich 2019 in einem Umsatzrückgang um 15 % und einer Halbierung des operativen Ergebnisses niederschlug, auch im laufenden Geschäftsjahr anhalten. Grund dafür sind Überkapazitäten im Markt für Kunststoffschäume und Polycarbonat, welche die Absatzpreise drücken. Das kostete allein im abgelaufenen Turnus 2,5 Mrd. Euro an Umsatz. Allmählich sollten die Margen jedoch den Boden gefunden haben, glaubt Toepfer, wenngleich er im laufenden Turnus allenfalls bei den harten Kunststoffschäumen (MDI) mit einer Trendumkehr bei den Preisen rechnet.Die Investoren ließen sich von der positiven Grundstimmung anstecken, wohl auch, weil die Leverkusener 2019 nicht nur alle Ziele erreichten, sondern auch eine unveränderte Dividende von 2,40 Euro je Aktie auskehren. Mit einem Kurszuwachs von 2,9 % auf 40,61 Euro gehörte Covestro am Mittwoch zu den größten Gewinnern im Dax.