Covestro hält Kopf noch über Wasser
Der Kunststoffkonzern Covestro wird von der Krise schwer getroffen. Im Auftaktquartal blieben unter dem Strich nur 20 Mill. Euro hängen. Da nach der Gewinnwarnung vor zwei Wochen jedoch weitere Hiobsbotschaften ausblieben, befestigte sich der Dax-Wert gestern um 4,3 % auf 31,81 Euro.ab Köln – Der Kunststoffhersteller Covestro ist mit einem satten Ergebnisrückgang in den neuen Turnus gestartet. Der Konzernumsatz gab im Zeitraum Januar bis März um über 12 % auf 2,8 Mrd. Euro nach. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) verringerte sich dazu überproportional um 42,5 % auf 254 Mill. Euro, wie der Dax-Konzern mitteilte. Noch deftiger fiel der Einbruch im Konzernergebnis aus, das auf 20 (179) Mill. Euro zusammenschnurrte.Dennoch landete Covestro damit im Zielrahmen, denn für den ersten Drei-Monats-Zeitraum hatte der Konzern die negativen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie in China bereits einkalkuliert, auch wenn aus den zunächst veranschlagten Belastungen von 60 Mill. letztlich 80 Mill. Euro wurden. Aufgrund der weltweiten Ausbreitung des Virus musste Covestro die Ursprungsprognose für das Gesamtjahr kürzlich allerdings nachbessern (vgl. BZ vom 16. April). Damit fühlt sich der Bayer-Spin-off nun aber wohl, zumal Covestro liquiditätsseitig vorgebaut hat und über eine ungezogene Kreditlinie über 2,5 Mrd. Euro sowie eine neue Working-Capital-Linie verfügt (siehe auch Interview auf dieser Seite). Ausgeblendet wird dabei freilich, dass der operative Cash-flow im Auftaktquartal auf – 110 Mill. Euro drehte. Vor Jahresfrist hatte an dieser Stelle noch ein Mittelzufluss von 120 Mill. Euro gestanden.Bemerkenswert ist allerdings, dass Covestro im ersten Quartal einzig in China mit rückläufigen Absatzmengen konfrontiert war. Auf Konzernebene gingen die Mengen im Kerngeschäft dadurch um 4,1 % zurück. Hauptgrund für den deutlichen Umsatzrückgang war dagegen der Verfall der Verkaufspreise, der mit gut 9 Prozentpunkten zum Erlösrückgang beitrug. Hier spiegelte sich nach den Angaben der erhöhte Wettbewerbsdruck. Entsprechend fiel die Umsatzrendite bezogen auf das Ebitda auf unter 10 %. Düstere AussichtenCovestro-Chef Markus Steilemann bezeichnet die Pandemie “als absolute Ausnahmesituation”, gibt sich aber zugleich zuversichtlich, “diese Herausforderung durch absolute Kundenorientierung, striktes Kostenbewusstsein und enge Zusammenarbeit erfolgreich zu meistern”. Zugleich zeichnet Covestro aber auch ein düsteres Bild für ihre wichtigsten Abnehmerbranchen.So wird laut Prognosebericht für die Automobilindustrie mit einem starken Einbruch im zweistelligen Prozentbereich gerechnet. Der Industriezweig steht für 20 % des Konzernumsatzes. Auch in der Möbelindustrie wird mit einer “deutlich schwächeren” Entwicklung kalkuliert. Selbst die vergleichsweise stabilen Industrien Elektro/Elektronik, Hausgeräte und Bau werden nach Einschätzung von Covestro in diesem Jahr schrumpfen, erwartet wird ein Minus im mittleren einstelligen Prozentbereich. Dividende?Entsprechend kalkuliert Covestro im Gesamtjahr mit einem nicht näher quantifizierten Mengenrückgang im Kerngeschäft. Das Ebitda wird in einer Spanne von 700 Mill. bis 1,2 Mrd. Euro erwartet. Zugleich wird der Free Operating Cash-flow zwischen – 200 und 300 Mill. Euro gesehen. Hier gibt es Aufholpotenzial, hat Covestro diesen Rahmen im Berichtsquartal mit – 249 Mill. Euro doch zunächst gesprengt.Gleichwohl scheint Covestro an dem bisherigen Dividendenvorschlag – vorgesehen war trotz Gewinneinbruchs im Vorjahr eine unveränderte Dividende von 2,40 Euro je Aktie – festzuhalten. Finanzvorstand Thomas Toepfer hielt sich dazu bedeckt und sagte lediglich: “Für die verschobene Hauptversammlung werden wir einen neuen Dividendenbeschluss veröffentlichen. Bis jetzt gibt es dazu keine andere Entscheidung.” Die Hauptversammlung – ursprünglich für den 17. April angesetzt – ist für den 30. Juli anberaumt und wird auch dann nur virtuell abgehalten werden.