Chemieindustrie

Covestro lehnt 11-Mrd.-Euro-Offerte ab

Vorerst abgeblitzt: Covestro hat das informelle Übernahmeangebot des staatlichen Ölkonzerns aus Abu Dhabi als zu niedrig abgelehnt.

Covestro lehnt 11-Mrd.-Euro-Offerte ab

Covestro lehnt Offerte als zu niedrig ab

Ölkonzern aus Abu Dhabi bietet im ersten Angang knapp 11 Mrd. Euro

ab Düsseldorf

Das Feilschen um Covestro hat begonnen. Der Kunststoffhersteller lehnte die erste Offerte, die der Ölkonzern Abu Dhabi National Oil Co. (Adnoc) vorlegte, ab. Das berichtet Bloomberg mit Verweis auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. In einem Brief habe der Dax-Konzern dem Chef der staatlichen Ölgesellschaft, Sultan Ahmed Al Jaber, mitgeteilt, dass die vorgeschlagene Bewertung – das informelle Angebot soll sich auf etwa 55 Euro belaufen haben – keine Grundlage für weitere Gespräche biete. Zudem sei fraglich, ob Adnoc für einige Geschäftsbereiche der beste Eigentümer sei. Adnoc werde die Antwort prüfen, bevor über weitere Schritte entschieden werde, schreibt Bloomberg. Beide Seiten lehnten eine Stellungnahme ab.

Covestro hat die Offerte zwar nicht in Bausch und Bogen verworfen, alles andere hätte aus rein aktienrechtlicher Sicht aber auch verwundert. Bekanntermaßen pochen die Leverkusener jedoch auf Eigenständigkeit.

Bei einem Gebot um 55 Euro je Aktie würde Covestro mit knapp 11 Mrd. Euro bewertet. Waren Covestro mit leichten Kursabschlägen in den Handel gestartet, drehte die Aktie in positives Terrain, als die Nachricht die Runde machte. Zum Handelsende stand mit 48,35 Euro ein Tagesgewinn von 2,6% zu Buche. Damit bewegt sich die Aktie allerdings noch deutlich unter dem kolportierten Angebotspreis. Ausgehend von dem von Übernahmespekulationen unbeeinflussten Kurs – am Montag hatte Covestro mit 40,31 Euro geschlossen – entspräche ein Gebot über 55 Euro einer Prämie von knapp 40%. Dabei gilt es allerdings zu berücksichtigen, dass die europäischen Chemiewerte aufgrund der konjunkturellen Lage derzeit niedrig bewertet sind.

„Covestro ist ein sehr gut aufgestelltes, zyklisches Unternehmen, das derzeit günstig bewertet ist. Das liegt daran, dass der Zyklus eher am Boden ist. Sollte ein Investor tatsächlich ein attraktives Übernahmeangebot unterbreiten, dann hätte das nichts mit einer feindlichen Übernahme zu tun“, kommentierte Arne Rautenberg, Fondsmanager bei Union Investment, und setzte nach: „Die Aktie ist im Streubesitz und es wäre wohl nur eine Preisfrage, ob die Bestandsaktionäre ein solches Übernahmeangebot annehmen.“

Für Jefferies-Analyst Chris Counihan wäre es ein gutes Signal, wenn es zu weiteren Gesprächen käme, zeige das doch die Bereitschaft, sich mit Übernahmeinteressenten auseinanderzusetzen. Spekulationen zufolge soll der Finanzinvestor Apollo 2020 mit einem Übernahmevorstoß abgeblitzt sein. Gemäß den von Covestro veröffentlichten Stimmrechtsmitteilungen sind Blackrock (5,71%), Goldman Sachs (4,94%) und der norwegische Staatsfonds Norges (3,56%) die größten Einzelaktionäre.

Strategisch wäre eine Übernahme aus Sicht der Araber sinnvoll, wollen sie sich doch aus der großen Abhängigkeit von Öl lösen und suchen den Ausweg in der Diversifizierung und der Verlängerung der Wertschöpfungskette. Da kommen die günstigen Einstiegskurse europäischer Chemiekonzerne gerade gelegen. Covestro trifft der Vorstoß dagegen zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt, verlässt Finanzchef Thomas Toepfer das Unternehmen doch Ende August.

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