Fortgesetzte Nachfrageschwäche

Covestro setzt die Talfahrt fort

Nach einem erneut schwachen dritten Quartal verschiebt Covestro die Prognose an den unteren Rand des Zielbands. Zu einer wirtschaftlichen Belebung soll es erst in der zweiten Jahreshälfte 2024 kommen.

Covestro setzt die Talfahrt fort

Covestro setzt die Talfahrt fort

Nur noch unterer Prognoserand erreichbar – Ausblick für Kernindustrien weiter verschlechtert – Mengenrückgang abgebremst – Rote Zahlen im Quartal

ab Düsseldorf

Nach einem abermals schwachen Quartal ist das Ende der konjunkturellen Talfahrt nach Einschätzung von Covestro noch nicht in Sicht, auch wenn sich der Rückgang der Absatzmengen abschwächte. Mit einer wirtschaftlichen Belebung rechnet der Chemiekonzern erst in der zweiten Jahreshälfte 2024.

Angesichts der fortgesetzten Nachfrageschwäche rückt Covestro die Prognose nach Ablauf des dritten Quartals an den unteren Rand des Zielbandes. Für das operative Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) werde „ein Wert um die 1,1 Mrd. Euro“ erwartet, teilte der Chemiekonzern mit der Vorlage des Zwischenberichts mit. Zugleich soll sich der Mittelzufluss nach Ausgaben für Sachanlagen (Free Operating Cashflow) zwischen 0 und 200 Mill. Euro bewegen.

Damit hängt die Latte für das Schlussquartal nicht allzu hoch: Um das Ebitda-Ziel zu erreichen, müssen „nur“ 152 Mill. Euro verdient werden. Allerdings fällt das vierte Quartal bei Covestro in der Regel schwach aus.

Ungeachtet der extrem angespannten Nachfragesituation hält Covestro am strategischen Kurs fest, wie Vorstandschef Markus Steilemann betont: „Wir richten uns weiter konsequent auf die Kreislaufwirtschaft aus und erweitern unsere Grundlage für nachhaltiges Wachstum.“ Dazu gehört auch die Nutzung alternativer Rohstoffe. Um in diesem Feld weiter forschen zu können, plant Covestro die stärkere Verzahnung der Finanzierungs- mit der Nachhaltigkeitsstrategie.

Im Berichtsquartal setzte sich der Abwärtstrend unvermindert fort. Der Konzernumsatz verringerte sich abermals um 22,7% auf 3,6 Mrd. Euro. Die Verkaufspreise schlugen dabei mit 14,3 Prozentpunkten zu Buche, auf negative Wechselkurseffekte entfielen 4,6 Prozentpunkte. Am geringsten fiel der Volumeneffekt mit einem Rückgang von 3,8 Prozentpunkten aus.

Alle Regionen schwach

Dennoch hat sich der Ausblick für die wichtigsten Abnehmerbranchen mit Ausnahme der Automobilindustrie weiter verschlechtert. Für die Bauindustrie rechnet Covestro nun im Gesamtjahr mit einem Rückgang um 2,2%, für die Möbelindustrie sogar um 4,5%. Beiden Branchen hatten die Leverkusener zu Beginn des Jahres noch Wachstum zugetraut. Zugleich fällt das erwartete Wachstum in der Elektro- und Elektronikindustrie mit 0,4% mager aus. Ursprünglich hatte Covestro einen Zuwachs von 2% unterstellt.

Kleiner Lichtblick

Die prononcierte Nachfrageschwäche betraf alle Regionen. Allerdings gab es auch einen kleinen Lichtblick: Das Ebitda gab im Berichtsquartal nur um 8,3% auf 277 Mill. Euro nach. Entsprechend verbesserte sich die Marge auf 7,8 (i.V. 6,5)%. Hierfür waren mehrere Faktoren verantwortlich: Zum einen konnten die niedrigeren Rohstoff- und Energiepreise die deutlich nachgebenden Verkaufspreise mehr als kompensieren. Zum anderen zeigten die Maßnahmen zur Fixkostenreduktion Wirkung.

Nach den Angaben hat Covestro auch im dritten Quartal einen hohen zweistelligen Betrag bei den Fixkosten eingespart. Aufsummiert auf das Gesamtjahr soll ein mittlerer dreistelliger Millionenbetrag zusammenkommen. Dessen ungeachtet landete das Konzernergebnis im Berichtsquartal mit 31 ( 12) Mill. Euro in den roten Zahlen. Damit steht nach Ablauf der ersten neun Monate ebenfalls ein Konzernverlust von 11 ( 627) Mill. Euro zu Buche.

Positiver Cashflow

Umgekehrt zahlt sich die gesunkene Mittelbindung im Working Capital allmählich aus. Im Berichtsquartal stieg der Free Operating Cashflow auf 308 (33) Mill. Euro, so dass auf Sicht der ersten neun Monate 159 Mill. Euro zugeflossen sind. Dabei steuerte das Segment Performance Materials 317 Mill. Euro bei und Solutions & Specialties 185 Mill. Euro.

Zugleich gelang bei Performance Materials ergebnisseitig die Trendwende. Das Segment-Ebitda legte im Berichtsquartal um gut 60% auf 85 Mill. Euro zu, obwohl der Umsatz um 26,7% einbrach. Hinter dem Ergebnisanstieg standen höhere Margen und niedrigere Fixkosten. Im Segment Solutions & Specialties gaben die Erlöse im Berichtsquartal um 17,6% nach, das Ebitda verringerte sich um 12,1%.

Zum Interview mit Christian Baier, Finanzchef von Covestro.