Covestro sieht "keinen Trigger für Verbesserung"
cru Frankfurt – Beim Kunststoffkonzern Covestro ist nach den beiden ungewöhnlich starken Jahren 2017 und 2018 und nach dem Gewinneinbruch um die Hälfte im Jahr 2019 zunächst keine Entspannung in Sicht. Konjunkturflaute und die verschärfte Konkurrenz drücken auf die Verkaufspreise.”Wir sehen uns in der Spur in einem herausfordernden Umfeld. Aber wir sehen angesichts der Handelskonflikte zwischen China und den USA, die die Konjunktur beeinträchtigen, derzeit keinen Trigger für eine Verbesserung im Jahr 2020″, sagt Finanzvorstand Thomas Toepfer der Börsen-Zeitung anlässlich der Neunmonatsbilanz. Mehr Menge verkauftDas Unternehmen aus Leverkusen hat zwar von den wichtigsten Produkten Polyurethane (Weichschäume) und Polycarbonate (Hartschäume) in den wichtigsten Märkten China, Europa und USA mehr verkauft. Auch wurde der Rückgang der Nachfrage aus der Autoindustrie um fast 10 % überkompensiert durch zusätzliche Bestellungen aus der Baubranche, die vermehrt Dämmstoffe einsetzt. Deutlich zurückgegangen sind jedoch die Preise, die im Jahr 2018 ungewöhnlich hoch waren, weil der Konkurrent BASF Schwierigkeiten hatte, seine Anlage für das Kunststoffvorprodukt TDI im Stammwerk Ludwigshafen hochzufahren.Zusätzlich auf den Gewinn von Covestro drücken Abschreibungen aufgrund der neuen Bilanzierungsregel IFRS 16 und Abschreibungen in Form von Wertkorrekturen auf Vorratsbestände wegen des Verkaufs des europäischen Polycarbonatlattengeschäfts an die in München ansässige Serafin Unternehmensgruppe.Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von Covestro liege etwas über den Erwartungen – unter dem Strich sei die Gewinnentwicklung aber enttäuschend, urteilt Baader-Bank-Analyst Markus Mayer. Die schwache Autokonjunktur und Wettbewerbsdruck stimmen Covestro wie erwartet auch schon für 2019 vorsichtiger. Vor allem sinkende Preise setzen dem Kunststoffkonzern zu.Der Kurs der Covestro-Aktie reagierte am Montag zeitweise mit einem Plus von 1,5 % auf 47,43 Euro. Der Börsenwert des Konzerns hat sich damit binnen vier Jahren verdoppelt auf 8,6 Mrd. Euro. Größter einzelner Aktionär ist Bayer mit einem Anteil von 6,8 %.Laut Goldman-Sachs-Analystin Georgina Iwamoto dürfte es Investoren nicht überraschen, dass Covestro nach dem Umsatzeinbruch um 15 % und dem Ebitda-Rückgang um die Hälfte im dritten Quartal den Zielkorridor für das Gesamtjahr auf das untere Ende der angepeilten Spanne gesenkt hat. “Das wirtschaftliche Umfeld bleibt herausfordernd – dies wird vor allem im Automobilbereich deutlich. Unser Mengenwachstum zeigt jedoch, dass wir über verschiedene Industrien hinweg breit aufgestellt sind”, sagte Konzernchef Markus Steilemann. Zuwächse konnten vor allem in der Bau-, Möbel- sowie Elektro- und Elektronikindustrie verzeichnet werden.Das Betriebsergebnis (Ebitda) schrumpfte dennoch im dritten Quartal um mehr als 50 % auf 425 Mill. Euro, wie das Unternehmen mitteilte. Der Nettogewinn brach sogar um fast drei Viertel auf 147 Mill. Euro ein – obwohl das Mengenwachstum im Kerngeschäft bei mehr als 5 % lag. Wegen der sinkenden Preise schrumpfte der Umsatz trotz der gestiegenen Nachfrage um 15 % auf 3,2 Mrd. Euro, der freie operative Casflow halbierte sich auf 243 Mill. Euro und wird wohl im Gesamtjahr nur bei 300 Mill. bis 500 Mill. Euro liegen – anstatt der bisher prognostizierten 300 Mill. bis 700 Mill. Euro. Prognose abwärts präzisiertBasierend auf den Ergebnissen des dritten Quartals bestätigte Finanzvorstand Toepfer den Ausblick für das Gesamtjahr. “Wir gehen weiterhin davon aus, unsere Ziele für das Gesamtjahr zu erreichen.” Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) dürfte sich aber laut eigener präzisierter Prognose im Gesamtjahr auf 1,57 Mrd. bis 1,65 Mrd. Euro belaufen anstatt der bisher vorausgesagten 1,5 Mrd. bis 2 Mrd. Euro.