AUTOMESSE IN DETROIT

Daimler bläst 2013 zur Aufholjagd

Neue Modelle sollen Schub bringen, belasten aber Ertrag - Baustelle China soll beseitigt werden

Daimler bläst 2013 zur Aufholjagd

bl Stuttgart – Für Daimler soll 2013 das Jahr des Aufbruchs werden. Auf der Automesse in Detroit stellt Konzernchef Dieter Zetsche die geliftete E-Klasse, das Kernsegment des Herstellers, vor. Später im Jahr soll die neue S-Klasse folgen und mit dem ebenfalls in Detroit gezeigten Coupé CLA geht die Modelloffensive in der Kompaktklasse weiter. Durch das Schließen von Lücken in der Modellpalette sowie eine Verbesserung der Situation in China will die Marke mit dem Stern den Rückstand gegenüber BMW und Audi verringern.Die Konkurrenten hatten 2012 ihren Vorsprung vergrößert. So steigerte Premium-Marktführer BMW den Absatz um 11,6 % auf 1,54 Millionen Einheiten (inklusive Mini und Rolls-Royce plus 10,6 % auf 1,85 Millionen Stück). Audi kam mit 1,46 Millionen Verkäufen auf ein Plus von 11,7 %). Daimler verkaufte dagegen “nur” 1,42 Millionen Einheiten (plus 4,5 %). Auch bei der Rendite fährt die Konkurrenz Daimler davon: Während die Stuttgarter in ihrem Pkw-Geschäft auf eine Marge von 7,7 % kamen, erreichten BMW 10,9 % und Audi 11,2 %.Konzernchef Dieter Zetsche, dessen Amtszeit Anfang Februar voraussichtlich um weitere fünf Jahre bis 2018 verlängert wird, will Daimler bis spätestens 2020, möglichst aber noch in seiner Amtszeit, wieder zur weltweiten Nummer 1 unter den Premiummarken zu machen. “Wir haben den Ehrgeiz, dass wir nicht bis 2020 brauchen, sondern schon während meiner Verantwortung deutlich nach vorn kommen”, sagte er kürzlich in einem Interview der Börsen-Zeitung.Aus seiner Sicht gibt es zwei wesentliche Gründe für den Rückstand. Lücken in der Modellpalette gegenüber Wettbewerbern wie BMW mit ihrem X1 und X3, die es “vor allem mit einem kompakten Geländewagen” sowie Modellen, die die Konkurrenz nicht habe, zu schließen gelte. Und: China. Es gebe keinen Grund, warum Daimler dort nicht eine ähnlich starke Position wie die Wettbewerber habe. Doch 2012 kamen die Stuttgarter in dem Wachstumsmarkt nur auf einen Absatz von 196 000 Fahrzeugen, während BMW 345 000 Autos verkaufte und Audi 405 800. “Ohne China lägen wir vor Audi und fast gleichauf mit BMW”, sagt Zetsche, der nun gehandelt hat. Mit Hubertus Troska wurde ein eigener China-Vorstand berufen. Die zwei bisherigen Vertriebsgesellschaften werden zusammengelegt. Zudem wird ein Einstieg beim chinesischen Partner BAIC geprüft. Einen “Schub” erhofft sich Zetsche ferner von der neuen S-Klasse, den von 2013 bzw. 2014 an lokal produzierten Modellen E- und C-Klasse, den neuen Kompaktfahrzeugen sowie der Professionalisierung des Händlernetzes.Auch in den USA, wo Daimler 2012 mit 274 000 Verkäufen (plus 12 %) knapp hinter BMW (plus 14 % auf 282 500 Stück), aber deutlich vor Audi lag, will sie zulegen. Man setzt vor allem auf einen neuen Geländewagen aus dem Werk Tuscaloosa sowie die demnächst lokal gefertigte C-Klasse.Das Effizienzprogramm “Fit for Leadership”, durch das 2 Mrd. Euro eingespart werden sollen, soll helfen, auch “strukturelle Nachteile” zu beseitigen. Die Wettbewerbstiefe bei Daimler ist deutlich höher als bei den Konkurrenten. Die Fertigungszeit pro Fahrzeug soll von 40 auf 30 Stunden reduziert werden. Das könnte mit Friktionen verbunden sein, doch ein Beschäftigungsabbau ist derzeit nicht geplant. Fantasie im AktienkursExperten wie der Autoprofessor Willi Diez oder Christoph Stürmer von IHS Automotive glauben, dass Daimler vor allem durch die erstmals voll zur Verfügung stehende A-Klasse, für die mehr als 90 000 Bestellungen vorliegen, aber auch die B-Klasse 2013 aufholen kann. Die Modellanläufe belasten aber den Ertrag. Die Margenziele für 2013 wurden bereits nach unten korrigiert.Vielleicht gelingt es ja, beim Aktienkurs zuzulegen. Die Papiere von BMW und VW legten in den vergangenen zwölf Monaten deutlich stärker zu als die von Daimler. Ein möglicher Einstieg eines chinesischen Großaktionärs könnte neue Fantasie in das Papier bringen.