Daimler erzielt nach Ärger um Dieselmotor Vergleich

Konzerntochter einigt sich mit US-Behörden - Sonderpassus im Gesetz strittig

Daimler erzielt nach Ärger um Dieselmotor Vergleich

igo Stuttgart – Der Autokonzern Daimler hat sich in den USA mit der Umweltbehörde EPA und dem Justizministerium auf einen 28,5 Mill. Dollar schweren Vergleich geeinigt. Die Behörden werfen der Konzerntochter Detroit Diesel, einem Motorenhersteller, einen Verstoß gegen das “Clean Air Act” genannte Bundesgesetz zur Luftreinhaltung vor. Demnach soll Detroit Diesel 2010 gut 7 700 schwere Dieselmotoren verkauft haben, die nicht von der EPA zertifiziert waren und die US-Emissionsstandards übertrafen.Dem Konzern zufolge ist der Vorfall mehr oder weniger ein Missverständnis. Im Januar 2010 wurden in den USA neue, strengere Emissionsstandards eingeführt. Üblicherweise stellt sich dann ein Vorzieheffekt ein. Die Kunden decken sich vor der Regelverschärfung mit Lkw ein, bevor sie wenige Monate später für einen Lkw mit niedrigeren Ausstößen mehr Geld bezahlen müssen. Der Effekt war zuletzt bei sämtlichen Lkw-Herstellern in der Türkei zu beobachten. Dort wurde 2016 die Euro-VI-Abgasnorm eingeführt, was im vierten Quartal 2015 zu einer deutlichen Absatzsteigerung von günstigeren, Euro-V-konformen Lkw in der Türkei geführt hatte. Immer wieder ist daher aus der Branche die Beschwerde zu hören, dass es keine klaren gesetzlichen Vorgaben gebe, wie die Übergänge zu gestalten seien.Auch bei Detroit Diesel sei die Nachfrage nach schweren Dieselmotoren im zweiten Halbjahr 2009 “unerwartet angestiegen”, heißt es in einem Statement des Konzerns, während die Nachfrage für den Folgemotor gering gewesen sei. Wäre nun die Belegschaft für die rasche Fertigstellung der 2009er Motoren aufgestockt worden, hätte man diese Mitarbeiter wenige Monate später bereits wieder entlassen müssen, argumentiert Daimler. Stattdessen habe man die EPA darüber informiert, dass man von einem Sonderpassus im Clean Air Act Gebrauch mache. Dieser erlaube es, die Motoren 2009 zu 80 % herzustellen und sie 2010 fertigzustellen, allerdings mit den Emissionsstandards von 2009 – so die Lesart von Detroit Diesel. EPA nicht einverstandenDie EPA, die vor Montagebeginn informiert wurde, sei letztlich “nicht mit Detroits Interpretation der Regeln einverstanden” gewesen, heißt es. Das sei dem Konzern jedoch erst mitgeteilt worden, als es zu spät war. Der Standpunkt der EPA: Weil die Motoren 2010 fertiggestellt wurden, müssten sie auch die neuen Standards erfüllen. Detroit Diesel sei überrascht gewesen, zu erfahren, dass die EPA die Regel anders auslege – und stimme mit dieser Interpretation weiterhin nicht überein – ; um einen Prozess zu vermeiden, habe man sich aber auf einen Vergleich geeinigt, so Brian Burton, Chefsyndikus von Detroit Diesel.Von dem Vergleich profitieren neben der EPA nun Schulkinder sowie die Betreiber von Diesellokomotiven. Denn 14,5 Mill. Dollar fließen in Projekte, die den Ausstoß von Umweltschadstoffen reduzieren sollen. Im Gegenzug verzichte die EPA auf einen Rückruf der betroffenen Nutzfahrzeuge sowie weitere Ansprüche.—– Wertberichtigt Seite 8