Daimler glückt Absatzwende

Autobauer will Sparanstrengungen nachschärfen und stärker auf den Cash-flow fokussieren - Kein Strategiewechsel geplant

Daimler glückt Absatzwende

Der Autokonzern Daimler hat Umsatz und Ergebnis im zweiten Quartal stärker gesteigert als erwartet. Vor allem bei Mercedes-Benz Cars und Vans lief es besser als zuletzt. Derweil trübt sich der Ausblick der Lkw-Sparte ein. Der Konzern sieht sich alle Kosten an, um weiteres Einsparpotenzial zu identifizieren.scd Frankfurt – Der neue Daimler-Finanzvorstand Harald Wilhelm hat einen stärkeren Fokus auf den freien Cash-flow sowie verschärfte Kosteneinsparungen versprochen. Details will er gemeinsam mit CEO Ola Källenius aber erst auf den beiden Kapitalmarkttagen Mitte November in London und New York nennen. Zugleich dämpfte er die Erwartungen an das Investorentreffen. Es gehe primär darum, bei den Kostensenkungen nachzuschärfen und die Investitionsvorhaben noch stärker zu priorisieren. “Wir haben aber sicher keine 180-Grad-Wende bei unserer Strategie vor.”Eine Wende glückte Daimler derweil im Pkw-Geschäft. Nachdem Umsatz und Absatz im ersten Halbjahr noch gefallen waren, sorgten neue Modelle im dritten Quartal für einen Absatzanstieg um 8 % auf 605 000 Autos. Der Umsatz zog um 9 % auf 23,5 Mrd. Euro an. Dabei steigerte Daimler den Absatz in sämtlichen Regionen mit Ausnahme der Vereinigten Staaten, wo er stagnierte. Im größten Einzelmarkt China hat Mercedes den Anteil der Importe am Absatz derweil auf unter ein Fünftel reduziert (siehe Grafik) und ist so weniger abhängig von drohenden Handelsschranken.Auch im vierten Quartal dürfte sich die positive Entwicklung bei Mercedes-Benz Cars fortsetzen. Dem mittelfristigen Ziel einer operativen Umsatzrendite der Sparte von 10 % ist Daimler derweil nicht näher gekommen. Die Hochlaufkosten für den Ausbau der Elektromobilität belasten den Konzern weiter. Das Ergebnis bei Cars legte nur halb so stark zu wie der Umsatz. “Wir schauen uns alle Kosten an”, versprach Finanzvorstand Wilhelm. Das gelte auch für die Personalkosten. Für 2019 beließ Daimler die Renditeerwartung für die Pkw-Sparte bei 3 bis 5 %. “Um die Transformation in den nächsten Jahren zu meistern, müssen wir die Anstrengungen noch erheblich steigern”, sagte Källenius. Von Lichtblick zu Sorgenkind Während das Geschäft von Mercedes-Benz Cars im dritten Quartal ins Positive drehte, hat sich mit der Lkw-Sparte der Lichtblick des ersten Halbjahrs zum Sorgenkind gewandelt. Der Umsatz kletterte dank positiver Währungseffekte und eines günstigeren Produktmixes zwar noch um 3 % auf 10,3 Mrd. Euro. Der Absatz schrumpfte derweil um 8 %, insbesondere aufgrund schwächerer Nachfrage aus Asien. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern gab um 9 % auf 774 Mill. Euro nach. Verglichen mit dem Auftragseingang waren dies indes noch moderate Veränderungen. Die Zahl der neuen Orders brach global um 28 % auf rund 92 000 Trucks ein. In der wichtigen Nafta-Region halbierten sich die Bestellungen nahezu auf 26 000. Wilhelm macht im Truck-Markt allerdings noch keine Krise aus, sondern sprach angesichts des starken Vorjahres von einer Stabilisierung auf normalerem Niveau. Gedreht wurde das Van-Geschäft mit einem 10-prozentigen Absatz- und 15-prozentigen Umsatzplus.Konzernweit steigerte Daimler den Absatz dank Vans und Cars um 6 % auf 839 300 Fahrzeuge. Auch aufgrund von Rückwind von der Währungsseite zog der Umsatz überproportional um 8 % auf 43,3 Mrd. Euro an. Das Konzernergebnis stieg um 3 % auf 1,81 Mrd. Euro. Die Nettoliquidität im Industriegeschäft verringerte sich seit Jahresbeginn von 16,3 Mrd. auf 9,6 Mrd. Euro. Im Wesentlichen ging dies auf die Dividendenzahlung und die Effekte der Leasingnehmerbilanzierung nach IFRS 16 zurück. Ob angesichts des Fokus auf den freien Cash-flow eine Anpassung der Dividendenpolitik erwogen werde, ließ Wilhelm offen. Da sich die Ausschüttung am Gewinn 2019 orientiere – ausreichend Cash-flow vorausgesetzt -, werde man sich dazu nächstes Jahr äußern.Das Ende September gegen ein Bußgeld von 870 Mill. Euro eingestellte Strafverfahren wegen Dieselabgasmanipulationen wird sich erst im vierten Quartal im Cash-flow niederschlagen, erklärte Wilhelm. In die Gewinn-und-Verlust-Rechnung war es bereits im zweiten Quartal über Rückstellungen eingeflossen. Wilhelm zeigte sich überzeugt, dass die Nettoliquidität im Industriegeschäft zum Jahresende eine zweistellige Milliardenhöhe erreichen werde.Die Anleger zeigten sich trotz der spärlichen Aussagen zur Strategie zunächst zufrieden. Die Daimler-Aktie legte am Donnerstag 3,3 % zu und war damit drittstärkster Dax-Wert. Die meisten Analysten blieben bei ihrer Meinungen zur Daimler-Aktie.