Daimler-Partner BAIC unter Druck

Nach Gerüchten über Aufstocken der Beteiligung geht Aktie in den Sinkflug

Daimler-Partner BAIC unter Druck

nh Schanghai – Neu aufgekommene Spekulationen über ein Interesse der Daimler AG an einer Aufstockung ihrer Beteiligung am Gemeinschaftsunternehmen mit BAIC treiben die Anleger des chinesischen Autobauers in die Flucht. Die an der Hongkonger Börse notierte Aktie des staatlich kontrollierten chinesischen Autokonzerns brach am Mittwoch um bis zu 14 % ein und ging letztlich bei 4,39 HK-Dollar mit einem Tagesverlust von 11,3 % aus dem Handel.Am Vortag hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg mit Verweis auf eingeweihte Kreise berichtet, dass Daimler daran interessiert sei, ihre Beteiligung an dem Joint Venture Beijing Benz Automotive (BBAC) von gegenwärtig 49 % auf 65 % aufzustocken und sich diesbezüglich in einem frühen Verhandlungsstadium mit BAIC befinde (siehe BZ vom 5. Dezember). Seitens Daimlers heißt es allerdings, man sei mit der bestehenden Partnerschaft zufrieden, während BAIC den Bericht der Agentur über bereits angelaufene Gespräche zurückwies.Die Anleger scheinen dennoch äußerst verunsichert zu sein. Eine reduzierte Beteiligung an dem hochprofitablen Joint Venture wird trotz der Einnahmen, die der Verkauf der hoch bewerteten Anteile bringen würde, als langfristige Wertbeeinträchtigung gesehen, zumal die chinesischen Anleger dem Potenzial von chinesischen Autobauern mit ihren Eigenmarken abseits der Partnerschaften mit globalen Autobauern stark misstrauen. BAIC würde für eine Abtretung von 16 % der Anteile an BBAC nach Einschätzung von Analysten eine Summe von 2,3 bis 3 Mrd. Euro erhalten.Nachdem Chinas Automarkt in diesem Jahr eine starke Korrektur durchgemacht hat und erstmals seit der Jahrtausendwende auf einen Absatzrückgang bei Pkw zusteuert, liegen die Nerven bei Investoren blank. Nach flotten Zuwächsen 2017 hat die BAIC-Aktie in Hongkong seit Jahresbeginn nunmehr gut 57 % eingebüßt. Dabei spielen neben der schwachen Verfassung des Automarktes auch Sorgen über die Folgen einer Lockerung des Joint-Venture-Zwangs beziehungsweise des Eingehens von Kontrollmehrheiten ausländischer Autobauer an den Gemeinschaftsunternehmen zur Produktion von westlichen Markenfahrzeugen in China eine Rolle. BMW als VorreiterPeking hat in diesem Jahr bekannt gegeben, dass die Beteiligungsgrenze für ausländische Konzerne an den chinesischen Joint Ventures von 50 % spätestens Anfang 2022 aufgehoben wird. Allerdings zeigt Peking Bereitschaft, in Einzelfällen auch vor dieser Datumsmarke entsprechende Arrangements einer Beteiligungsaufstockung zuzulassen. Im Oktober hatte sich BMW unter Zustimmung der Regierung darauf verständigt, ihren Anteil am Joint Venture mit der ebenfalls staatlichen Brilliance China Automotive Holdings von bislang 50 % auf 75 % zu erhöhen, und bezahlt dafür 3,6 Mrd. Euro. Dieser Deal war nicht nach dem Geschmack der chinesischen Anleger und hatte der Brilliance-Aktie einen Kurseinbruch um 30 % beschert.