Daimler startet Internet-Handel
bl Stuttgart – Bisher fährt der Autokonzern Daimler den Premiumkonkurrenten BMW und Audi hinterher. Jetzt preschen die Stuttgarter voran. Als erster Autohersteller weltweit starten sie am heutigen Dienstag den Online-Vertrieb von Autos im Internet. Vorreiter des Pilotbetriebs ist Hamburg. Anfang kommenden Jahres soll Warschau folgen und danach ein außereuropäisches Land, sagt Andrea Finkbeiner-Müller, Leiterin der Händlernetzentwicklung bei Mercedes. Die Offensive ist Teil der Strategie, die die Marke mit dem Stern bis 2020 wieder auf Platz eins unter den Premiummarken bringen soll.Bestellt werden können nur vorkonfigurierte Fahrzeuge der A- und B-Klasse, des Sportwagens CLS Shooting Brake sowie des Coupés CLA. Später könnte die C-Klasse folgen. Die Autos können nur im Rahmen eines Leasing-Pakets, inklusive Lieferung mit Zulassung und Versicherung geordert werden. Im Angebot sind derzeit 70 Fahrzeuge in den beliebtesten Ausstattungsvarianten. Dass gerade diese Fahrzeuge angeboten werden, ist kein Zufall: Sie stoßen bei der Zielgruppe – jüngeren, urbanen und internetaffinen Kunden – auf besonders großes Interesse. Daimler geht es darum, zusätzliche Kundengruppen zu erschließen.Das Thema Internet-Vertrieb ist heikel. Als BMW im Juli ankündigte, das neue Elektroauto i3 im Internet anzubieten, gab es Ärger mit den Händlern. Die Münchener mussten etwas zurückrudern. Sie versicherten, es handle sich um einen zusätzlichen Service, nicht um die Abkehr von den traditionellen Händlern.Daimler trägt deshalb Sorge, die Händler mit einzubinden. Auch wenn ein Kunde in Stuttgart über den Online-Shop in Hamburg bestellt, erfolgt die Abwicklung über die Niederlassung bzw. den Vertragspartner in Stuttgart. “Wir müssen uns weiterentwickeln. Jedem ist klar, dass sich der Kaufprozess ändert”, sagt Finkbeiner-Müller. “Ich habe vor zehn Jahren meine Weihnachtsgeschenke auch anders gekauft.”Daimler erprobt auch sonst neue Ansätze im Vertrieb. Im Sommer etwa gab es temporäre Pop-up Stores bei Hamburger Stadtteilfesten sowie ebenfalls temporäre Pavillons in Großstädten. 14 Vertragsabschlüsse seien dabei etwa in Warschau entstanden. Ausgebaut wird auch das Netz sogenannter City Stores in Metropolen wie Paris, Mailand oder Berlin. Das Netz soll bis 2020 von 20 auf 40 Stores erhöht werden.Wie sich der Erfolg der Pilotphase misst und wie lange sie dauert, ist unklar. Billiger als herkömmliche Angebote sind die Autos jedenfalls nicht, obwohl die Vertriebskosten niedriger sind. Daimler stellt den Vertrieb generell auf neue Beine und hat die Verantwortung dafür kürzlich direkt im jeweiligen Geschäftsfeld verankert.