Daimler streicht weltweit über 10 000 Jobs

Autokonzern einigt sich auf Eckpunkte mit Betriebsrat - Beschäftigungsgarantie in Deutschland gilt weiter

Daimler streicht weltweit über 10 000 Jobs

scd Frankfurt – Der Autokonzern Daimler hat erste Eckpunkte des geplanten milliardenschweren Sparprogramms mit dem Betriebsrat beschlossen. In den kommenden drei Jahren bis Ende 2022 will der Stuttgarter Autobauer mindestens 10 000 Stellen streichen. Personalvorstand Wilfried Porth sprach am Freitag von einer niedrigen fünfstelligen Zahl. Ende 2018 arbeiteten weltweit laut Geschäftsbericht knapp 300 000 Menschen für Daimler. In Deutschland sind die Möglichkeiten des Konzerns für Stellenstreichungen stark eingeschränkt. Betriebsbedingte Kündigungen bleiben hierzulande bis Ende 2029 weiterhin ausgeschlossen. Daimler setzt daher auf eine Reihe alternativer Maßnahmen, um auch in Deutschland den Stellenabbau voranzutreiben.So soll die bereits bewährte Praxis der Altersteilzeit für bestimmte Personengruppen im Unternehmen monetär noch attraktiver gestaltet werden. Auch für die befristete Reduzierung der Wochenarbeitszeit sollen Anreize gegeben werden. Zeitlich befristete Arbeitsverträge sollen künftig nur noch in Ausnahmefällen verlängert werden. Zudem setzt Daimler auf die natürliche Fluktuation. Die Wiederbesetzung frei werdender Stellen soll künftig restriktiver gehandhabt werden, wie der Betriebsrat vor dem Wochenende mitteilte.Daimler-CEO Ola Källenius hatte auf den Kapitalmarkttagen in London und New York bereits Mitte November angekündigt, bis Ende 2022 rund 1,4 Mrd. Euro an Personalkosten einzusparen, den Großteil davon mit rund 1,1 Mrd. Euro bei Mercedes Cars & Vans, 300 Mill. Euro im Truck-Geschäft. Anders als der deutlich personalschwächere Wettbewerber Audi, der diese Woche allein für Deutschland den Abbau von 9 500 Stellen mitgeteilt hatte, will Daimler nicht in der Fertigung, sondern primär in der Verwaltung die Axt ansetzen. Laut Källenius soll rund jeder zehnte Manager das Unternehmen verlassen. “Wenn wir ehrlich mit uns sind, waren wir bei den Fixkosten wahrscheinlich noch nie die Benchmark, und wir sind es auch jetzt nicht”, hatte Källenius selbstkritisch erklärt (vgl. BZ vom 15. November). Mit den “gemeinsam mit dem Betriebsrat beschlossenen Eckpunkten zur Verschlankung des Unternehmens” seien die Einsparziele bis Ende 2022 erreichbar, zeigte sich Personalvorstand Wilfried Porth am Freitag überzeugt. “Wir werden die Maßnahmen so sozialverträglich wie möglich gestalten”, versprach er. Details etwa zu Abfindungsprogrammen für freiwillige Ausscheidungen oder Frühverrentung müssen in den nächsten Wochen noch ausgearbeitet werden.Überlegungen, anstehende Tarifsteigerungen in der Metall- und Elektroindustrie im nächsten Jahr nicht mitzugehen, sind laut Betriebsrat dagegen vom Tisch. Während Konkurrent Audi diese Woche noch weitaus tiefere personelle Einschnitte verkündet hatte, sieht BMW sich in der Lage, ohne Stellenstreichungen auszukommen, und hat lediglich die Bonusausschüttungen reduziert. “Den Beschäftigten darf nicht in die Tasche gegriffen werden. Wir wollen keine reine Debatte über Köpfe führen – der Fokus der Personalkostenreduzierung muss auf der Verbesserung von Prozessen und Abläufen liegen”, erklärte der stellvertretende Gesamtbetriebsratsvorsitzende Ergun Lümali. Der Abbau von Kapazitäten dürfe nicht zu einer Leistungsverdichtung führen.Daimler hat derzeit nicht nur mit den steigenden Kosten des Hochlaufs der E-Auto-Produktion zu kämpfen. Auch die Folgen des Diesel-Skandals holen Daimler erst jetzt finanziell ein. Milliardenschwere Rückstellungen hatten das Ergebnis erst 2018 und nun auch 2019 gedrückt.