Jahresprognose gesenkt

Daimler Truck reagiert mit Kurzarbeit auf schwache Nachfrage in Europa

Der Vorstand von Daimler Truck hatte auf eine Belebung der Nachfrage nach Lkw in Europa in der zweiten Hälfte dieses Jahres gehofft. Doch die bleibt aus. Das hat auch Folgen für die Jahresprognose.

Daimler Truck reagiert mit Kurzarbeit auf schwache Nachfrage in Europa

Daimler Truck reagiert mit Kurzarbeit auf Marktschwäche

Fürs zweite Halbjahr erhoffte Belebung in Europa bleibt aus – Jahresprognose für Umsatz und Ergebnis gesenkt

jh München

Die Nachfrage nach Lkw ist in Europa, vor allem in Deutschland, stärker zurückgegangen, als es der Vorstand von Daimler Truck noch im Mai erwartet hatte. „Der Markt bleibt bis Ende dieses Jahres schwach“, sagte Konzernchef Martin Daum in einer Telefonkonferenz. Die Belebung, auf die er gehofft hatte, stellt sich nicht ein. Wie es im kommenden Jahr weitergeht, ist nach seinen Worten noch nicht abzusehen. Die Marktentwicklung lasse sich nur drei bis vier Monate im Voraus erkennen.

Daum bezeichnete das Geschäft im zweiten Quartal als solide – trotz der Lage in Europa und der Wertberichtigung des Joint Ventures BFDA in China. Diese Korrektur des anteiligen Buchwerts auf null belastete das Ergebnis mit 120 Mill. Euro, wie Daimler Truck schon Mitte Juli berichtet hatte. Das Lkw-Geschäft in Nordamerika und das Bussegment, das auch von der Markterholung profitiert, erzielten dagegen die bisher höchsten Umsatzrenditen vor Zinsen, Steuern und Sondereffekten von 14,5% und 9,1%.

„Harte Entscheidungen“

Die Marge der Lkw der Marke Mercedes-Benz, die vor allem in Europa und Brasilien verkauft werden, fiel im zweiten Quartal auf 6,5 (i.V. 9,8)%. „Damit sind wir nicht zufrieden“, sagte Daum. „Wir müssen härter arbeiten, um zur Konkurrenz aufzuschließen.“ Eva Scherer, seit April im Vorstand für Finanzen zuständig, ergänzte: „Wir scheuen uns nicht davor, harte Entscheidungen zu treffen.“

Daum kündigte Kurzarbeit im Werk in Wörth bei Karlsruhe ab September an. Es ist die größte Lkw-Fabrik im Produktionsverbund des Konzerns. Wie viele der rund 10.000 Mitarbeiter es dort treffe, lasse sich noch nicht sagen. Es gehe nicht nur um Arbeitsplätze in der Produktion. Auf Nachfrage sagte Daum, an einen Stellenabbau werde nicht gedacht. Das Unternehmen sei weiterhin sehr profitabel. Zudem gibt es eine mit der Arbeitnehmerseite vereinbarte Beschäftigungssicherung, die bis Ende 2029 gilt. Neue Mitarbeiter werden nach Daums Worten vorerst nicht eingestellt.

Markt in Brasilien erholt

Scherer berichtete, Mercedes-Benz habe im zweiten Quartal sowohl in Deutschland als auch in ganz Europa Geld verdient. Der Rückgang des Absatzes um 22% habe aber eine Unterauslastung der Produktion verursacht. Während sich das Geschäft in Brasilien weiter erholt, ist der Absatz in Europa sogar um rund 40% abgesackt, wie Daum betonte. Da der eigene Anteil in dem besonders schwachen deutschen Markt doppelt so hoch wie im übrigen Europa sei, treffe die Flaute hierzulande das Unternehmen besonders.

Die stark abgeebbte Nachfrage auf dem Heimatkontinent und die laut Daum katastrophale Lage des chinesischen Markts haben, wie erwartet, Folgen für die Jahresprognose. Für den Umsatz senkt der Vorstand die Spanne um 2 Mrd. auf 53 bis 55 (i.V. 55,9) Mrd. Euro. Für das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) erwartet er nun anstelle des Vorjahresniveaus von knapp 5,5 Mrd. Euro einen Rückgang um 5 bis 15%.

Höheres Ziel für Busse

Für die Marke Mercedes-Benz reduziert das Management die Ziele sowohl für den Absatz als auch für die bereinigte Ebit-Marge (6 bis 8% nach 8,5 bis 10,5%). Auch die Erwartungen für das Lkw-Geschäft in Asien wurden gesenkt sowie für die Finanzdienstleistungen, die mit höheren Ausfallrisiken konfrontiert sind. Dagegen soll die Bussparte nun eine höhere Marge von 6,5 bis 8,5% erreichen und das Segment Trucks North America den oberen Wert der angestrebten Spanne von 11 bis 13%.

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