Nutzfahrzeughersteller

Daimler Truck will Ertragspotenzial besser ausschöpfen

Die Aktionäre sind zufrieden mit Daimler Truck. Auf der Hauptversammlung gab es jedoch kritische Nachfragen zum virtuellen Format und zu den Nachfolgeplanungen in Vorstand und Aufsichtsrat.

Daimler Truck will Ertragspotenzial besser ausschöpfen

Daimler Truck will Ertragspotenzial besser ausschöpfen

Lob auf Hauptversammlung für die Geschäftsentwicklung – Kaum ausländische Anteilseigner bei virtuellem Treffen

mic München

Die Aktionäre von Daimler Truck haben sich auf der virtuellen Hauptversammlung (HV) zufrieden gezeigt mit der Geschäftsentwicklung. Auch das Jahr 2023 sei gut angelaufen, lobte Roland Klose von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Kritische Nachfragen gab es unter anderem zum virtuellen HV-Format, zu den Nachfolgeplanungen in Vorstand und Aufsichtsrat sowie zur Profitabilität. Bei einer Präsenz von 76,0% wurden nach knapp sieben Stunden alle Tagesordnungspunkte mit mindestens 92,9% angenommen.

Vorstandsvorsitzender Martin Daum ließ in seiner Rede, die mit rund einer halben Stunde kürzer ausfiel als der – auch aufgrund vieler Formalia verlängerte – 50-minütige Vortrag des Aufsichtsratschefs Joe Kaeser, keinen Zweifel daran aufkommen, dass die Profitabilität erhöht werden soll: „Wir wollen unser gesamtes Ertragspotenzial ausschöpfen.“ Die gleiche Formulierung wählte Kaeser, der hinzusetzte: „Da kann man noch Luft nach oben verzeichnen.“

Finanzvorstand Jochen Goetz zeigte sich am Ende des zweiten Quartals optimistisch. Die Situation an den Märkten deute darauf hin, dass die Nachfrage nach Produkten und Services stark bleibe. Daum sagte, nach dem ersten Quartal habe es ein Missverständnis gegeben. Dass der Auftragseingang um 11% zurückgegangen sei, sei als nachlassende Dynamik interpretiert worden: „Das trifft nicht zu.“ Denn Daimler Truck sei für das laufende Jahr praktisch ausverkauft, und in den ersten Monaten seien die Auftragsbücher für 2024 nicht geöffnet gewesen.

Nachhaltiger Transport im Fokus

Auf die Frage des kritischen Kleinaktionärs Matthias Gaebler, welche die drei größten Probleme seien, nannte Daum an erster Stelle: den nachhaltigen Transport zum Erfolg zu führen. Es gelte, das richtige Produkt, die richtige Infrastruktur und die Kostenparität zu erreichen. Aber für die Fahrzeugherstellung gelte: „Emissionsfreie Fahrzeuge, ob batteriebetrieben oder mit Brennstoffzelle, werden immer signifikant teurer sein als unsere hocheffizienten Diesel-Fahrzeuge.“ Bauchschmerzen bereite ihm die geplante Euro-7-Regulierung für Abgaswerte: Diese „halte ich für eine Verschwendung volkswirtschaftlicher Ressourcen“.

Energisch verteidigte Daum die Daimler-Truck-Strategie, Wasserstoff-Antriebe voranzutreiben. Er werde hin und wieder gefragt, ob dies nicht riskant sei. „Wirklich riskant wäre es“, so seine Replik, „jetzt keine Wasserstoff-Antriebe zu entwickeln.“ Bei einem möglicherweise boomenden Markt für Wasserstoff-Fahrzeuge wäre man nämlich komplett außen vor.

450 Teilnehmer zugeschaltet

Die Kritik vieler Aktionäre konzentrierte sich – wie bereits schon in anderen Hauptversammlungen – auf die Satzungsänderung, die die Durchführung virtueller HVs in den Jahren 2024 und 2025 ermöglicht. Dennoch wurde der Tagesordnungspunkt mit 92,9% angenommen. Kaeser sagte, es seien 450 Teilnehmer bei der Veranstaltung, die 4 Mill. Euro koste, zugeschaltet.

Zugleich legte er offen, dass es während der vorangegangenen HV nur acht Logins aus dem Ausland bei 1.336 Logins auf dem Investor-Portal gegeben habe. „Das zeigt auch sehr schön, dass manche Begründungen von Unternehmen, die sagen, wir brauchen eine virtuelle HV, weil sich dann mehr Aktionäre aus dem Ausland anmelden können, vielleicht nicht wirklich schlagend sind“, räumte Kaeser ein. Er führte jedoch ein anderes Argument ins Feld. Man sei besorgt um die Sicherheit von Organmitgliedern. Randale und Gewalt bei Präsenzveranstaltungen sei möglich: „Hier hat das Unternehmen eine Sicherheits- und Sorgfaltspflicht.“

Verträge werden Thema

Kaeser bestätigte auf Fragen von DWS-Vertreter Hendrik Schmidt, dass die Verlängerung von Vorstandsverträgen oder ihre Änderung in den nächsten Monaten ein Thema sei. Daum (63) hat einen Vertrag bis 2025. Bis 2024 sind bestellt Karl Deppen (57), Andreas Gorbach (48), John O’Leary (62) und Stephan Unger (56).  Alle Aufsichtsräte seien bis 2026 gewählt, sagte Kaeser. Er signalisierte den Willen, die Bestelldauer vor diesem Zeitpunkt zu flexibilisieren.

Goetz erklärte, unter den natürlichen Personen im Aktionariat seien 13.300 ausländische Aktionäre. Daimler Truck hat 823 Millionen Aktien im Umlauf und zählt 930.000 Aktionäre. Bei 304 Millionen Aktien sei der Inhaber nicht bekannt, detaillierte der Finanzvorstand. 661.000 Aktionäre hielten bis zu 100 Aktien, 250.000 zwischen 101 und 1.000, 12.200 zwischen 1.001 und 10.000, 38 zwischen 10.001 und  100.000 und zwei Aktionäre mehr als 100.000 Aktien. 

Der jüngste Aktionär sei laut Aktienregister am 15. April 2023 geboren, 360 Aktionäre seien 100 Jahre oder älter. Man könne die Zahl nicht verifizieren, darunter könnten Erbfälle sein.

Daimler Truck besitze sieben Millionen Quadratmeter Grundstücksfläche und drei Millionen Quadratmeter Gebäudefläche, erklärte die Verwaltung auf Nachfrage. Der Buchwert liege bei 840 Mill. Euro, davon entfielen 610 Mill. Euro auf Gebäude. Eine Ermittlung des Verkehrswertes finde nicht statt.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.